Eine tropische Atmosphäre schafft die Installation von Oscar Ardila in der toll mz – galerie für zeitgenössische kunst, die am 6. August um 19 Uhr ihre inzwischen 5. Ausstellung eröffnet. Auch diesmal präsentiert die Projektgruppe spez.Lab zeitgenössische und ortsbezogene Kunst im ehemaligen Blumenkübel an der Ecke Große Bleiche/ Flachsmarktstraße.
Für die toll mz entwickelt Oscar Mauricio Ardila Luna (*1977, Bucaramanga, Kolumbien) eine Installation, die einen Dialog zwischen dem Ausstellungsort und dem gegenüber gelegenen Landesmuseum herstellt. Dazu verwandelt der in Berlin lebende Künstler und Kunstwissenschaftler den ehemaligen Pflanzkübel in eine öffentliche ‚Wunderkammer’.
Im 16. Jahrhundert in Europa von fürstlichen Sammlern ins Leben gerufen, beinhalteten traditionelle Wunderkammern und Raritätenkabinette vielfältige Souvenirs von kolonialen Eroberungszügen. In Ardilas „Tropenkammer“ finden sich jedoch, statt tropischer Raritäten, in barocker Technik gefertigte Porzellanbananen, verziert mit Mustern und Begriffen, die an Logos bekannter Bananenexporteure erinnern.
Bezug nehmend auf die barocke Porzellansammlung des Museums, greift Oscar Ardila gängige Motive und Begriffe auf, die kolonial geprägte Vorstellungsbilder über ‚die Tropen’ transportieren. So inszeniert der Künstler seine Ausstellung als kritischen Kommentar zur Porzellansammlung des Landesmuseums Mainz und ironisiert die Utopie eines Tropenparadieses, wie sie bis heute als Werbestrategie von der Tourismusbranche und der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt wird.
Die toll mz – galerie für zeitgenössische kunst ist ein neuartiger Ort für zeitgenössische und ortsbezogene Kunst, der mitten in der Stadt Mainz spannende künstlerische Positionen rund um die Uhr öffentlich zugänglich macht. Zu diesem Zweck wurde ein städtischer Blumenkübel in einen ‚white cube’ verwandelt, der wie ein Schaukasten allen Passanten, statt der üblichen Bepflanzung, frische Triebe junger Kunst präsentiert. Thema der künstlerischen Arbeiten ist der öffentliche Raum vor Ort. Neben Fragen des urbanen Lebens thematisieren die KünstlerInnen der toll – dem Ex-Blumenkübel entsprechend – das Verhältnis von Natur und Kultur sowie ökologische Fragestellungen.
Organisiert wird die toll mz von der Frankfurter Künstler- und Kuratorengruppe spez.Lab. Sie entsteht im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz sowie in Kooperation mit dem Kulturclub „schon schön“. Noch bis Ende August 2011 wird die Galerie im Blumenkübel mit regelmäßig wechselnden Ausstellungen den Mainzer Stadt- und Kulturraum bereichern.