von Michael Erfurth aus der Allgemeinen Zeitung
Steht die Betriebsgesellschaft des Taubertsbergbades vor der Insolvenz? Diese Frage stellt sich, da im Bad, das von der Starwaters-Gruppe des Stuttgarter Unternehmers Uwe Deyle geführt wird, offensichtlich dringend nötige Reparaturarbeiten nicht ausgeführt werden. Zudem liegen laut Wirtschaftsauskunft Creditrefom aktuell Informationen zu Insolvenzverfahren von sechs Gesellschaften in Deutschland vor, an denen Uwe Deyle beteiligt ist. Auch im Rathaus betrachtet man die Entwicklung der Deyle-Unternehmensgruppe mit Sorge. Bürgermeister Günter Beck (Grüne) bestätigte auf AZ-Anfrage, dass sich die Stadt auf alle möglichen Szenarien vorbereite.
Bodenfließen provisorisch verlegt
AZ-Leser Martin Krieg, regelmäßiger Besucher des Bades, schildert die Entwicklung in den vergangenen Monaten: „Die komplette Wintersaison 2015/2016 und auch im Frühjahr 2016 sind mehrere Attraktionen der Therme und der Saunalandschaft immer wieder defekt beziehungsweise werden wochenlang nicht repariert: Zuerst war das Dampfbad über mehrere Monate gesperrt, jetzt ist der Whirlpool in der Therme schon seit zwei Monaten ohne Wasser und im Sanarium sind Bodenfließen seit Monaten provisorisch verlegt, weil der dortige Luftbefeuchter-Springbrunnen defekt ist.“
Zudem würden „längst überfällige Schönheitsreparaturen nicht ausgeführt: Putz bröckelt in der Therme, Farbe fehlt und Stockflecken durch die Feuchtigkeit werden nicht behoben. Beleuchtung und Lampen sind defekt und werden nicht ausgewechselt und die Holzbänke sind brüchig, teils schon so, dass es für Besucher gefährlich wird“. Krieg spricht von einem „zunehmend desolaten Zustand“ und vermutet mit Blick auf andere Bäder, die die Deyle-Gruppe geschlossen oder an andere Betreiber abgegeben hat, dass der Mainzer Anlage das gleiche Schicksal drohen könnte.
Das letzte von fünf Bädern
In einer Broschüre von 2009 mit der Überschrift „Erfrischend anders“ waren noch fünf Bäder aufgeführt, die von der Starwaters-Gruppe deutschlandweit geführt wurden. Geblieben ist nur das Mainzer Bad. Zuletzt ging die Königstherme in Königsbrunn im Juli 2015 in die Insolvenz. Dafür hatte Deyle in einer Presseerklärung die bayrische Stadt mitverantwortlich gemacht, da diese nicht bereit gewesen sei, ihm einen Investitionszuchuss zur Renovierung der über 30 Jahre alten Anlage zu gewähren. Der Mainzer Finanz- und Sportdezernent Beck bestätigt, Deyle sei auch an ihn herangetreten und habe einen Zuschuss in einer Größenordnung von 300.000 bis 400.000 Euro gewollt. „Das habe ich abgelehnt“, sagt der Bürgermeister. Im Pachtvertrag zwischen Stadt und Deyle sei klar geregelt, dass der Betreiber für die Renovierungen zuständig sei. Ein Zuschuss an den privaten Betreiber könne zudem als Wettbewerbsverzerrung interpretiert werden.
Deyle für Stellungnahme nicht zu erreichen
Sollte auch in Mainz ein Insolvenzverfahren eröffnet werden, sei die Stadt vorbereitet, so Beck. Ziel sei, eine Schließung zu verhindern und dem Personal, das sehr gute Arbeit leiste, im Taubertsbergbad eine Perspektive zu geben. Geprüft werden müsse dann, ob ein anderer privater Betreiber gefunden werden kann oder ob die Stadtholding ZBM den Betrieb übernimmt.
Deyle war für eine Stellungnahme am Dienstag nicht zu erreichen, da er sich, so die Auskunft des Stuttgarter Unternehmens, derzeit im außereuropäischen Ausland befindet. Mitte April hatte Deyle auf Anfrage versichert, die Taubertsbergbad-Betriebsgesellschaft sei nicht insolvent.