Aus der Allgemeinen Zeitung von Maike Hessedenz:
Karstadt und Kaufhof in einer Hand – was bedeutet das für die Einkaufsstandorte? Wie andere Städte, in denen beide Warenhäuser eine lange Tradition in der Innenstadt haben, geht auch in Mainz die Sorge um, ob es auch künftig noch ein großes Warenhaus in der Schusterstraße und ein weiteres auf der Ludwigsstraße geben wird.
Die Geschäftsleitungen der beiden Häuser äußern sich nicht zur aktuellen Entwicklung, verweisen auf die jeweilige Unternehmenszentrale. Weder von Karstadt noch von Kaufhof war am Donnerstag allerdings eine Stellungnahme zum Mainzer Standort zu erhalten.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat dagegen klare Vorstellungen davon, was die Fusion mit sich bringen muss. „Für uns ist klar, dass in Mainz beide Standorte und die Arbeitsplätze gesichert werden müssen“, sagt Verdi-Sprecher Dennis Dacke. „Kaufhof und Karstadt können in Mainz nebeneinander funktionieren“, sagt er. „Wer über eine Milliarde für einen Unternehmenskauf ausgibt, kann in einer wirtschaftlich und touristisch starken Stadt wie Mainz auch in zwei Standorte investieren.“
Zudem fordert die Gewerkschaft, schnell Sicherheit für die Beschäftigten zu schaffen. Wie er von den Betriebsräten gehört habe, herrsche in den entsprechenden Warenhäusern bei den Angestellten eine große Unsicherheit über die Zukunft ihrer Arbeitsplätze, so Dacke. Ziel müsse es ebenso sein, dass auch Karstadt, das derzeit noch im Sanierungstarifvertrag sei, wie Kaufhof wieder in den Flächentarifvertrag Einzelhandel zurückkehre.
Folgen für die Ludwigsstraße
In Mainz spielt bei der Debatte um die Zukunft der beiden Warenhausketten aber vor allem ein Aspekt eine zentrale Rolle: Was bedeutet die Fusion für die Umgestaltung der Ludwigsstraße?
Investor Dirk Gemünden bleibt zuversichtlich, dass er weiterhin mit Karstadt- und Kaufhof-Eigentümer René Benko in guten Gesprächen bleibt. Zwar habe er aktuell noch kein Gespräch zur Fusion mit ihm geführt, „aber ich bin sicher, dass wir eine gute Lösung für die Lu finden werden.“ Einen Zeitrahmen, in dem eine Entscheidung fällt, kann er allerdings nicht abschätzen. Nur so viel: „Wir haben eine Absichtserklärung von Karstadt, am Standort auf der Lu bleiben zu wollen.“ Diese Vereinbarung habe aus seiner Perspektive Bestand, sagt er. Gemünden hat den Gebäudekomplex auf der Lu mit der RNI GmbH, einem Zusammenschluss aus Gemündens J. Molitor Immobilien und der Sparkasse Rhein-Nahe, gekauft. Zu weiteren Spekulationen zur Karstadt- und Kaufhof-Zukunft will sich der Ingelheimer Unternehmer nicht hinreißen lassen.
Karstadt Mietvertrag in der Lu bis 2026
Fakt ist, dass die Immobilie in der Lu, in der Karstadt beheimatet ist, von dem Warenhauskonzern gemietet ist. Der Mietvertrag läuft bis 2026. Das Kaufhof-Gebäude befindet sich dagegen im Eigentum des Unternehmens. Folgende Szenarien sind für Mainz denkbar: Benko lässt beide Warenhäuser bestehen, legt dabei aber womöglich unterschiedliche Schwerpunkte, was die Segmente betrifft.
Zweite Variante: Benko bleibt nur mit einem Kaufhaus in Mainz vertreten. Setzt er dabei auf das Mietobjekt auf der Lu, muss er sich mit der RNI GmbH über die Konditionen des Mietvertrags einig werden, bleibt dafür aber flexibler. Setzt er auf das in seinem Eigentum befindliche Kaufhof-Haus, spart er die Miete. René Benko ist allerdings auch ein leidenschaftlicher Projektentwickler, hat bereits in mehreren Metropolen selbst Einkaufsstandorte entwickelt. Könnte er Interesse daran haben, das 12.000 Quadratmeter große Kaufhof-Haus in bester Innenstadt-Lage selbst umzugestalten und zu entwickeln? Schließlich ist Kaufhof die derzeit wirtschaftlich schwächere Marke der beiden.