Vor etwa einem halben Jahr hat der Stadtrat die Mainzer Mobilität und die Mainzer Stadtwerke aufgefordert, ein Konzept für den weiteren Ausbau des Straßenbahnnetzes zu erstellen. Dabei wurde klar: Erster Baustein des Straßenbahnausbaus könnte die geplante neue Verbindungsspange vom Hauptbahnhof West (Alicebrücke) zum Münsterplatz sein. Möglicherweise könnten bereits 2025 die ersten Straßenbahnen auf diesem rund 250 Meter langen neuen Gleisabschnitt fahren.
Für die Weiterentwicklung des Mainzer Straßenbahnnetzes sollen folgende Strecken geprüft, geplant und realisiert werden.
Verbindungsspange Binger Straße (Alicenplatz – Münsterplatz)
Die Spange ermöglicht eine Entlastung des Hauptbahnhofs als ÖPNV-Knoten. Der Streckenabschnitt ist Bestandteil des aktuellen Flächennutzungsplanes (FNP) der Stadt. Durch den kurzen Abschnitt Binger Straße wird für den Mainzer ÖPNV eine erhebliche Verbesserung durch eine Entlastung des Bahnhofsvorplatzes erwartet. Gahr: „Der Vorplatz hat heute in der Morgenspitze mit drei Fahrzeugabfahrten in der Minute seine Kapazitätsgrenze erreicht.“ Gleichzeitig verkürze sich durch die Direktverbindung vom Hauptbahnhof West zum Münsterplatz, bei Aufrechterhaltung der Umsteigebeziehungen, für viele Fahrgäste die Fahrtzeit in die Innenstadt, wodurch auch eine verbesserte Wirtschaftlichkeit des ÖPNV erwartet wird.
Innenstadtring mit Neustadterschließung
Mit dieser neuen Strecke (Neubau Abschnitt Bismarckplatz – Sömmeringstraße – Hindenburgstraße – Bauhofstraße – Höfchen – Ludwigsstraße mit Anschluss an das Bestandsnetz am Schillerplatz) könnte ein Attraktivitätszuwachs des gesamten Straßenbahnnetzes in Mainz durch eine zentrale Erschließung der Innenstadt (unter anderem Höfchen) und eine attraktive Erschließung des einwohnerstärksten Stadtteiles Neustadt erfolgen. Die Mainzer Mobilität geht davon aus, dass in der Mainzer Neustadt das Potenzial für die Nutzung des ÖPNV besonders hoch ist und eine Verstärkung der Kapazität durch ein schienengebundenes System an dieser Stelle eine deutliche Steigerung der Nachfrage zur Folge hat. Betrieblich ermöglicht diese Teilmaßnahme außerdem eine Umfahrung der bisherigen Straßenbahn-Stammstrecke vom Bismarckplatz zum Hauptbahnhof, womit erstmals der Streckenast nach Hechtsheim alternativ mit der Tram angebunden werden könnte. Im Flächennutzungsplan der Landeshauptstadt Mainz ist für die Neustadterschließung eine Trasse dargestellt.
Anbindung des neuen Heiligkreuz-Viertels und von Teilen der Oberstadt und Weisenau
Dieser Streckenabschnitt könnte zum einen das neue Wohngebiet Heiligkreuz-Viertel mit den fast 2000 neuen Wohnungen besser an den ÖPNV anbinden und gleichzeitig den angrenzenden Teilen der Oberstadt und Weisenau eine attraktive und leistungsfähige ÖPNV-Anbindung gewährleisten. Dieser Streckenabschnitt soll nach den bisherigen Überlegungen von der Bestandsstrecke Richtung Mainz-Hechtsheim im Bereich Pariser Straße/Geschwister-Scholl-Straße östlich durch die angrenzende Bebauung und/oder Grünanlagen in Richtung Hechtsheimer Straße abzweigen. An diese grenzt unmittelbar das zu erschließende Stadtquartier Heiligkreuz-Viertel an. Der Flächennutzungsplan und die Bebauungspläne weisen in diesem Bereich aktuell keine ÖPNV-Trasse aus. Eine Vorfestlegung einer konkreten Streckenführung und einen Endpunkt im Bereich des Quartiers oder ggf. darüber hinaus im angrenzenden Stadtteil Weisenau gibt es aktuell nicht. Gahr: „Für diesen Streckenabschnitt gilt es daher in besonderem Maße, im ersten Arbeitsschritt einer Machbarkeitsstudie mit überschlägiger Nutzen-Kosten-Untersuchung mehrere Varianten zu entwickeln und zu prüfen, um für den weiteren Arbeitsschritt einer standardisierten Bewertung realistische Planungsvarianten vorzuschlagen.“
„Die Straßenbahn ist stadtverträglich, emissionsfrei, CO2-neutral und hat eine deutlich höhere Kapazität als der Bus. Sie ist als großstädtisches Verkehrsmittel zudem für viele Fahrgäste deutlich attraktiver als Busse“, sagte OB Ebling heute nach der Stadtwerke-Aufsichtsratssitzung. Sie ist heute mit einem Fahrgastanteil von rund 35 Prozent ein wesentliches Element des ÖPNV in Mainz. Hinzu kommt: Der Fahrgastzuwachs auf den Mainzer Straßenbahnlinien liegt über der allgemeinen ÖPNV-Entwicklung. „Die Erfolgsgeschichte der Mainzelbahn, mit den Fahrgastzuwächsen in den Stadtteilen Bretzenheim, Marienborn und Lerchenberg nach der Inbetriebnahme Ende 2016 zeigt dies eindrucksvoll“, erläuterte Daniel Gahr.
Ein weiteres Argument für den Ausbau: Seit dem Bau der Mainzelbahn haben sich die Förderbedingungen für solche Projekte deutlich verbessert. Die Bundesmittel werden bis 2025 auf zwei Milliarden Euro jährlich versechsfacht. Zudem können bei neuen Straßenbahnprojekten künftig Planungskosten mit bis zu 10 Prozent der Baukosten in die Förderung einbezogen werden. Die Fördersätze wurden außerdem von 60 auf 75 Prozent erhöht. Auch die Voraussetzungen, ob ein Straßenbahnprojekt von Bund und Land überhaupt gefördert wird, wurden zwischenzeitlich erleichtert. Dies alles führt zu einem geringeren Eigenanteil der Stadtwerke bei der Finanzierung neuer Strecken.
Ebling machte deutlich, dass man noch am Anfang der Überlegungen steht. Für die Bearbeitung des Auftrages ist ein modulares Arbeitsprogramm vorgesehen – modular sowohl im Hinblick auf mögliche Straßenbahn-Erweiterungsabschnitte als auch in Ablauf und Tiefe der fachtechnischen Bearbeitung. Ebenso muss schrittweise die Finanzierung auf Seiten der Fördermittelgeber als auch auf Mainzer Seite geklärt werden.
Stadtwerke-Boss Gahr: „Ziel der Stadt und der Mainzer Mobilität ist es, die Spange Binger Straße zeitnah zu realisieren.“ In einem ersten Schritt soll bereits abgeschätzt werden, wie sich ein neuer Gleisabschnitt zwischen Alicebrücke und Münsterplatz auf die beiden anderen Straßenbahn-Neubauvorhaben durch die Mainzer Neustadt und Richtung Heiligkreuz-Viertel auswirken. Aktuell gehen die Planer davon aus, dass der Abschnitt Binger Straße eher nachgeordnete Relevanz für die beiden übrigen Abschnitte hat. Der Gleisneubau Binger Straße könnte in diesem Fall vorgezogen realisiert werden – bestenfalls bis 2025.
Zwei Dinge sind sowohl Ebling wie auch Gahr sehr wichtig: „Für alle angedachten Straßenbahnausbauschritte gilt: Die politischen Gremien der Stadt Mainz und die Aufsichtsgremien der Mainzer Stadtwerke AG und der MVG werden bei allen Meilensteinen adäquat einbezogen. Und ähnlich wie bei der Mainzelbahn soll begleitend zu den Planungen der neuen Streckenabschnitte eine umfassende Bürgerbeteiligung erfolgen.“
Unternehmensgruppe Mainzer Stadtwerke wird 2020 Ergebnis „über Plan“ erreichen
Der Stadtwerke-Vorstand betonte, dass es in Zeiten der Corona-Pandemie zwar schmerzliche Einbußen bei der Mainzer Mobilität und dem zurzeit geschlossenen Taubertsbergbad gibt, dass sich aber 2020 positiv bemerkbar macht, dass die Unternehmensgruppe sehr breit aufgestellt ist. „Wir werden ein Ergebnis über Plan haben“, sagt Vorstandsvorsitzender Daniel Gahr beim Blick voraus.
Alle Dienstleistungsangebote wurden und werden während der Corona-Pandemie aufrechterhalten. „Sparten wie das Immobilienmanagement, die Mainzer Wärme und die Erneuerbaren Energien liefern in einem stürmischen Jahr sehr gute Beiträge“, betont Vorstand Dr. Tobias Brosze. „Wir haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass wir uns auf Veränderungen einstellen können. Diese Fähigkeit hilft uns auch bisher wieder, gut durch diese Krise zu kommen.“ Und selbst beim Taubertsbergbad gibt es einen positiven Ausblick. Die Planungen für die Sanierung des Wellness-Bereichs sind jetzt angelaufen.
Die für die verbesserte Umweltzukunft essentiellen Maßnahmen dürfen nicht so lange hinausgezögert werden, um letzten Endes dann noch ganz zerredet zu werden – wie gescheiterte Tramprojekte in zahlreichen Städten, auch mitverursacht durch entsprechend – unverantwortliches – Bürgerverhalten, leider zeigen. Apell an alle beteiligten Amtsträger viel verantwortungsbewußter, engagierter und zügiger zu planen und zu realisieren. Was ein Wahnsinn, dass es mit so einem winzigen Stück neuer Tramstrecke wie Alicebrücke-Münsterplatz (auf ihr fuhr die Tram schon einmal jahrzehntelang; vgl. das ausführliche Buch von Harald Neise!) nun erst 2024/25 los gehen soll! Also sogleich
konzentriertes Besinnen, Handeln an einem Strang und Erfolg für zeitnahes echtes Verbessern des Lebens für alle (und größere Stadtästhetik, statt Unterworfensein dem übermäßigen Autoandrang, ob fahrend oder abgestellt)!
Die Spange durch die Bingerstraße vom Münsterplatz zum Alicenplatz istschon lange fällig und es wurde Zeit, dies nunmehr zu realisieren. Auch der Ausbau duch die Neustadt mit Abzweig am Bismerkplatz ist per se nichts Neues, Mich würder der geplante Strechenverlauf interssieren. Warum erfolgt diese Anbindung nicht Höhe der Einmündung Kaiser- Karl- Ring in die Rheinallee , mit Verlauf bis in die Nahestr. und weiter durch die Wallaustr. bis Sömmeringsplatz (mit Zwichenschleife am Sömmeringsplatz und weiter durch die Gabelsbergerstr. in die Hindenburgstr.?