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sensor Kolumne im Dezember: Dr. Treznok hat keine Lust auf den Weltuntergang


Das Jahr geht langsam vorüber, und es ist mit einer Inflation an Lichterketten und Weihnachtsmännern zu rechnen. Vor allem die Weihnachtsmänner gehen mir auf die Nerven, weil sie eine Veralberung des heiligen Nikolaus sind und mehr mit Coca- Cola zu tun haben als mit Weihnachten. Auch sonst verspricht der Dezember anstrengend zu werden, denn laut Umfragen wollen die Deutschen in diesem Jahr mehr Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben als in den vergangenen Jahren. Andererseits ist es gut, wenn das überall knapper werdende Geld in Umlauf gebracht wird. Nicht nur der Mainzer Weihnachtsmarkt darf also auf steigende Umsätze hoffen.

Aber warum will man mehr Weihnachtsgeschenke kaufen, obwohl alles teurer wird und die Einkünfte weiter sinken? Sind das schon die Vorboten des anstehenden Weltuntergangs, der ja laut Maya-Kalender am 21.12. auf uns zukommt? Dann wäre es dumm, Weihnachtsgeschenke zu kaufen, weil ja Weihnachten dem Weltuntergang zum Opfer fallen würde. Oder ist es die Hoffnung darauf, dass der Weltuntergang nochmal verschoben wird und man sich ein paar Tage später mit Unmengen an Geschenken erleichtert fühlen kann?

Vielleicht hat die zu erwartende Geschenkesteigerung gar nichts mit dem erwarteten Weltuntergang zu tun, sondern eher mit dem erwarteten Untergang des Euro. Ich plädiere ja seit Jahren dafür, den Euro durch die gute alte DDR-Mark zu ersetzen. Das waren noch Zeiten, als alle genug Geld hatten, weil es in den DDRLäden keine Weihnachtsmänner aus Schokolade gab, für die man sein Geld ausgeben konnte. Wenn nun in der Adventszeit alle ihren letzten Euro ausgegeben haben, könnte man meine Idee endlich verwirklichen und dann ins neue Jahr mit den altbewährten Aluminium-Münzen der DDR starten.

Vielleicht tritt auch gar nichts von allem ein. Der Euro wird nicht durch die DDR-Mark ersetzt, die Welt geht nicht unter, und die angeblich demoskopischen Umfragen entpuppen sich als fehlgeschlagene Werbestrategie von Coca-Cola, um uns den letzten Cent aus der Tasche zu ziehen, was aber nicht funktioniert. Vielleicht irre ich mich auch in Bezug auf die Inflation an Weihnachtsmännern, und mir bleibt der Anblick dieser entsetzlichen Weihnachtsmann-Puppen erspart, die in den vergangenen Jahren immer häufiger wie tot von Balkonen und Fenstersimsen hingen.

Dennoch hoffe ich natürlich auf Weihnachten, denn es ist – trotz Weihnachtsmännern und Lichterketten – die schönere Alternative zum Weltuntergang. Vielleicht wurde der Maya-Kalender einfach falsch gedeutet und am 21.12. wird einfach nur ein neuer Rekord im Weihnachtsgeschenke- Verkauf erzielt. Danach können wir uns dann erleichtert mit Massen an Gekauftem beschenken und zum besinnlichen Jahresrückblick übergehen. Da ist ja in Mainz einiges passiert. Ein neuer Oberbürgermeister hisste Regenbogenflaggen, eine auswärtige Spekulantenfirma hatte Pläne für das Areal rund um den Karstadt, nach denen die Mainzer Innenstadt keine Polizeistation mehr gehabt hätte, und die Forderungen nach nichtkommerziellen öffentlichen Einrichtungen und bezahlbarem Wohnraum konnten nicht mehr überhört werden.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich auf den Weltuntergang keine Lust habe und lieber Unmengen an Geschenken bekommen möchte. Ich möchte den Dezember lieber nutzen, um noch etwas Werbung für meine Idee mit der Wiedereinführung der DDR-Mark zu betreiben. Dazu scheint es dann wirklich sinnvoll, jeden Euro im Weihnachtsrummel loszuwerden, denn erst wenn der letzte Euro verschwunden ist, können wir mit der bewährten alten Währung neu starten. Deshalb fordere ich hiermit alle sensor- Leser auf, den Weltuntergang zu boykottieren und stattdessen mit mir zusammen auf Weihnachten zu spekulieren, um danach meine Idee einer Währungsreform umzusetzen. In diesem Sinne wünsche ich allen eine schöne, spannende, besinnliche und vor allem liebevolle Adventszeit.