Direkt zum Inhalt wechseln
|

2×5 mit: Sven Hieronymus

Interview: Tessa Bischof
Foto: Ramon Haindl

Was ist eigentlich dein Hauptberuf?
Mein Geld verdiene ich hauptsächlich als Comedian. Aber ich moderiere auch viel und „schauspielere“. In meiner Seele bin ich jedoch Musiker. Ein Konzert mit unserer Band „Se Bummtschacks“ ist immer noch ein Highlight.

Hast du Lampenfieber?
Die einzigen Auftritte, bei denen ich noch so richtig Lampenieber
habe, sind die auf der AIDA. Da kennen mich vielleicht 200 Leute und die anderen 800 nicht. Wenn du die nicht in den ersten fünf Minuten kriegst, dann gehen die. Das ist ein immenser Druck und da habe ich Lampenfieber. Aber trotzdem mache ich das gerne. Man sieht die Welt und bekommt Geld dafür. Da kann ich auch mal einen Abend Druck aushalten.

Wie bereitest du dich auf deine Programme vor?
Schon bevor ich mit Comedy angefangen habe, habe ich festgestellt, dass ich Leute unterhalte, mit dem, was ich sage. Vielleicht auch, weil ich offen über unangenehme Dinge sprechen kann. Dinge, die andere Menschen nie erzählen würden, weil sie sich schämen. Ich schäme mich aber für nichts, weil das Leben einfach so ist. Am liebsten frage ich meine Freunde, wie sie es fanden und die sagen: „Sven, das war wie beim Grillen! Das war halt de Sven.“ Das ist das schönste Kompliment für mich.

Wieso hat Leberwurst deine Karriere als Rockstar zerstört?
Ich habe mit meiner Metalband auf dem Marktplatz in Mainz gespielt. Plötzlich ruft meine Mutter von hinter der Bühne: „Bub, ich hab dir zwei Leberwustbrote und eine Kanne Pfefferminztee mitgebracht!“ Da bist du Anfang zwanzig, Schlagzeuger, singst von „Kill“, „Die“ und „Hate“ und deine Mutter bringt dir Leberwurstbrote. Das war sehr uncool. Aber trotzdem hab ich damals schon den Witz darin erkannt und heute kann ich drüber lachen.

Was sind die positiven und die negativen Seiten an deinem Beruf?
Positiv ist, dass ich von dem leben kann, was ich kann. Also das, für was ich wahrscheinlich auf die Welt gekommen bin: Menschen zum Lachen zu bringen und lustig zu sein. Das ist unbezahlbar. In meinem alten Beruf als Pädagoge habe ich mich in den letzten Jahren nicht mehr wohl gefühlt. Dieses innere Gefühl, diese Diskrepanz: Auf der einen Seite musst du eine Familie ernähren, auf der anderen Seite gehst du kaputt. Das ist das Schöne jetzt: Das ich das machen kann, was ich will. Negativ ist, dass es nicht ausbleibt, dass die Leute, die mich nicht kennen, sich das Maul über mich zerreißen, dass ich arrogant wäre und was weiß ich noch alles. Wenn diese Bekanntheit auf der einen Seite nicht so nötig wäre, könnte ich auch gut darauf verzichten.

Worin liegt deine Faszination für Fußball und Mainz 05?
Ich bin Fußball-Fan, seit ich auf der Welt bin. Ich war auch schon zu Zeiten der Oberliga-Südwest da, mein Opa hat mich mitgenommen. Ich will auch einfach nur Fan sein – mit einem Bier und einer „Worscht“ in der Hand. Da kann ich kreischen und schimpfen und jubeln und anfeuern. Das finde ich schön und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Hast du ein Lebensmotto?
Wenn man dir auf deiner Lebensautobahn eine Abfahrt anbietet und du auf der geraden Strecke nicht glücklich bist, dann nimm die Abfahrt und nutze die Chance. Natürlich kann dir keiner sagen, was hinter der Kurve ist: Eine Mauer, eine Straße oder der Weg zum Paradies? Aber ich glaube, die wenigsten Menschen nutzen diese Ausfahrt, wollen kein Risiko eingehen. Ich habe gelernt, es geht immer weiter und habe mich bewusst für die Comedy entschieden, obwohl ich schon so alt war mit 38 Jahren.

Kannst du dir vorstellen, Mainz zu verlassen?
Nein, das ist meine Stadt. Ich bin hier groß geworden und ich werde hier sterben. Es wäre für mich viel einfacher, nach Köln zu ziehen. Aber ich werde nie aus dieser Stadt weggehen. Ich kenne Mainz in- und auswendig. Ich fühle mich hier sauwohl und mag die Menschen. Immer wenn ich aus dem Urlaub heim komme und über die Weisenauer Brücke fahre – obwohl das ja schon hässlich ist, was man da zuerst von Mainz sieht – geht mir das Herz auf. Ich werde hier nie wegziehen.

Was würdest du denn an Mainz verbessern?
Man kann viel in dieser Stadt besser machen. Aber wenn wir alles besser machen würden, dann wäre es ja nicht mehr diese Stadt. Mainz lebt ja vom Dilettantismus, also davon, dass wir eigentlich nichts können, außer Helau zu rufen und mit Traktoren durch die Straßen zu ziehen. Der Gutenberg hat mal zufällig hier gewohnt – das war aber auch das einzige. Alle Menschen, die nichts können, wohnen mittlerweile hier und deshalb gehöre auch ich hier hin. Das macht die Stadt aus und für mich so sympathisch. Und das ist Comedy, über sich selbst lachen zu können. Und das können die Mainzer.

Welches Tier wärst du gerne?
Ein Löwe! Ich bin auch Sternzeichen Löwe. Ich glaube zwar nicht an die ganze Sternzeichen-Scheiße, aber als ich irgendwann mal gelesen habe, was einen Löwen ausmacht, musste ich zugeben, dass ich da ganz gut reinpasse. Der Löwe hat dieses Patriacharlische, er würde alles für seine Familie tun. Und er ist jemand, der zwar laut schreit, aber eigentlich den ganzen Tag schläft. Der Löwe macht eigentlich gar nichts. Er hat nur eine lange Mähne und liegt dumm rum. Das ist meine Welt.