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Zucht in Ordnung

sensor im Kanichenzuchtverein

Text: David Gutsche
Fotos: Katharina Dubno

Sie tragen Namen wie „Blauer Wiener“, „Deutscher Riese“ und „Havanna“. Sind unterteilt in große Rassen bis zu 12 Kilogramm, Mittelgroße und Zwerge; nach Haarstrukturen mit Ober-, Unter- und Zwischenfell oder Augenfarbe. Als Laie kommt man schnell durcheinander. Der Profi wie Zuchtwart Mario Ettari vom Kaninchenzuchtverein Mainz-Bretzenheim kann sie jedoch auf den ersten Blick zuordnen.

Er berät die hiesigen Züchter und gibt Tipps bei der Paarung. 2005 war er Deutscher Meister und fünf Mal Landesmeister mit seinen Klein Silber Gelben und ihrem typisch silbrig-gelb glänzenden Fell. Auf fünf weitere Farbsorten und unterschiedliche Augenfarben können sie gezüchtet werden. „Das Geheimnis bei der Zucht, ist zu wissen, welche Elternhasen man braucht, um sein Ziel zu erreichen“ erklärt Ettari. „Zum Beispiel wenn der Kopf nicht so rund ist, schaut man, dass man ihn dahin bekommt. Das ist das spannende und da muss man wissen wie das geht.“

In Deutschland gibt es ca. 160.000 Rassekaninchenzüchter, die in fast  5.000 Vereinen organisiert sind. 1931 war das Gründungsjahr des Mainzer (Bretzenheimer) Vereins, der 86 Mitglieder zählt, jung und alt, Männer und Frauen, bunt gemischt, sogar Studenten. 12 Euro im Jahr beträgt der Mitgliedsbeitrag und der Verein freut sich über Nachwuchs. Auszeichnen tut ihn eine gute Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung auf den Turnieren oder regelmäßigen Veranstaltungen wie Sommerfest, Kinder-Osterfest oder dem traditionellen Rosenmontagsstand auf der Großen Bleiche.

Nur 12 der Mitglieder sind wirkliche Züchter. Einmal im Jahr führen sie die Deckung durch. Dann lassen sie ihre Zuchtrammler raus zu den Häsinnen, es wird gerammelt was das Zeug hält und nach etwa 31 Tagen ist der Nachwuchs da – bis zu zehn Jungen pro Wurf.

Eine Häsin kann bis zu dreimal im Jahr Junge bekommen. Dies wird jedoch nur selten praktiziert, um die Häsin nicht zu sehr zu beanspruchen. Die Kleinen kommen ab einem gewissen Alter mit auf die Schauen, die dem Züchter zeigen, ob er seine Hasen erfolgreich gepaart und die Nachkommen nach den erforderlichen Kriterien ausgewählt hat. Die Kriterien sind im sogenannten „Standard“ festgelegt, in dem genau beschrieben ist, wie ein Tier dieser Rasse auszusehen hat und was als leichter oder schwerer Fehler von den Preisrichtern zu bestrafen ist. Damals zu Kriegszeiten wurde überwiegend auf Fleisch und Fell gezüchtet. Heute geht es um Körperform, die Streckung der Hinterläufe, Fellfarbe und weitere äußerliche Merkmale. Bis zu 100 Punkte in den verschiedenen Kategorien sind möglich.

Auf dem Bretzenheimer Gelände leben insgesamt 400 Karnickel, untergebracht in 12 Pferchanlagen zu je 50 bis 60 Boxen. Die hochgezüchteten Tiere sind kleine Diven und das Alleinsein in der Box gewohnt. „Wenn man die zusammentun würde, könnten sie sich verbeißen. Die werden auch schon nach drei Monaten von der Mutter abgesetzt“ sagt Vereins-Kassenwärtin Sandra Rosskopp. Sie ist als kleines Mädchen von ihren Eltern, die auch schon Züchter waren, an die Kaninchenzucht herangeführt worden. Die Faszination hat sich bis heute gehalten. Was die ausmacht, fragen wir auch den ältesten Züchter, Schorsch, ein echtes Hasenzuchtmeister-Original: „Es passiert immer etwas neues“ sagt Schorsch, „man weiß nie, was nachher rauskommt. Ich hatte mal zwei weiße Eltern und die Kinder waren trotzdem gescheckt. Außerdem ist das einfach toll mit den Tieren. Die belügen ein nicht, die betrügen einen nicht. Mir macht das einfach Spaß. Wenn die nicht wären, wäre ich schon längst tot“ spricht der Rentner, der weiße Zwergwidder-Kaninchen züchtet, rot- und blauäugig. Wobei die blauäugigen besser gehen derzeit. Namen gibt er ihnen nicht: „Die Zeiten sind vorbei. Das habe ich früher mal gemacht. Aber es fällt dann schwer, wenn man sie irgendwann schlachten muss.“ sagt er und hoppelt von dannen. Wir danken es ihm mit einem Gruß. So ist das Leben im Kaninchenzuchtverein. Heute gerammelt und morgen schon ein alter Hase.

Kaninchenzuchtverein Mainz-Bretzenheim

Albert-Schweizer-Str. 21
55128 Mainz
Telefon: 06131/ 36 95 84

Zentralverband deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V.
www.zdrk.de

Am 4. und 5. 12. findet in der Sporthalle in Gau Bischofsheim die 35. Kreisverbandsschau der Kaninchenzüchter Mainz statt. Gezeigt werden ca. 300 Kaninchen aus 50 Rassen und Farbenschlägen. Die Ausstellung ist geöffnet von 10 bis 16 Uhr.