Aus der Allgemeinen Zeitung von Nicholas Matthias Steinberg
Die Stadt Mainz hat der Eckkneipe „Viva Moguntia“ in der Kartäuserstraße 5 die Gaststättenkonzession entzogen. „Der Entzug gilt seit Montag dieser Woche“, erklärt Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr. Hintergrund seien Anwohnerbeschwerden, wiederholte Verstöße gegen rechtliche Auflagen sowie „unhaltbare“ Zustände im Innern sowie vor dem Lokal. Seit Jahren gebe es Probleme und Diskussionen.
„Wir sind in den letzten Jahren immer wieder mit Vorwürfen und neuen Auflagen konfrontiert worden. Bisher haben wir uns immer mit der Stadt geeinigt, obwohl dies zu einem erheblichen personellen Mehraufwand und Umsatzverlusten geführt hat“, teilt Martin Hofferberth, Betreiber des „Viva Moguntia“, mit. Dabei habe man abends ab spätestens 21 Uhr einen Ordner eingesetzt. Zudem seien von der Stadt die Öffnungszeiten eingeschränkt worden. Hofferberth fühlt sich ungerecht behandelt, spricht von einer „rigiden Maßnahme der Stadt“ und „überzogenen Anwohnerbeschwerden“. „Uns wurde weder Gelegenheit gegeben, uns ausreichend mit den Vorwürfen auseinanderzusetzen noch uns vor einem Verwaltungsgericht dazu zu äußern.“ Ihm sei bewusst, dass es Anwohner gebe, „die sich über jede kleinste Lärmentwicklung oder Schmutz auf der Straße beschweren“. Hintergrund sind in seinen Augen auch wirtschaftliche Interessen von Besitzern umliegender Gastronomiebetriebe.
Hofferberth kritisiert, dass Stadt und Anlieger jegliche Verschmutzung in diesem Bereich der Altstadt dem „Viva Moguntia“ und seinen Gästen zuschreibe. Grundsätzlich feierten jedoch jedes Wochenende viele Menschen in der Altstadt. Auch sei es für den hauseigenen Ordner „unmöglich, Verschmutzungen, die sich teilweise 100 Meter und weiter von unserem Gastronomieeingang ereignen, zu vermeiden“. Diese Äußerungen kennt man bei der Stadt: In der Tat fühle sich der Betreiber für Vorfälle, die sich in der näheren Umgebung seiner Gaststätte abspielten, nicht verantwortlich, bestätigt Peterhanwahr. So einfach sei es allerdings nicht.
Derweil hat „Viva Moguntia“-Betreiber Hofferberth am Montag einen Offenen Brief an Oberbürgermeister Michael Ebling verfasst und diesem nach eigenen Angaben über 3100 gesammelte Unterschriften von „Viva Moguntia“-Unterstützern beigefügt. Darin heißt es unter anderem: „Insbesondere die Kampagne, die von einigen Anwohnern in Abstimmung mit dem Ordnungsamt geführt wird, schadet unserem Ruf und gibt massiv übertriebene Behauptungen wieder.“ Diverse dokumentierte Verstöße seien komplett erfunden oder nicht unseren Gästen zuzuordnen, so Hofferberth.
Man wolle die Stadt Mainz mit dem Offenen Brief dazu auffordern, „den getroffenen Beschluss außer Kraft zu setzen und mit uns in den Dialog zu treten“, so der Betreiber. Ein vorgeschlagenes Treffen sei bislang ignoriert worden. „Wir sind an einer Lösung interessiert und würden uns eine außergerichtliche Einigung wünschen“, so Hofferberth. Bis auf Weiteres ist die Konzession nun entzogen, erklärt Stadtsprecher Peterhanwahr. Man warte nun ab, ob der Betreiber seinerseits rechtliche Schritte in die Wege leite, einen Widerruf gegen den Entzug der Konzession einreiche.