Sie leiten die Kunsthalle seit 2007 und werden im Juli dieses Jahr aufhören. War das Ende überraschend für Sie?
Nein. Mein Vertrag wurde bereits um zwei Jahre verlängert. Ein Wechsel in der Leitung ist danach üblich. Für eine Kunsthalle ist es wichtig, nach einer gewissen Zeit ein neues Gesicht zu bekommen, um einen anderen Blick auf die Kunst zu erhalten. Lebenslange Anstellungen im Museums- oder Kunstverein bzw. Kunsthallenbereich sind eher die Ausnahme.
Haben Sie denn überhaupt Lust zu gehen?
Einerseits schon, andererseits nicht. Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Jedenfalls muss ich dann nicht mehr zwischen Mainz und Fürth pendeln, wo ich mit meinem Mann lebe. Dorthin, also nach Mittelfranken, werde ich meinen beruflichen Mittelpunkt verlegen. Ich weiß nur noch nicht, ob ich weiterhin Ausstellungen leiten und organisieren möchte. Ich kann mir auch vorstellen, etwas anderes zu machen, zum Beispiel stärker wissenschaftlich und theoretisch zu arbeiten. Zu meiner Studienzeit habe ich zweimal versucht, einen Doktor zu machen, wurde aber von der Praxis eingeholt. Es ist aber nach wie vor ein Wunsch von mir, mich einem Thema lange und intensiv zu widmen.
Welche Akzente konnten Sie in Mainz setzen?
Der Hauptakzent lag darin, die Bürger an zeitgenössische Kunst heranzuführen, also zu zeigen, dass das kein Larifari ist, was heute gemacht wird. Kunst ist interessant und sperrig und fordert die Auseinandersetzung. Ich mache den Job auch nicht, um Akzente zu setzen, sondern weil ich an die Kunst glaube und die Kraft der Bildsprache. Ein großer Teil der Mainzer Bürger ist sowieso kunstinteressiert, die waren begeistert von der Kunsthalle, haben sich eingelassen und setzen sich mit dem Programm auseinander.
Wie ist die Situation der Kunsthalle im Vergleich zu den anderen Museen und Galerien?
Die Kunsthalle ist einzigartig und etwas ganz anderes als das Landes- oder Gutenbergmuseum. Es gibt demnach eine größere Vielfalt in der Stadt für Kunst- und Kulturinteressierte. So ist es auch gut, dass es hier in Mainz eine Kunsthochschule gibt, was viele nicht wissen. Die Kunsthalle hat vielleicht nicht den Stellenwert eines Landesmuseums oder eines Doms, kann sich aber durchaus mit Frankfurt messen, im Hinblick auf zeitgenössische Kunst.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Kunsthalle?
Dass sie weiterhin ihr ‚Standing‘ ausbauen kann und sich weiterhin bekannt macht, sowohl in der Region als auch darüber hinaus. Dass sie weiterhin unabhängig bleibt und die Kunst nach bestem Gewissen und Können zeigt. Ich versuche, ein gut bestelltes Haus zu hinterlassen, auch wenn noch kein Nachfolger feststeht.
Mensch:
Was schätzen Sie an Mainz und was werden Sie weniger vermissen?
Ich schätze die offene Art. Es gibt so eine Grundsympathie, die ich erlebt habe. Die Weinstuben werde ich sicher vermissen. Natürlich auch die vielen Leute, die ich persönlich oder beruflich ins Herz geschlossen habe. Was ich nicht vermissen werde, weiß ich erst, wenn ich nicht mehr hier bin.
Wie ist die private Frau de Ligt? Zurückgezogen häuslich oder viel unterwegs?
Ich bin keine Partylöwin. Ich liebe es schon, mich zurückzuziehen. Aber ich bin auch viel unterwegs. Irgendetwas dazwischen. Ich gehe gern in eine Weinstube oder bin manchmal im Hafeneck. Außerdem lese ich viel, gerne Belletristik. Aktuell lese ich „Papanoia“ von Ralph Martin. Davor habe ich „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ von Eugen Ruge gelesen. Ich gehe auch gerne wandern, meistens in Oberbayern oder Südtirol. Welche Musik hören Sie? Auf meinem iPod werden Sie alles finden von Funny van Dannen bis Bach Sonaten. Johnny Cash und Roland Kaiser sind auch dabei.
Welche Musik hören Sie?
Auf meinem iPod werden Sie alles finden von Funny van Dannen bis Bach Sonaten. Johnny Cash und Roland Kaiser sind auch dabei.
Haben Sie ein Lieblingskunstwerk?
Mich interessieren und beschäftigen meistens nur aktuelle Sachen. „Historisch“ fällt mir zum Beispiel etwas von Bruce Nauman ein: ein Raum, in dem nichts ist, außer zwei Lautsprecher, aus denen eine ekelhaft verzerrte Stimme zu hören ist: „Get out of this room!“ Man betritt diesen Raum und wird direkt wieder raus geschmissen. Der Raum hat etwas Gewalttätiges, Abweisendes und Ablehnendes. So etwas in der Kunst auf den Punkt zu bringen ist ziemlich stark.
Was würden Sie tun, wenn Geld für Sie keine Rolle spielen würde?
Ich würde nichts ändern. Vielleicht würde ich mir die eine oder andere Handtasche leisten.
Interview: David Gutsche
Foto: Ramon Haindl