von Christian Flach Illustration: dainz.net
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, heißt es so schön. Doch der Weg von der Idee zum Kassenschlager ist oft weit und steiniger als gedacht. Zum Glück müssen ihn junge Unternehmer in Mainz nicht ganz alleine gehen. Im Gegenteil: In den letzten Jahren hat sich eine unglaubliche Bandbreite von Beratungsinstitutionen, Gründerzentren, Netzwerken, Messen und Wettbewerben entwickelt, sowohl von Seiten der Stadt als auch privatwirtschaftlicher Natur. Die Liste reicht von A wie Agentur für Arbeit, welche Beratung und finanzielle Hilfe anbietet, bis Z wie Zentrum für Technologie, das sich auf die Förderung von innovativen Ideen aus dem technischen Bereich spezialisiert hat.
Erste Anlaufstellen
Wer noch gar nicht weiß, wohin die Reise geht, sollte zunächst bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) am Schillerplatz vorbeischauen. Hier versorgt das „Starterzentrum“ Existenzgründer mit Informationen (Leitfäden, Checklisten, Ratgeber) und passenden Netzwerken. Jeden Monat organisiert die IHK außerdem kostenlose Sprechtage bei Steuerberatern, Patent- und Rechtsanwälten, für welche Jung-Unternehmern in der Anfangszeit häufig das Geld fehlt. Hochschulangehörige können sich an das Gründungsbüro Mainz wenden, Gründer der Handwerkszunft schauen am besten bei der Handwerkskammer vorbei.
Junge Unternehmen aus dem IT- und Medienbereich sind dagegen beim Startup- Netzwerk Mainz an der richtigen Adresse: Der umtriebige Verein ist ein Zusammenschluss von Mainzer Unternehmen, die sich regelmäßig zum Austausch treffen und dazu auch Startups einladen, um ihnen Zugang zu Firmen, Stadtpolitik und weiteren Netzwerken zu ermöglichen. Seit Kurzem hat das Startup- Netzwerk mit Hardy Trenschok einen neuen Geschäftsführer, der uns erklärt: „Der häufigste Grund, warum Startups scheitern, ist die fehlende Nachfrage nach ihrem Produkt. Deswegen sollten sie früh mit potenziellen Kunden reden und Stimmen einholen, ob ihre Idee überhaupt Sinn macht.“
Wichtige Termine
Eine gute Gelegenheit, der Öffentlichkeit und möglichen Geldgebern die eigene Geschäftsidee zu präsentieren, ist der „Ideas & Invest Venture Day“ am 13. November. Nach einem kurzen Vortrag vor Publikum bekommen Startups hier Feedback vom Ex-perten. Ebenfalls interessant ist der vom Startup Netzwerk organisierte Gründer-Wettbewerb „Funke“, der am 4. Februar 2016 im Club Roxy über die Bühne geht: Hier handelt es sich um einen Startup-Slam, bei dem es gilt, Publikum und Jury von der eigenen Vision zu überzeugen. Auf den Gewinner warten Beratungsleistungen im Wert von 50.000 Euro. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis Ende des Jahres.
Eine weitere wichtige Veranstaltung für Gründer ist das „Startup Weekend Mainz“ (13. bis 15. November). Hier geht es darum, in 54 Stunden zusammen mit Mentoren ein Businesskonzept zu erarbeiten. Am Ende wird der Entwurf einer Jury vorgestellt und bewertet. Der Sieger darf sich über kostenlosen Arbeitsraum, Coaching und Dienstleistungen freuen. Nicht zu vergessen ist auch das regelmäßig stattfindende „Mainzer Gründertreffen“ oder Gründermessen wie die „Ignition“, die im Oktober mit über 100 Ausstellern erfolgreich in der Rheingoldhalle absolviert wurde. Die kleinere Schwester davon ist die jährliche „Aufwind“-Messe der Stadt, die sich vor allem an junge Unternehmen aus dem Bereich Kreativ-, Medien- und IT-Wirtschaft richtet.
Unter dem Motto „Pioniergeist: Ihr Konzept – unser Gründerpreis“ veranstaltet die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) gemeinsam mit dem SWR Fernsehen sowie den Volksbanken Raiffeisenbanken einen Gründerwettbewerb, der jährlich mit insgesamt 30.000 EUR dotiert ist. Die Preisverleihung des Wettbewerbs „Pioniergeist 2015“ findet am 19. November in der ISB in Mainz statt.
Positives Gründerklima
Was Gründen angeht hat Mainz also die Nase vorne. Günter Jertz von der IHK für Rheinhessen erläutert: „Bereits in der ersten Jahreshälfte haben rund 3.000 Gründer in Rheinhessen den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit gewagt.“ Das ist zwar noch kein Argument für sich, da viele Ideen floppen, doch ist das Gründerklima in Rhein Main gut. Das belegen auch Zahlen des statistischen Landesamtes. Zwar ist die Zahl der Gewerbe- Anmeldungen in Rheinland-Pfalz 2014 leicht zurückgegangen, dafür ist Anzahl der Insolvenzen aber noch stärker rückläufig.
Das spricht für eine zunehmende Qualität frischer Unternehmen und eine größere Chance, sich am Markt zu etablieren. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Vernetzung und Prüfung des Geschäftsmodelles. Die Unterstützungs- und Netzwerkmöglichkeiten sind stark ausgeprägt, auch weil viele Existenzgründer sich gegenseitig pushen, zum Beispiel indem sie Produkte anderer Startups anbieten und kooperieren. Wer gründen will braucht Mut – und meistens zahlt sich der aus, ob geldmäßig oder reich an Erfahrungen – die Gründer haben es selbst in der Hand.