Die Arthouse Kinos Frankfurt-Gruppe betreibt die drei Programmkinos Harmonie Eldorado und Cinema in Frankfurt sowie das Casino in Aschaffenburg. Nun kommt auch das Capitol in Mainz dazu. Ab dem 23. August soll es losgehen. Wir sprachen mit Christopher Bausch, Rani Francis und Laurenz Mitzam.
sensor: Wie seid ihr auf das Capitol aufmerksam geworden?
Laurenz: Wir sind durch unsere Nähe zu den Städten und die enge Vernetzung in der Branche auf das Capitol aufmerksam geworden. Nach einigen Gesprächen dachten wir: „Sollen wir das wagen?“ Mit der Aussicht auf eine mögliche Übernahme der Palatin-Kinos sagten wir uns, dass es spannend wäre, auch wenn wir mit dem Capitol zunächst kleinere Brötchen backen müssen. Christopher: Wir haben ein Konzept entwickelt und unsere Arbeit in Frankfurt vorgestellt. Das führte zu zwei Pitch-Runden, nach denen wir als die Glücklichen hervorgingen.
Seit wann betreibt ihr Kinos?
Christopher: Ich begann in Aschaffenburg als Mitarbeiter im Multiplex und übernahm dort 2004 ein eigenes Kino. Es folgten weitere Kinos in Frankfurt, Cinema und Harmonie und später auch das Eldorado. In Aschaffenburg starteten wir mit zwei Leinwänden und bauten dann eine dritte ein. Unser Faible für Arthousefilme war von Anfang an stark.
Ihr glaubt also immer noch ans Kino?
Laurenz: Wir glauben an hochwertige Filme mit Qualität und haben eine Liebe fürs Detail in der Führung und Ausstattung unserer Häuser. In Frankfurt haben wir Räume geschaffen, die die Leute anziehen, inklusive Cafés und Sonderveranstaltungsreihen. Es ist wichtig, dass Menschen zusammenkommen können, um Kino gemeinsam zu erleben. Das hat einen besonderen Wert, den Streaming zu Hause nicht ersetzen kann. Unsere Erfahrungen in Frankfurt stimmen uns zuversichtlich, dass wir auch in Mainz erfolgreich sein können.
Wie geht ihr mit den Erwartungen um, die die Leute euch hier entgegenbringen?
Christopher: Wir haben bereits erste Anfragen von der Uni erhalten und Gespräche mit verschiedenen Personen geführt. Zunächst müssen wir die grundlegenden Dinge erledigen, wie den Aufbau eines kleinen Teams und die Erstellung einer Homepage, damit die Leute uns erreichen können. Unser Ziel ist es, ein wirtschaftlich tragfähiges Haus zu betreiben und gleichzeitig eine Balance zwischen anspruchsvollem Programm und Sonderveranstaltungen zu finden. Was man nicht weiß, wenn man nicht aus der Branche kommt: Da hängen einfach auch Verpflichtungen dahinter. Also man kann nicht einfach Filme einsetzen, wie man lustig ist, und oder Geld für Marketing ausgeben. Bei den Verleihern hängen gewisse Abhängigkeiten dran. Was können wir wieder etablieren? Was war gut? Was machen wir anders? Was haben wir für neue Ideen? Das wird sich einfach auch entwickeln.
Wie stellt man so etwas an mit nur einer Leinwand und nötigen Renovierungen?
Laurenz: In Frankfurt haben wir durch mehrere Kinos und Leinwände die Möglichkeit, ein spezifisches Programm für verschiedene Zielgruppen anzubieten. Mit nur einer Leinwand ist das schwieriger, aber wir hoffen, dass unsere vorhandene Struktur und Ressourcen helfen werden. Wir werden ein kleines Team für Mainz aufbauen und unsere bestehenden Ressourcen in Frankfurt nutzen, wie Social Media, Buchhaltung und Marketing.
Habt ihr Pläne für das Palatin-Kino?
Christopher: Wir wissen, dass es aktuell kein Palatin gibt, aber wir hoffen, dass es in Zukunft hinzukommt. Wir planen erst mal mit dem Capitol, aber behalten das Palatin im Hinterkopf und werden uns auch auf jeden Fall bei einer zukünftigen Ausschreibung für beide Kinos bewerben.
Und was ist euer Konzept oder eure Vision konkret für das Capitol?
Laurenz: Zunächst werden wir das Capitol so eröffnen, wie es ist. Wir bringen unsere persönliche Note ein, aber große Umbauten sind erst mal nicht geplant. Wir möchten herausfinden, was die Mainzer wollen und was gut ankommt.
Rani: In Frankfurt bieten wir hausgemachte Limonaden, verschiedene Weine und eine Kuchentheke an. Ähnliches können wir uns auch für Mainz vorstellen, um den Raum gemütlicher zu machen. Das Foyer hat auf jeden Fall Platz für mehr Sitzgelegenheiten, und auch eine Außenbestuhlung bietet sich an. Wie gesagt, es wird jetzt keine großen Investitionen geben. Aber wir werden schauen, was wir in dem Rahmen verbessern können, damit es ein bisschen wohnlicher ist für alle.
Gibt es schon Pläne für Veranstaltungen oder Events?
Christopher: Wir planen ein kleines Eröffnungs- Festival, um Filme zu zeigen, die während der Schließung der beiden Häuser verpasst wurden. Online-Ticketing wird von Anfang an verfügbar sein. Wir sind offen für kulturelle Events wie Lesungen oder Konzerte und werden uns an die Bedürfnisse und Wünsche der Mainzer anpassen. Wir wissen, dass wir hier eingeschränkter sind als in Frankfurt, also wir können nicht jede Woche mehrere Veranstaltungen machen, das ist hier ein bisschen limitierter. Aber wir sind auf jeden Fall auch offen für alles, was es auch kulturell irgendwie noch außerhalb des Films gibt, auch in Frankfurt. Wir haben natürlich auch eine Sneak, und wenn es sonst Gruppen und Vereine gibt, die mitmachen, die Lust haben, das zu gestalten, da sind wir sehr offen für.
Wie sieht der Fahrplan jetzt konkret aus bis zur Wiedereröffnung?
Christopher: In den nächsten Wochen werden wir uns mit Technik, Ticketsystemen und praktischen Dingen wie Lieferanten und Lagerorganisation beschäftigen. Parallel dazu stellen wir ein Team vor Ort zusammen.
Habt ihr schon eine Homepage aktiv oder könnt sagen, wie die heißen wird?
Laurenz: Die Seite heißt www.arthouse-mainz.de, aber der Name Capitol geht nicht verloren, dementsprechend sind die Social Media-Accounts. In unserer Gruppe haben bisher auch alle anderen Kinos immer ihren eigene Namen behalten.
Interview David Gutsche Foto Jana Kay