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Stadt Mainz baut Kita-Netz aus – Hort-Angebot wird jedoch nicht erweitert

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Aus der Allgemeinen Zeitung von Mario Thumes

Die Stadt baut 1.127 zusätzliche Kita-Plätze in den nächsten vier Jahren auf. Das hat Sozialdezernent Kurt Merkator (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung des Bedarfsplanes angekündigt. Zehn neue Kitas sollen über Mainz verteilt entstehen. Von dem Angebot profitieren hauptsächlich Eltern von Kindern bis zu drei Jahren. Für Eltern, deren Kinder bereits auf die Grundschule gehen und die einen Hortplatz suchen, bleibt laut Merkator eine „Lücke in der Versorgung“.

Klaus Cartus ist der Jugendhilfeplaner der Stadt. Und wenn er den „Kindertagesstättenbedarfsplan“ aufstellt, hat er ein Problem: Die Allermeisten, die er einplant, sind noch nicht einmal geboren oder auch nur gezeugt. Deswegen hat sich die Stadt an einem Forschungsprojekt der TU Dortmund beteiligt, das helfen soll, die Prognosen zuverlässiger zu machen. Und so ergibt sich ein klarer Trend: Der Bedarf an Betreuungsplätzen steigt und die Stadt muss sich ins Zeug legen, um diesen zu erfüllen. Denn schließlich haben die Eltern einen Rechtsanspruch auf Betreuung und Kita-Plätze.

Die Zunahme rührt aus zwei Gründen, wie Merkator erklärt: Zum einen sei Mainz eine „Schwarmstadt“. Menschen zögen her, damit steige auch die Zahl der Kinder. Zum anderen würden immer mehr Eltern das Recht auf einen Betreuungsplatz wahrnehmen. Daher geht die Stadt bei den Einjährigen künftig nicht mehr davon aus, dass 40 Prozent der Eltern ihr Kind in eine Kita geben wollen – sondern mehr als die Hälfte – 55 Prozent. Das Betreuungsgeld, das Eltern zusteht, die ihre Kinder zu Hause erziehen, würden nur 45 Prozent beantragen.

Zahlreiche Neubauten

So gerechnet fehlen derzeit 480 Betreuungsplätze für Einjährige in Mainz. Es ist im Vergleich der verschiedenen Altersgruppen der größte Bedarf. Bis auf 180 Plätze will die Stadt dieses Minus bis 2019 drücken. Deswegen baut sie ihr Angebot aus. Zu den 118 Mainzer Kitas kommen zehn neue dazu.

Sechs der zehn neuen Kindertagesstätten werden Krippen sein – sind also ausschließlich für Kinder zwischen null und drei Jahren gedacht, berichtet der Leiter der Abteilung Kindertagesstätten, Thomas Hauf. Die Bauten unterschieden sich von den Kitas für Überdreijährige: Sie müssten etwa Wickelplätze oder kleinere Toiletten bieten. Acht bestehende Kitas werden zudem umgebaut oder erweitert.
Während den Bauarbeiten werden die Kinder auf unterschiedliche Weise betreut, etwa in Containern.

20 Millionen Euro wird die Stadt laut Merkator allein in die Bauten investieren. Grundstückskosten sind darin noch nicht enthalten. Zudem werden rund 150 zusätzliche Erzieherinnen gebraucht. Wobei nicht alle Kitas in städtischer Trägerschaft laufen. Von den bisher 118 Kiten in Mainz werden 52 von der Stadt geführt, den weitaus größten Teil der privaten Träger stellen die beiden Kirchen.

Problem Ganztagsbetreuung

Das Hort-Angebot wird nicht erweitert: „Wir bauen nix ab“, sagt Merkator. Falle ein Angebot weg, werde es wieder ersetzt. Knapp 900 Plätze gab es zum Stichtag 31. Dezember in Mainz. In der Ganztagesversorgung der Grundschüler sei ein „Riss in der Betreuungspolitik des Landes“, sagt Merkator. Würden die Eltern bis zum sechsten Lebensjahr ihres Kindes ein gutes Angebot genießen, würden sie danach mitunter allein gelassen. Merkator würde das Angebot gerne auf städtische Kosten ausbauen, dafür müsse aber der Stadtrat das Geld freigeben.

Wer Glück hat, bringe derzeit sein Kind an einer Grundschule mit Ganztagesangebot unter. Doch obwohl die Stadt versuche, alle Grundschulen von einem solchen Angebot zu überzeugen, würden sich längst nicht alle anschließen.