Selten hat man sich mehr Mühe um die Kommunikation einer Baustelle gegeben als um die Langgasse. Nach den Versäumnissen und dem Baustellen-Chaos der letzten Monate soll nun groß reinegemacht werden. Sogar ein Baustellen-Marketing wird nun entwickelt, als ginge es hier um den BER von Mainz. Immerhin: Die Langgasse ist eine Hauptverkehrsachse durch die Innenstadt, die schon lange in Angriff genommen werden sollte. Nun ist e soweit. Dysfunktionale Parkplätze werden entfernt, Ampelanlagen zugunsten von Kreiseln demontiert, Radwege in beide Richtungen angelegt, Leitungen erneuert und sogar ein lauschiger Platz soll auf dem Parkplatz vor einem Irish Pub entstehen. Die wichtigste Botschaft bei alledem bzw. was die Politik gerne möchte: Liebe Autofahrer und Umländer, Mainz ist auch trotz Baustellen attraktiv und alles noch irgendwie erreichbar. Verschiedene Bauabschnitte sollen das Chaos dieses Mal in Grenzen halten.
Hier die Details aus der Allgemeinen Zeitung:
Ab dem 15. Februar wird die Langgasse dann also erst einmal zum Nadelöhr, zur einspurigen Einbahnstraße, die während der zweijährigen Bauzeit von der Großen Bleiche in Fahrtrichtung Weißliliengasse führt. Einen Verkehrskollaps erwartet man bei der Stadt nicht. Auch die Parkhäuser „Kronberger Hof“ und „Theater“ sollen durchgängig erreichbar sein.
Die Baustelle „wird uns allen viel Geduld abverlangen“, Mainz aber letztlich „schöner machen“ und „mehr Lebensqualität schaffen“, sagt Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) bei der Vorstellung der Pläne. Alle müssten das gemeinsam aushalten, sie sei jedoch optimistisch, dass Stadt und Anlieger die Situation meistern werden.
Verkehrsberuhigung und Mini-Kreisel
Los geht es mit Kanalarbeiten des Wirtschaftsbetriebs im Bereich des neu entstehenden Inselplatzes, zwischen Gymnasium- und Dominikanerstraße, der aktuell noch ein Parkplatz ist. Im Bereich der „Insel“ wird es nach dem Umbau nur noch eine Spur in jede Fahrtrichtung geben. Es entsteht ein verkehrsberuhigter, begrünter Bereich mit Mittelaufpflasterung und gestalterischen Elementen. Die Ampeln entfallen und werden durch zwei Mini-Kreisel ersetzt. Letztlich soll die Umgestaltung den Verkehr reduzieren, dafür Geschäfts- und Fußgängerzone betonen. Im August dieses Jahres soll der neue Inselplatz fertig sein. Parallel starten in diesem Juni auch die Hauptarbeiten in der anderen Straßenhälfte, Richtung Große Bleiche. Geplant ist, dass das Gros der Arbeiten in der Großen Langgasse im November 2019 – rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft – fertig ist. Nach einer Pause wird nochmal von Februar bis Juli 2020 die Emmeransstraße umgebaut. Sie wird künftig keine Einbahnstraße mehr sein, sondern zwei Spuren führen, eine in jede Richtung.
Die Verkehrsdezernentin ist zufrieden: „Diesmal kann wirklich niemand behaupten, wir hätten die Bauarbeiten nicht ausreichend kommuniziert“, so Eder und kam damit auf die Konflikte mit einigen Anliegern zu sprechen, die sich während vorangegangenen Bauarbeiten in Bahnhof- und Schillerstraße oder auch im Hopfengarten benachteiligt fühlten. Sie bleibt dabei: Die Stadt habe die Umgestaltung der Bahnhofstraße gut gemanagt, erklärte die Verkehrsdezernentin. Nur mit einem Betroffenen habe es Streit gegeben.
Transparenz bei Informationen
Das soll sich ändern. Die Stadt möchte diesmal auch den Letzten mit ins Boot holen. Man werde noch transparenter mit der Baustelle umgehen, frühzeitig den Schulterschluss mit Betroffenen suchen. Die Stadt richtet eine Internetseite ein, auf der Bauphasen, Umleitungen und Ansprechpartner aufgeführt sind. Zudem werden Bilder von der zukünftigen Straße und Porträts der Anlieger auf Bannern an den Bauzäunen zu sehen sein.
Die Stadt möchte die neue Straße bewerben, aber nicht als Marketingagentur für die Geschäftsleute auftreten. Die Initiative müsse von den Händlern ausgehen. Den Slogan „Schaustelle statt Baustelle“, den der Verein „Unser Mainz in Rheinhessen“ ins Leben rief, greift die Stadt auf. In der Verwaltung kann man sich kleinere Veranstaltungen und Führungen gut vorstellen. Gerade der neue Inselplatz sei dafür prädestiniert, sagt Elke Höllein, Leiterin der städtischen Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Protokoll, die für die Projektentwicklung verantwortlich ist. Denkbar seien etwa ein kleiner Weihnachtsmarkt, Baustellenführungen oder kleinere Feste. „Wir werden uns bei so etwas gerne unterstützend einbringen.“
Auf einen externen Marketingstrategen, wie ihn der Verein „Unser Mainz in Rheinhessen“ bislang engagierte, wird die Stadt verzichten. „Wir haben Experten hier im Haus, sind sehr gut aufgestellt“, sagt Eder. Zumal man sich auch nicht als treibende Marketingkraft versteht. „Und das ist auch in Ordnung“, sagt Ulrich H. Drechsler, Vorsitzender von „Unser Mainz in Rheinhessen“. Der Verein werde auch weiterhin punktuell auf den Marketingstrategen André Haußmann zurückgreifen. Haußmann hatte im AZ-Interview auch finanzielle Ausgleiche für Gewerbetreibende ins Spiel gebracht. „Wir haben das geprüft, aber das geht nicht“, sagt Eder. Das rheinland-pfälzische Landesstraßengesetz lasse dies in diesem Fall nicht zu.