Aus der Allgemeinen Zeitung von Felix Lieb (Foto: hbz/Stefan Sämme)
Wegen der Straßenbahn mit ihrer unglaublichen Steigung hat mancher schon den Begriff des Klein-San Francisco ins Spiel gebracht. Aber eigentlich hat die Gaustraße, die Verbindung zwischen Schillerplatz und Oberstadt, auch so eine attraktive, faszinierende Mischung aus Läden und vielfältiger Gastronomie zu bieten. Und das erste „Sommerfest in der Gaugass“ sollte am Samstag noch zur Steigerung der Popularität beitragen.
Die Besucher erlebten einen Tag lang die Gelassenheit jenes alternativeren Straßenzuges, der durch eine Vielzahl von Jungunternehmern mit ihren kreativ gestalteten Läden und Lokalitäten insbesondere in den letzten zwei Jahren einen großen Aufschwung erlebte. So bot das Fest ein buntes Programm aus Livemusik, Modenschau, Kulinarischem, Kinderunterhaltung und anderen kulturellen Besonderheiten.
„Die Gaustraße hat Flair“
Die meisten Läden hatten ihre Aktivitäten in den Außenbereich verlagert. Sie präsentierten sich in einheitlicher in Weiß gehaltener Deko und an Leinen gezogenen bunten Fähnchen. „Die Gaustraße hat Flair“, sagte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP), der mit den beiden Organisatorinnen Vera Kohl, Betreiberin des Cafés „Dicke Lilli, gutes Kind“, und Bente Oelkers von „Fuchs & Bente“ sowie Gersi Gega, Gründerlotse der Stadt Mainz, über das Fest schlenderte. Gerade solche Veranstaltungen erhöhten die für die Betreiber notwendige Frequenz, so Sitte.
Der ursprüngliche Ansatz, die Gaustraße speziell für den Straßenbahnverkehr zu sperren, war nicht durchsetzbar. Aber das erwies sich als Glücksfall. Denn man kooperierte mit der MVG, die nun am gleichen Tag am Gautor das 111-jährige Bestehen ihrer elektrischen Straßenbahn feierte, zu dem sich Besucher durch die Straße nach oben schlängelten. Und auch die katholische Pfarrkirche St. Stephan sorgte für ein attraktives Festprogramm.
Benefiz-Konzert für Flüchtlingshilfe
Beim Benefiz-Konzert für die Ökumenische Flüchtlingshilfe Oberstadt wurde Kindern und Erwachsenen Camille Saint-Saënts zoologische Fantasie „Karneval der Tiere“ zu Gehör gebracht. ZDF-heute-Moderatorinen Petra Gerster leite mit amüsanten Versen zu jener Ansammlung von Lebewesen über, deren unterschiedliche Charakteristika Lutz Brenner an der Orgel in der eigentlich für ein Kammerorchester komponierten Suite humorvoll interpretierte.
Manch einer erklomm im Anschluss die mehr als 200 Stufen des im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Turmes der Kirche und erfreute sich an den Geschichten und Anekdoten, die Siegfried Kirsch zu erzählen wusste. Wie etwa über die vier Kirchenglocken, deren älteste gegossen wurde, als Columbus im Jahre 1492 Amerika entdeckte. Die Teilnehmer wagten noch einen ausschweifenden Blick über die Stadt und das sich bis zum Horizont erstreckende Umland, bevor sie sich wieder dem Fest selbst widmeten.