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Think Big! – DIE LINKE begrüßt die Bewerbung zur Landesgartenschau 2026

DIE LINKE. Stadtratsfraktion begrüßt die Pläne der Stadt Mainz, eine Bewerbung zur Ausrichtung der Landesgartenschau 2026 einzureichen. Dabei müsse die Stadt groß denken und Mittelmäßigkeit vermeiden, um Klimaschutz und der Verbesserung des Wohnumfeldes gerecht zu werden. Die Linke schlägt vor, zukunftsweisende Großprojekte wie zum Beispiel den Bau eines begrünten Hochhauses nach Vorbild des „Bosco verticale“ in Mailand oder einer Untertunnelung der Kaiserstraße in die Bewerbung einzubeziehen. Falls dies wegen der Kurzfristigkeit der Planungen nicht mehr möglich ist, sollten die Überlegungen unabhängig davon angestellt werden.
Die Fraktion kritisiert die bisherigen Planungsvorgaben:
„Der aktuell diskutierten Entwürfe sehen die Aufwertung bereits begrünter Flächen vor – die sich noch dazu größtenteils in der Nachbarschaft privilegierter Wohnlagen befinden. Neue Impulse werden so weder für Mensch noch Natur gesetzt – angesichts von Klimakatastrophe und Artensterben eine Bankrotterklärung.
Großflächig angelegte Tulpenbeete wären – nicht nur aus umweltschützerischer Sicht – eine Horrorvision.

Die LGS darf außerdem nicht dazu führen, dass dringend benötigte Flächen der Naherholung gesperrt oder nur gegen Eintritt zugänglich sind. Vor allem die Lebensqualität von Menschen in beengten Wohnverhältnissen würde dies massiv beeinträchtigen“ so die umweltpolitische Sprecherin Carmen Mauerer.

Der baupolitische Sprecher Martin Malcherek ergänzt:
„Was wir brauchen, ist ein klarer städteplanerischer Fokus und keinen Beitrag zu „Unser Dorf soll schöner werden“.
Eine LGS am Puls der Zeit muss sich mit der Frage auseinandersetzen, wie Stadtbegrünung und Wohnungsbau verbunden werden können. Die LGS ist eine Chance für Mainz, der Mittelmäßigkeit zu entfliehen.“
Dem setzt die Linksfraktion auch eigene Vorschläge entgegen.
So der baupolitische Sprecher Martin Malcherek:
Die Zukunft für Mainz liegt im Himmel. Statt Wachstum in die Fläche und enstprechender Versiegelung sollte sich Mainz den Bau begrünter Hochhäuser überlegen. Die LGS könnte dazu Impulsgeber sein. Konkret könnte ich mir vorstellen, dass über der Anna-Seghers-Bibliothek ein grüner Turm nach Vorbild des „Bosco Verticale“ (=senkrechter Wald) in Mailand entsteht. So könnten auf einen Schlag bis zu 250.000 qm nutzbare Fläche geschaffen werden – ohne einen Quadratmeter neu zu versiegeln. Dies entspricht ca. 1.666 Einfamilienhäusern. Eine ressourcenschonende Ausführung in Holz ist heutzutage technisch möglich (siehe „Woho“ in Berlin). Die Begrünung hilft dem Mikroklima ebenso wie dem Artenschutz und der Bindung von Feinstaub. Im Turm könnten während der LGS bahnhofsnah ein Besucherzentrum und Ausstellungsflächen eingerichtet und danach einer kulturellen und Wohnnutzung zugeführt werden. Der Eingriff ins Stadtbild ist nur gering, weil die Skyline bereits von den Bonifaziustürmen geprägt wird. Allerdings müsste man diese geringfügig überragen, denn 111 Meter sollten bei einem Mainzer Vorzeigeprojekt natürlich erreicht werden. Mit Partnern wie der Wohnbau könnte die Stadt die soziale Nachhaltigkeit durch Mischung der Bewohner*innenstruktur garantieren – Einnahmen durch Vermietung im oberen Preissegment, die aufgrund der exklusiven Lage möglich sind, können zur Subventionierung der ebenfalls einzurichtenden Sozialwohnungen dienen (Mietenstaffel). Die Lage am Hauptbahnhof macht die Nutzung von PKW für die Bewohner*innen weitgehend überflüssig und entlastet die Stadt von Verkehr und seinen Folgen. Der „Anna-Seghers-Turm“ wäre ein Leuchtturmprojekt mit touristischer Strahlkraft auch über die LGS hinaus. Die Idee darf aber kein Solitär sein, sondern muss weitere Projekte ähnlicher Art in Mainz mit sich bringen. Der Kriterienkatalog für die Vergabe der LGS wäre damit übererfüllt.“

Die umwelt- und verkehrspolitische Sprecherin Carmen Mauerer fordert:„Angesichts der enormen Herausforderungen der Klimakatastrophe vor allem an die städtische Entwicklung sollten wir mit einer LGS nicht in Klein-Klein verfallen, sondern groß denken.“ Weiter fragt sie: „Wieso nicht Visionen skizzieren und daran arbeiten, dass Utopien Wirklichkeiten werden? Die Untertunnelung der Kaiserstraße ist eine großartige Idee, um lärm- und schmutzreichen Verkehr so zu lenken, dass die Wohnqualität deutlich erhöht wird. Während der Verkehr unter Tage fließt, kann die Kaiserstraße großflächig begrünt und ihrer ursprünglichen Bestimmung als Boulevard wieder zugeführt werden. Zudem könnten so neue Verbindungsachsen zwischen Alt- und Neustadt geschaffen werden. Die bereits bestehenden Parkanlagen können zu einem Großstadtdschungel verbunden werden, in dem natürlich auch Spielplätze, Ausstellungen und ein Weinstand nicht fehlen dürfen. Die Achse Kaiserstraße kann in einen Rundgang integriert werden, der – den Beschlüssen der Ortsbeiräte Alt- und Neustadt folgend – LGS-Bestandteile in diesen beiden dichtbesiedelten Stadtteilen präsentiert. Ein begrüntes Hochhaus in Bahnhofsnähe könnte Anfangs- und Zielpunkt eines solchen Rundgangs sein, der Beispiele moderner klimafreundlicher und sozialer Stadtplanung vorstellen kann.“
ÜBRIGENS:
Morgen um 18 Uhr findet eine Bürger*innenbeteiligung zum Thema statt, in der (mittelmäßige oder fortschrittliche?) Entwürfe diskutiert werden: www.mainz.de/landesgartenschau-2026