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Wohnbau-Projekte: Zunehmende Unsicherheiten bei der Finanzierung

Am Lerchenberg will die Wohnbau eigentlich ein Quartier mit an die 500 Wohnungen bauen …

Die Zukunft des einen oder anderen Wohnbau-Projektes steht auf der Kippe. Seit Monaten ist der städtische Haushalt in der Diskussion, und die einst geplanten zinsgünstigen Kredite für Bauprojekte scheinen unter den aktuellen Bedingungen schwer realisierbar. Die Bauwirtschaft kämpft mit steigenden Zinsen und einer schwächelnden Konjunktur. So liegen etwa die Projekte am Medienberg/ZDF derzeit auf Eis. Auch die Baustarts für rund 270 Wohnungen an den Standorten „An der Plantage“ und „Finther Landstraße“ sind wegen der unsicheren Finanzierungslage bedroht. OB Haase signalisiert Unterstützung.

Thomas Will, der ehemalige Geschäftsführer der Wohnbau, warnte bereits im Februar 2023 in der AZ: „Ohne die Unterstützung der Stadt hätten wir die Neubauprojekte zurückstellen müssen.“ Doch die angespannte Haushaltslage der Stadt wirft weiterhin Fragen über die zugesagten Finanzhilfen auf. Ein Gesellschafterdarlehen in Höhe von 40 Mio. Euro ist derzeit fraglich. Ohne diese Unterstützung müsste die Wohnbau auf dem freien Markt Kredite aufnehmen, was die Mietpreise massiv erhöhen würde – auf etwa 21 Euro pro qm kalt. „Das kann sich niemand leisten“. Die Stadt habe jedoch zugesagt, die Finanzierung zu übernehmen.

Dennoch gibt es Unklarheiten: In einer aktuellen Stellungnahme der Stadt fehlt das Darlehen in den Haushaltsplänen. Auf Nachfrage blieb die Verwaltung bislang still. Der aktuelle Geschäftsführer der Wohnbau, Roman Becker, erklärt, dass das Darlehen noch nicht abgerufen wurde, da es bei Projekten wie der Großen Langgasse sowie in Bretzenheim und Ebersheim zu Verzögerungen gekommen sei. Einige Bauvorhaben mit insgesamt 233 Wohnungen und sieben Gewerbeeinheiten stehen zwar kurz vor dem Baustart, aber die Abruftermine für das Darlehen wurden auf 2025 und 2026 verschoben – eine informelle Rückmeldung der Stadt deutete jedoch an, dass dies nicht möglich sei.

Angesichts dieser Unsicherheit arbeitet die Wohnbau an einer neuen Finanzierungsstrategie, da vor allem das Projekt am Medienberg nicht weiter aufgeschoben werden kann.

OB Haase: Mehr Transparenz gefordert

OB Haase versucht, Klarheit in die Lage zu bringen, doch die Informationen bleiben spärlich. „Die Wohnbau hat den Abruf des Darlehens aufgrund eines neuen Zeitplans verschoben. Gemeinsam haben wir Maßnahmen erarbeitet, um die Eigenkapitalausstattung der Wohnbau zu verbessern, wie etwa eine Reduktion der Ausschüttungen für die kommenden Haushaltsjahre. Diese Vorschläge werden wir den Gremien vorlegen“, erklärt Haase. Das Ziel sei es, die Wohnbau in eine stabile finanzielle Lage zu bringen, um mehr bezahlbaren Wohnraum in Mainz zu schaffen und eine soziale Mietpreispolitik zu ermöglichen. Allerdings seien kommunale Haushalte derzeit überall stark belastet.

Trotz dieser Bemühungen bleibt die Frage offen, ob und wann das benötigte Geld für die Wohnbau-Projekte fließen wird. Die Wohnbau verfügt aktuell über liquide Mittel in Höhe von rund 20 Mio. Euro und erzielte 2023 einen Jahresüberschuss von fast 13 Mio. Euro – deutlich unter dem Vorjahresergebnis. Die sinkenden Gewinne sind vor allem auf den Rückgang von Erlösen aus Teilverkäufen der Zimolit-Bestände sowie auf höhere Personal- und Abschreibungskosten zurückzuführen.

Neben den steigenden Bau- und Finanzierungskosten belasten auch der Fachkräftemangel und Materialengpässe die Branche. Doch trotz dieser Herausforderungen bleibt die Nachfrage nach Wohnraum in Mainz hoch. Die mehrjährige Unternehmensplanung der Wohnbau rechnet allerdings mit weiter sinkenden Jahresüberschüssen.

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