Jüdische Kultur feiern und sichtbar machen – bei den Jüdischen Kulturtagen, die in diesem Herbst an 17 Terminen erstmals in Mainz stattfinden. Konzerte, Lesungen, Führungen und Feste laden ein, sowohl die jüdische Geschichte als auch die aktive jüdische Gemeinde unserer Stadt besser kennenzulernen.
Die Kulturtage sind das Ergebnis des runden Tisches Magenza, an dem sich 15 Vereine und Einrichtungen zusammengesetzt haben, um gemeinsam mit der Stadtverwaltung Veranstaltungen und Projekte rund um die jüdische Gemeinschaft von Mainz zu konzipieren. „Das Engagement der Gemeinde zeigt, wie wichtig das jüdische Kulturleben ist“, betont Oberbürgermeister Michael Ebling, „besonders in Mainz als eine der drei SchUM-Städte.“ Das erste große Highlight der Kulturtage ist daher der Tag der jüdischen Kultur am 2. September, an dem die Neue Synagoge ihre Türen öffnet. Bei Speisen und Getränken wird klassische und jiddische Musik gespielt, gefolgt von einem Vortrag und einer kleinen Synagogenführung. „Für unsere Gemeinde ist es eine Möglichkeit, uns in der Öffentlichkeit auch inhaltlich zu positionieren“, freut sich Rabbiner Aharon Vernikovsky. „Das jüdische Erbe ist präsent und prägt das Stadtbild, etwa in Form der neuen Synagoge. Aber wir sind auch eine Gemeinschaft und damit Bestandteil des hiesigen öffentlichen Lebens.“ Der Fokus liege daher bewusst auf dem heutigen jüdischen Leben. Joanna Wroblewska-Nell, Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde, erklärt: „Wir wollen vielfältige jüdische Positionen repräsentieren. Dabei soll es nicht nur um die Vergangenheit gehen, sondern auch um das heutige jüdische Leben.“ In diesem Sinne darf man sich als Konzert-Perle am 21. Oktober auf ein Konzert der Klezmer-Band „Daniel Kahn and the Painted Bird“ freuen.
Man hoffe zudem, eine Tradition zu schaffen, die sich in den kommenden Jahren wiederholt. Worms könnte dabei als Vorbild dienen: Dort werden die jüdischen Kulturtage in diesem Jahr zum 14. Mal veranstaltet. Was jedoch nicht bedeutet, dass sich die Programmpunkte überschneiden. „Das Programm ist speziell auf Mainz abgestimmt“, erklärt Elke Höllein, Abteilungsleiterin Öffentlichkeitsarbeit in der Stadtverwaltung. So zeigt etwa das Stadtarchiv am 13. September Zeugnisse aus Mittelalter und früher Neuzeit, die die jüdische Geschichte in Mainz dokumentieren. Am 11. November findet auf dem Neuen Jüdischen Friedhof eine Führung zu Mainzer Familien statt. Den Abschluss macht im November die 200-Jahrfeier der Synagoge Weisenau – 1818 wurde sie nach der Zerstörung durch die Franzosen wieder geweiht.