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2×5 Interview mit der Mainzer Stadtdruckerin Sandra Heinz


Wie fühlt sich die Ehrung als Stadtdruckerin an und wissen Sie schon, was Sie mit dem Preisgeld anstellen?

Über den Preis habe ich mich sehr gefreut. Das ist eine Anerkennung meiner Arbeit. Ich arbeite schon relativ lange als Künstlerin in Mainz. Mein Atelier war über zehn Jahre in der Waggonfabrik, das die Stadt als Förderatelier unterstützt, und befindet sich jetzt in der Schießgartenstraße. Mit dem Preisgeld sind schon mal zwei Jahre Ateliermiete gedeckt und ich freue mich besonders auf die damit verbundene Ausstellung im Gutenberg-Museum.

Was drucken Sie hauptsächlich?

In den letzten Jahren waren es überwiegend Materialdrucke von Textilien. Zum Beispiel Kleider, manchmal auch Kissen, Decken, grundsätzlich alles, was eine interessante Struktur besitzt und gleichzeitig schon von Menschen benutzt wurde – also keine neuen Textilien. So kann ich etwas über die Person transportieren, der das Kleidungsstück mal gehört hat.

Sie haben bildende Kunst und Theologie studiert. Warum diese Kombination?

Wenn man auf Lehramt studiert, braucht man auf alle Fälle ein zweites Fach. Theologie hat mich schon immer fasziniert. Ich hätte auch gern Philosophie studiert, aber die Kombination war damals nicht möglich. Kunst hat dabei eine Ebene, bei der man sich mit existenziellen Aspekten auseinandersetzt und auch mit Dingen, die über das Verbale und Erklärbare hinausgehen. Kunst und Religion sind auch schon lange miteinander verwoben, wie im Mittelalter oder der Renaissance.

Und was denken Sie über die zeitgenössische Kunst, zum Beispiel in Mainz?

Ich finde es toll, dass wir die Kunsthalle haben. Ich denke trotzdem, in Mainz könnte noch mehr passieren. Es gibt auf der einen Seite eine freie Szene, wo tatsächlich etwas passiert, und auf der anderen Seite die Galerienszene. Die Galerie „Bergner+Job“ hat ja kürzlich geschlossen. Das ist sehr bedauerlich, denn das war eine der wenigen Galerien in Mainz, die auf überregionalen Messen vertreten war. Ein bisschen mehr Vernetzung zum Beispiel mit Wiesbaden wäre sicherlich hilfreich. Man könnte sich zusammen als eine Szene im Rhein-Main-Gebiet präsentieren.

Was ist Kunst für Sie?

Der Schweizer Kurator und Kunsthistoriker Jean-Christophe Ammann, der bis 2001 das Frankfurter Museum für Moderne Kunst geleitet hat, hat mal einen schönen Satz geprägt: Kunst ist ein anschaulicher Denkgegenstand. Das trifft die Sache ganz gut.

Mensch:

Sie sind schon viel herumgekommen – waren in Paris und Italien, hatten Ausstellungen in Brasilien, den USA oder Neuseeland. Was zieht Sie immer wieder zurück nach Mainz?

Ich lebe seit 1992 zusammen mit meinem Mann hier, hatte zehn Jahre das Atelier in der Waggonfabrik und habe hier meine sozialen Kontakte. Ich mag an Mainz dieses Bodenständige, ich mag den Fluss direkt vor der Haustür. Man lebt hier sehr zentral. Und im Rhein-Main-Gebiet habe ich viele Möglichkeiten im Kunst- und Kulturbereich und gleichzeitig mit dem Rheingau oder Rheinhessen die Natur in der Nähe.

Welche Musik hören Sie gerne?

Im Moment gefällt mir die Musik von zwei Frauen sehr gut, die sich witzigerweise BOY nennen, die finde ich klasse. Emiliana Torrini macht auch gute CDs. Daneben mag ich auch klassische Musik, also alles, was eher im instrumentalen Bereich ist, die Cello Suiten von Bach oder Satie. Meine Atelierkollegin, die Malerin Christiane Schauder, macht auch Jazzkonzerte und ist im Musikbereich sehr interessiert.

Was sollte sich in Mainz ändern?

Da muss ich zurückgreifen auf das, was ich vorhin gesagt habe. Im Kunstbereich könnte eine stärkere Vernetzung angestrebt werden. Es müssten auch mehr Gelder für den Kunst- und Kulturbereich eingeplant werden. Man könnte auch im Kreativbereich mehr machen und Kontakte pflegen und aufbauen.

Haben Sie jenseits der Kunst Hobbys, denen Sie nachgehen?

Ich mache sehr gerne Yoga und ziehe Kraft und Konzentration daraus. Ich wandere gerne, lese gern, gehe schwimmen, in Ausstellungen oder ins Kino und Theater.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Gerade weil man so viele Baustellen im Leben hat, finde ich „In der Ruhe liegt die Kraft“ sehr passend.

Interview: Nicola Diehl
Foto: Ramon Haindl