Die Mombacher Straße soll saniert werden (wir berichteten) und die Pläne schlagen hohe Wellen: 27 Bäume und bis zu 200 Parkplätze stehen auf dem Spiel. Es gehe darum „Mut zu zeigen“, sagt Verkehrs- und Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (GRÜNE). Im Stadthaus äußerte sie sich nun gemeinsam mit dem Leiter des Stadtplanungsamts, Axel Strobach.
Viele Leute habe man erreichen können, die viele Ideen und Wünsche eingebracht hätten und nun in die weiteren Planungen einfließen. „Das daraus resultierende Interesse zeigt aber auch, dass wir vielleicht noch mutiger sein können“, so die Umweltdezernentin, die den von den Bürgern geforderten Erhalt der Bäume begrüßte, aber näher untersuchen lassen will. Nicht alle Bäume seien noch geeignet und die letztlich ermittelte Grünbilanz durch Neupflanzungen wesentlich positiver.
Bei der aktuellen Planung sei von Beginn an darauf geachtet worden, möglichst viele Bäume zu erhalten, betont auch Strobach. Nun sei es ein „Arbeiten im Millimeterbereich“. Man müsse untersuchen, „welche Bäume mit welchen Kompromissen doch noch erhalten werden können“. Wie lange diese Überprüfung dauern werde, sei nicht absehbar. Man wolle sie „schnellstmöglich, aber mit der Sorgfalt, die es braucht“, erarbeiten. Mit den Planungen orientiert sich die Verwaltung auch an den Prinzipien der Schwammstadt, wonach das Niederschlagswasser nicht in die Kanalisation, sondern in die Grünstreifen eingeleitet wird.
Ein weiteres Anliegen betrifft die Stellplätze. Die ursprüngliche Planung sah vor, dass ein Großteil des bisherigen Parkraums wegfallen sollte. Dies stieß auf Unmut unter vielen Anwohnern: Die Sanierung der Straße werde jedoch nicht ohne den Wegfall von Stellplätzen auskommen, so Strobach. Denn klar sei: „Flächen lassen sich eben nicht vermehren, sondern nur anders verteilen“, so Steinkrüger.
Vor dem Alten Jüdischen Friedhof, wo Parken erst gar nicht erlaubt ist, plant die Stadt schon in nächster Zeit aktiv zu werden und die betroffenen Stellen für Autos nicht mehr befahrbar zu machen. Aber auch drumherum wird stark reduziert. Im Großen und Ganzen hält Steinkrüger damit an den Plänen fest. Zwar soll das Anwohner-Parken in dem gesamten Bereich geprüft werden, wohin aber mit den ganzen Autos, darauf gibt es keine Antwort. Es wird lediglich darauf hingewiesen die Tiefgaragen im M1-Areal zu nutzen oder das Parkhaus am Cityport. Die dort exorbitanten Kosten scheinen wenig zu scheren. Eine Alternative ist damit nicht in Sicht: „Ich bin von den Grundzügen des Planungsansatzes überzeugt: Mit der Neuaufteilung der Verkehrsräume und dem Flächengewinn für Baumbeete und Gehwege sind wichtige Bestandteile zeitgemäßer Straßenplanung erfüllt“, so Steinkrüger.
Auch die Pendlerradroute Mainz-Bingen wird zukünftig über die Mombacher Straße verlaufen und am fahrRad.Parkhaus/Hauptbahnhof West enden. Damit ist die Mombacher Straße nicht nur aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht, sie muss auch den damit einhergehenden Ansprüchen gerecht gestaltet werden, so die Dezernentin.
Planungsprozesse begleiten die Mombacher Straße bereits seit vielen Jahren: „Vieles wurde übernommen, manches wieder verworfen“, so Steinkrüger, die dem Bereich zwischen Goethestraße und Altem Postlager nun ein planerisch zeitgemäßes Antlitz verleihen will. Für den Radverkehr sei die Straße unzureichend, die Barrierefreiheit, Fußwegesicherheit und die allgemeine Verkehrssicherheit sei – Stand jetzt – nicht gegeben. Dies alles solle sich künftig ändern. Die gerade Streckenführung soll durch die Schaffung von Grünflächen aufgelockert und damit insbesondere den nächtlichen Rasereien entgegengewirkt werden. Auch mehrere neue, ampelgeschaltete Querungen, sollen mehr Verkehrssicherheit schaffen, werden aber auch ein Stop&Go für die Zukunft bewirken.
Zeitplan
Gehe es nach der Stadt, würden erste Baumaßnahmen bereits im kommenden Jahr an der Fritz-Kohl-Straße stattfinden. Denn danach folgt die Sanierung der Ostein-Unterführung durch die Deutsche Bahn bis 2029. Erst danach – um 2030 herum – könne man an die eigentliche Mombacher Straße. Doch zuerst müssen die Pläne noch genehmigt werden und dann ein geeigneter Bauunternehmer gefunden. Dies kann sich bekanntlich ziehen.
Nun gehe es darum, die Ideen der Bürger in die weiteren Entwurfsplanungen einzuarbeiten. Offen sei derzeit noch, in welcher Form über die nächsten Schritte informiert werde und ein Austausch stattfindet. Zeitnah werde man die Öffentlichkeit darüber informieren.
Fragt sich nur noch wie die Verkehrsströme zu handlen sind, wenn ab 2030 gebaut werden würde und die Mainzer Verkehrsgesellschaft in der Neustadt ihre Straßenbahnlinie evtl. durch die Rheinallee zieht. Eine Abstimmung auch hier wäre gut, damit die Mainzer Straßen in diesem Zeitraum nicht vollends verstopfen. Denn spätestens seit der Umgestaltung der Boppstraße wird es enger für Mainzer Autofahrer.
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Foto: Tim Würz / VRM
Die Separierung des Radverkehrs schafft objektiv neue Gefahren an allen Knotenpunkten, Einmündungen, Ein- und Ausfahrten. Diese werden unter den Tisch gekehrt, um eine Klientel von „Möchtegern-Radfahren“ anzusprechen, die noch 1000 andere Gründe hat, nicht Rad zu fahren, sich das aber irgendwie romantisch verklärt vorstellt.
Ich nutze die Straße regelmäßig mit dem Rad, um zum Hauptbahnhof oder in die Innenstadt zu kommen, trotz des schlechten Asphalts einer der schnellsten Streckenabschnitte. Mit der Separierung wird das zum Spießrutenlauf: Zum gefahrlosen Überholen ist der Radweg zu schmal, an unzähligen Stellen ist mit Querverkehr zu rechnen, dazu Radfahrer in der falschen Richtung, und Fußgänger, die bedenkenlos auf den Radweg latschen, ist ja nicht die Fahrbahn, da fährt ja kein Auto.
Lasst doch den ernsthaften Radverkehr auf der Fahrbahn, wo er laut StVO § 2 hingehört, und die „Ich fahre auch“-Radler auf den Gehwegen. Diese Leute benehmen sich sowieso wie „beräderte Fußgänger“, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Dass die geplante Separierung mit konkreten Unfallzahlen in der bisherigen Verkehrsführung unterlegt wird, ist unter den Umständen nicht zu erwarten, ein vorher-nachher-Vergleich schon mal gar nicht.
Gleichzeitig frisst die Separierung den Platz, der für eine echte Begrünung durch große alte Bäume gebraucht wird. Bis ein neues Bäumchen die CO2-Bilanz, die Kühlung und Beschattung oder die Staubfilterung der Bäume erreicht, die hier einer kurzlebigen Parteipolitik geopfert werden sollen, vergehen viele Jahrzehnte. Der Versuch, das durch eine angebliche „Grünbilanz durch Neuanpflanzungen“ schönzureden, ist in meinen Augen einfach nur dumm.
Das Parken im Bereich des jüdischen Friedhofs zu unterbinden, wird das Geschwindigkeitsniveau des Kraftverkehrs ansteigen lassen. Also noch viel Zeit bis 2030, um doch noch auf ein paar spektakuläre Unfälle zur Rechtfertigung zu spekulieren.