Im September 2010 mietete der Mainzer Internetdienstleister New Identity AG (Nidag) die oberen drei Stockwerke im alten Weinlagergebäude am Zollhafen (wir berichteten). Der Einzug war im Mai 2012. Der Mietvertrag läuft zehn Jahre mit Option auf fünf weitere Jahre. Die Nidag versprach einen Teil des Platzes an junge Kreative / Startups unterzuvermieten, ähnlich wie im Nordhafen nebenan. Die Rede war von Mietflächen für bis zu 20 kleine Unternehmen sowie Coachingangebote und Netzwerkveranstaltungen. Eine weitere Idee war der „Inkubator“ – hier sollten sich einmal jährlich junge Leute bis 22 Jahre mit ihrer Geschäftsidee bewerben, um für ein Jahr einen kostenfreien Arbeitsplatz inkl. kompletter Ausstattung (vom Tisch bis zum Laptop) und umfangreiches Gründungs-Coaching zu erhalten. Bewerbungen sollten ab Ende 2011 entgegen genommen werden. Das ganze Projekt erhielt schließlich den klingenden Namen „Quartier 500“ wegen des Rheinkilometers 500. Die Stadtwerke als Eigentümer der Immobilie wollten das Ganze mit einem Mietnachlass unterstützen. (Nach neuesten Informationen uns gegenüber kam der Preisnachlass jedoch nicht zustande.) Soviel zur Theorie. In der Praxis liegt nicht nur die Homepage bis heute brach.
Tatsächlich hat die Nidag die Räume kürzlich an zwei mittelgroße Untertnehmen vermietet: die Mainzer Design-Agentur 3st sowie die Software-Firma Brainbot. Die Nidag begründet das mit der „Komplexität des gesamten Projektes“. Parallel dazu seien sie „personell schneller gewachsen, als ursprünglich geplant und benötigen mehr Arbeitsplätze als anfänglich vorgesehen.“ Man sei nun jedoch dabei, „das Ursprungskonzept des Quartiers 500 unter wirtschaftlichen und räumlichen Aspekten zu finalisieren.“
Wir sind gespannt – Stadtwerke Chef Detlev Höhne ebenfalls. Gegenüber sensor wusste er nicht, warum das versprochene Konzept bisher nicht umgesetzt wurde. Die (ursprünglich geplante) „reduzierte“ Miete wurde laut Stadtwerke-Sprecher Michael Theurer – und nach dem neuesten Stand – deshalb auch nicht umgesetzt.
Wie die Stadtwerke weiterhin mitteilen, sind drei kleinere Flächen im 1. Obergeschoss noch zu haben, Büroeinheiten zwischen 150 und 300 Quadratmeter. Ebenfalls noch nicht vergeben sind die geplanten Gastronomieflächen im Erdgeschoß. Hier wünschen sich die Stadtwerke am liebsten ein Restaurant mit rund 140 Sitzplätzen und Außenbewirtung auf einer großen Terrasse und eine Vinothek. Höhne: „Beim Nutzungskonzept für das Erdgeschoß wollen wir uns bewusst Zeit lassen, denn die entsprechenden Gastronomiekonzepte müssen auf die weitere zeitliche Entwicklung des Zollhafenareals abgestimmt werden.“ Die Tiefgarage mit etwa 130 Plätzen unter dem Weinlagergebäude ist eröffnet.