Lockdown heißt für Künstler auch, sich etwas einfallen lassen, zumeist die „kontaktlose Präsentation“. Christiane Schauder hatte doppeltes Glück. Bauunternehmer Gemünden stellte ihr kostenlos ein leerstehendes Ladenlokal zur Verfügung, und die Kulturstiftung des Landes steuerte ein Stipendium bei. Denn die Malerin zeigt nicht nur eigene Arbeiten, sondern lädt seit Juni letzten Jahres immer wieder Künstler als Gäste ein, wobei die großen Schaufenster in der Fuststraße 2 freien Blick von außen erlauben. Eine Galerie auf Zeit, mitten in Mainz, um die Ecke von der Lu.
Mit der Nase an der Scheibe konnte man bisher den Maler Stefan Budian live bei der Arbeit an der Staffelei beobachten, die Produktion eines Multikanal-Musikvideos von Tim Zerban, die Straßenszenen des Londoner Fotografen Richard Bram erkunden oder eine Sammlung von Schutzengel-Bildern des letzten und vorletzten Jahrhunderts. Nun ist es Nicolaus Werner, Atelierkollege von Schauder, der seine großformatigen Papierskulpturen in den Galerieraum gehängt hat.
Werner: „Die Leichtigkeit und die nur vorübergehende Festigkeit einer papierenen Konstruktion kontrastiert die Aussage, Käfige zu schaffen für mentale Befindlichkeiten und für Wahres und Falsches; an der Lambertkirche zu Münster waren sie aus Eisen.“ – womit er auf die dortigen historischen Wiedertäuferkäfige aus dem 16. Jahrhundert anspielt.
Geplant hat Künstlerin und temporäre Galeristin Christiane Schauder noch so einiges: Klanginstallationen aus der Musikhochschule Mainz, die Installation eines Studiotheaters in Offenburg, Live Performances und Videoscreenings, aber auch ganz klassische Ausstellungen – immer an die jeweiligen Corona-Möglichkeiten und -Unmöglichkeiten angepasst.