Direkt zum Inhalt wechseln
|

Über den Wolken: In Mainz-Finthen starten bis zu 100 Flieger im Schnitt täglich

Foto: Norbert Schön

Der Flugplatz in Mainz-Finthen – für manche ein Ort, an dem sie noch nie waren, für andere ein beliebtes Ausflugsziel und eine Location mit einem ganz besonderen Ambiente. Doch wie lange gibt es den Flugplatz schon? Wer arbeitet und was fliegt hier? Wir haben mit den Betreibern gesprochen. „Die ersten fliegerischen Aktivitäten gab es hier schon vor dem Ersten Weltkrieg, da war hier allerdings nur ein Grasplatz“, erzählt Johannes Unger vom Luftfahrtverein Mainz. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Amerikaner den Platz eingenommen und er galt lange als Helikopter- Flugplatz, auf dem einige Helis der US-Army stationiert waren. Anfang der 90er Jahre gab die Army den Flugplatz nach ihrem Abzug der Stadt Mainz zurück. Heute ist der Flugplatz Mainz-Finthen ein „Verkehrslandeplatz“. Betreiber ist die Flugplatz Mainz Betriebs Gesellschaft (FMBG) im Auftrag des früheren Betreibers, des Luftfahrtvereins Mainz.“

Team vom Turm: Flugbetriebsleiterin Elena Rey und Flugleiter Johannes Unger geben Piloten die für sicheres Fliegen am Flugplatz erforderlichen Informationen (Foto: Andreas Kroemer)

Lotsen oder Leiter?
„Der Flugplatz Mainz-Finthen ist ein sogenannter unkontrollierter Flugplatz. Hier gibt es keine Fluglotsen, die den Piloten der an- und abfliegenden Flugzeuge Anweisungen erteilen“, erklärt Johannes Unger weiter. „Auf unserem Turm arbeiten Flugleiter, die den Piloten in der Luft Informationen zum sicheren An- und Abflug und am Boden zum Rollen geben. So sagen unsere Flugleiter, welche Piste in Betrieb ist, und weisen die Piloten beispielsweise auf Verkehr in der Platzrunde oder Segelflugbetrieb hin. Die Piloten handeln jedoch nach eigenem Ermessen unter Beachtung der geltenden Vorschriften, wie zum Beispiel der veröffentlichten Platzrunde. Die Mainzer Flugleiter haben die Berechtigung zur Ausübung des Sprechfunks im Luftverkehr und besitzen eine Pilotenlizenz. Zudem haben sie beim Luftsportverband Rheinland- Pfalz einen Flugleiter-Lehrgang besucht.“

Am Flugplatz Finthen sind eine Vielzahl unterschiedlicher Flugzeugtypen im Einsatz – hier ein einsitziger Doppeldecker, ausgelegt auf die Teilnahme an Kunstflugmeisterschaften (Foto: Andreas Kroemer)

Wie viel Flugverkehr findet in Finthen statt?
„Wir sind ein Flugplatz, der nach Sichtbedingungen an- und abgeflogen wird. Das heißt, die Piloten müssen entsprechend handeln. Werden die Sichtflug-Minima nicht eingehalten, ist bei uns entsprechend wenig Bewegung. Bei gutem Wetter kann hingegen viel los sein. 2022 hatten wir insgesamt 27.120 Starts. Das sind zum Großteil Privatleute und eine große Bandbreite an unterschiedlichen Flugzeugen, darunter auch Segelflieger, die vermehrt auf der Grasbahn landen. Weiterhin haben wir viele Ultraleichtflugzeuge und Eco-Flieger, das sind ein- motorige Flugzeuge bis zu zwei Tonnen Gewicht. Sie bilden den Großteil der Flieger, die privat betrieben werden. Darüber hinaus landen ab und an auch zweimotorige Maschinen. Bis zu 14 Tonnen dürfen hier landen. Das kommt allerdings selten vor, denn die Landebahn ist für solch große Maschinen recht kurz.“

Wann hat der Flugplatz Finthen geöffnet?
„An sieben Tagen die Woche. In der Winterzeit startet der Betrieb um 9 Uhr und geht bis Sonnenuntergang. In den Sommermonaten ist der Flugplatz ab 8 bis maximal 20 Uhr geöffnet. Allerdings gibt es Ausnahmen. Dabei handelt es sich meist um kommerzielle Flugzeuge, etwa Organtransporte oder Bundespolizei.“

Flugplatz-Restaurant „Tower One“:
Von der Panoramaterrasse aus lässt sich der Flugbetrieb bestens beobachten (Foto: Alexandra Rohde)

Und was ist mit dem Fluglärm?
Die zunehmenden Flugbewegungen sorgen nämlich für Unmut im Fluglärmbeirat. Immer wieder gibt es Beschwerden aus der Bevölkerung, Flugzeuge seien zu tief geflogen oder seien zu laut. Per Vereinbarung mit der Stadt waren 2008 maximal 23.500 Starts pro Jahr am Layenhof festgelegt worden. 2022 aber ist die Zahl auf über 27.000 gestiegen. Grund dafür sei, dass der Bau neuer Hangars am Flugplatz erlaubt worden sei und inzwischen insgesamt 35 weitere Flieger dort stationiert seien, die nicht dem Luftfahrtverein gehören. Zwar habe man der steigenden Zahl der Flüge entgegengesteuert, indem zum zweiten Quartal 2022 die Landegebühren erhöht worden seien. Mit den am Layenhof neu stationierten Flugzeugen sei die vereinbarte Zahl der Starts von 23.500 aber dennoch nicht mehr einzuhalten. Wackernheims Ortsvorsteher Dieter Berg ärgerte sich: „Wir wollten nie ein Wachstum am Flugplatz, das hat die Vereinbarung nicht vorgesehen.“ Er will nun nachhaken, wieso überhaupt die Genehmigung zum Bau der Hangars am Flugplatz erteilt worden sei. Grün- und Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger erklärte, eben um negative Entwicklungen entgegenwirken zu können, gebe es den Fluglärmbeirat und die Fluglärm AG. Die AG entwickle gerade ein Punktesystem, nach dem der Lärm eines jeden Flugzeugs festgelegt werden soll. Auch Johannes Unger hat eine Meinung dazu: „Wir können nichts dafür, wenn hier bei schönem Wetter entsprechend viel los ist. Hinzu kommt, dass wir ein in Deutschland mittig gelegener Flugplatz sind, der auf der Durchreise entsprechend gerne angeflogen wird. Dagegen können wir nichts tun.“ Und Dieter Kohl, Geschäftsführer der FMBG, fügt hinzu: „Waren Sie schon mal an einer Autobahnraststätte, die Sie als Gast nicht aufgenommen hat? Sicherlich nicht. Genauso ist es mit uns. Wir dürfen niemanden abweisen.“ Kohl ist verärgert über die Debatte. In seinen Augen dürfe ein zweiter entscheidender Punkt bei der Diskussion um den Fluglärm nicht vergessen werden: „Das alles beruht auf einer Entscheidung aus dem Jahr 2008, sprich vor 15 Jahren. Seither hat sich in der Entwicklung einiges getan. Die Flugzeuge sind leiser geworden, die Motoren nicht mehr mit denen von vor 15 Jahren vergleichbar. Unsere gesamte Schulflotte wurde auf leise und sparsame Motoren umgestellt – das wird bei der Diskussion überhaupt nicht berücksichtigt. Es geht immer nur um die Anzahl der Starts und Landungen. Wie leise viele von diesen aber sind, danach fragt keiner. All unseren Bemühungen, die wir in den letzten Jahren angestellt haben, wird dabei keine Rechnung getragen. Wir haben sogar unsere Tankstellenpreise stark angehoben und sind mittlerweile eine der teuersten Tankstellen in der Umgebung. Dazu sind die Lande-Entgelte erhöht. Je schwerer und lauter ein Flieger ist, desto mehr Gebühr muss verrichtet werden. Zudem gibt es immer mehr Motorsegler mit Elektroantrieb, auf die wir in Zukunft immer mehr umstellen werden. Unser Hauptproblem ist aber wie gesagt: Wir können nicht steuern, wer alles bei uns landen möchte.“

Text Alexandra Rohde

Am 2. September lädt der Flugplatz Mainz-Finthen erstmals seit drei Jahren wieder zum Tag der offenen Tür. Die Besucher erwartet ein buntes Tagesprogramm mit vielen Informationen rund um die Luftfahrt und den Flugplatz.