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Öffentliche Toiletten: Mainz baut um die 20 davon neu ab 2025

Die WC-Anlage auf dem Frauenlobplatz (Foto: Andreas Klomann)

Seit Monaten arbeitete man nun in der Verwaltung an einem gesamtstädtischen Toilettenkonzept. Auslöser war ein Stadtratsantrag von 2021. Die Ausarbeitung eines solchen Konzepts ist jetzt abgeschlossen. Dieses soll final in der Sitzung des Stadtrats am 29. November 2023 beschlossen werden. Fazit: Fast alles muss neu gebaut werden. Kostenpunkt an die 5 Mio. Euro.
(HIER eine Übersichtskarte über mögliche Standorte.)

„Die Erstellung eines gesamtstädtischen Toilettenkonzepts war sehr arbeitsintensiv und aufwendig. Ich danke allen, die in den letzten Monaten an diesem wichtigen Projekt mitgearbeitet haben. Wir freuen uns, jetzt die nächsten Schritte anzugehen und das Konzept umzusetzen“, erklärt die zuständige Wirtschafts- und Liegenschaftsdezernentin Manuela Matz.

Nach dem Auftrag aus den städtischen Gremien hatte in einem ersten Schritt die Firma KIM eine Bestandsaufnahme der bereits vorhandenen 26 öffentlichen Toilettenanlagen im Stadtgebiet vorgenommen. Dabei wurden alle Anlagen vor Ort begutachtet und nach verschiedenen Kriterien (Auffindbarkeit, Barrierefreiheit, Öffnungszeiten, baulicher Zustand und Sauberkeit) bewertet. Es wurde festgestellt, dass sich mehr als drei Viertel der Anlagen in einem „ausreichenden bis unzumutbaren Zustand“ befinden, und dass fünf Anlagen nicht barrierefrei zugänglich sind.
Damit müssten von den bestehenden 26 stillen Örtchen 9 saniert werden. An drei Standorten – Gutenberg-Museum, Regierungsviertel und Kaisertor am Rheinufer – würden ohnehin im Zuge von Baumaßnahmen und Umgestaltungen die Toiletten angegangen werden, kündigte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz im Gespräch mit der Allgemeinen Zeitung an.

Dennoch: Gleich 29 neue Toilettenanlagen könnten neu gebaut werden – zumindest hat die Verwaltung so viele Standorte identifiziert, an denen weitere Toiletten nötig wären.

Einbindung der Ortsvorsteher und Online-Umfrage
Weitere Anregungen aus den Ortsbeiräten und bereits an die Verwaltung herangetragene Standortvorschläge aus vergangenen Gremiensitzungen wurden ebenfalls aufgenommen.

Darüber hinaus erfolgte eine Bürgerbeteiligung in Form einer Online-Umfrage. Die Befragung fand in der Zeit vom 12. Juli bis 25. August 2023 statt. Insgesamt 1.954 Antworten wurden abgegeben mit 3.614 Standortvorschlägen für das Mainzer Stadtgebiet. Insgesamt wurde eine hohe Unzufriedenheit festgestellt. Toilettenanlagen würden unter anderem in Parks, der Innenstadt und am Rheinufer fehlen. „Es ist toll, dass sich so viele Bürger an der Umfrage beteiligt haben. Das zeigt, dass dieses Thema die Menschen bewegt“, so Matz.

Zur Priorisierung von Standortvorschlägen galt bei der Betrachtung der Fußgängerfrequenzen das Interesse für den Personenkreis, der sich zwecks Freizeitaktivitäten und zum Einkaufen in Mainz aufhält. Auf Basis der Fußgängerfrequenz je Hektar wurde eine Analyse des Stadtgebietes durchgeführt und ein Grenzwert errechnet. Alle Flächen, die über dem Grenzwert liegen, bieten Potential für neue Toilettenanlagen, da dort ausreichend hohe Fußgängerströme vorhanden sind. Als Bedarfsquellen wurden Orte im Stadtgebiet identifiziert, an denen sich aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften ein hoher Anteil an Personen aufhält oder vorbeikommt. Hierzu zählen etwa Einkaufsstraßen und Ortskerne, Parkanlagen, Spielplätze etc. Ein Standort für eine neue Toilettenanlage wird dort empfohlen, wo sich Potentialflächen und Bedarfsquellen treffen.

Drei Prioritätengruppen ermittelt

Nach einer Analyse wurden die Standortvorschläge dann in drei Kategorien eingeteilt: Gruppe A (höchste Priorität), Gruppe B (mittlere Priorität) und Gruppe C (niedrige Priorität). Dabei wurden auch die Nennungen im Rahmen der Bürgerbeteiligung und Vorschläge aus den städtischen Gremien berücksichtigt.

Bei der Gruppe A handelt es sich um Standorte mit der höchsten Priorität, welche alle in Arealen mit hoher bis sehr hoher Fußgängerfrequenz und wichtigen Bedarfsquellen (Spielplätze, Parkanlagen, Ortszentren) in unmittelbarer Nähe liegen.

Folgende Standorte wurden der Gruppe A zugeordnet:

  • Altstadt: Kronberger Hof/Schillerplatz
  • Gonsenheim: Breite Straße/Josef-Ludwig-Platz
  • Altstadt: Holzhofstraße/Hopfengarten
  • Hartenberg/Münchfeld: Martin-Luther-King-Park
  • Lerchenberg: Einkaufszentrum
  • Neustadt: Spielplatz Lessingplatz
  • Laubenheim: Park
  • Altstadt: Ernst-Ludwig-Platz
  • Altstadt. Malakoff-Terrasse/Dagobertstraße

Zur Gruppe B, also Standorte mit einer mittleren Priorität, welche in Arealen liegen mit mittlerer bis hoher Fußgängerfrequenz und Bedarfsquellen in unmittelbarer Nähe und weiteren Bedarfsquellen in näherer Entfernung, gehören:

  • Neustadt: Zollhafen Nordmole
  • Oberstadt: Stadtpark West
  • Altstadt/Neustadt: Kaiserstraße Mittelinsel
  • Bretzenheim: Ortskern
  • Mombach: Hauptstraße östlicher Teil
  • Ebersheim: Ortsmitte
  • Hartenberg/Münchfeld: Dijonstraße/Park
  • Gonsenheim: Elbestraße/Werrastraße
  • Gonsenheim: Juxplatz
  • Weisenau: Paul-Gerhardt-Weg
  • Hartenberg/Münchfeld: Jüdischer Friedhof

Der Gruppe C (Standorte mit niedrigerer Priorität) sind zugeordnet:

  • Hechtsheim: Am Schinnergraben
  • Finthen: Ortskern
  • Weisenau: Alter Friedhof
  • Gonsenheim: Willy-Brandt-Platz
  • Mombach, Franz-Vlaseck-Anlage
  • Gonsenheim: Kirchstraße/Park
  • Gonsenheim: Wildpark
  • Oberstadt: Berliner Siedlung
  • Weisenau: Tanzplatz/Rheinufer

 

Ausstattungsstandards
Um die Bedarfe hinsichtlich der Ausstattungsstandards festzustellen, wurden Gespräche mit verschiedenen Stakeholdern geführt. Ziel war es, die Bedürfnisse und Anforderungen der unterschiedlichen Personengruppen in den Planungsprozess zu integrieren und sicherzustellen, dass die Toilettenanlagen deren Anforderungen gerecht werden. Aus den Reihen des Seniorenbeirates, des Stadtelternausschusses, des Beirates für die Belange von Menschen mit Behinderungen sowie der Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LSBTIQ wurden verschiedene Vorschläge eingebracht zu

  • Wickelmöglichkeiten,
  • Sauberkeit,
  • barrierefreier Gestaltung von Toilettenanlagen,
  • höhenverstellbaren Toilettensitzen,
  • Hinweisschildern/Info-System für Toilettenanlagen

und einiges mehr. Aus diesen Vorschlägen wurden Ausstattungsempfehlungen zu Barrierefreiheit, Vandalismus, Wickeltisch, hygienischer Sonderausstattung und Sicherheit abgeleitet.

„Bedürfnisse verschiedenster Personengruppen berücksichtigen“
Um Menschen mit schweren oder mehrfachen Beeinträchtigungen  eine bessere Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen, soll eine spezielle Toilettenanlage („Toilette für alle“) an einem zentralen Punkt in der Innenstadt, der sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder einem privaten PKW erreicht werden kann, errichtet werden. Als möglicher Standort käme hierfür das Areal Kronberger Hof in Frage.

„Es ist uns sehr wichtig, dass wir die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Personengruppen berücksichtigen. Das gilt ganz besonders für Familien mit Kindern sowie für Menschen mit Beeinträchtigungen“, sagt Matz.

Bei den neuen Standorten werden unterschiedliche Toilettengrößen empfohlen. Bei der Außengestaltung neuer Anlagen soll Ziel sein, einen optischen Wiedererkennungswert zu schaffen und so das Finden öffentlicher Toilettenanlagen zu vereinfachen. Hierfür ist ein Gestaltungsworkshop bzw. ein Wettbewerb zur Außengestaltung vorgesehen.

Die Umsetzung der Ergebnisse erfolgt stufenweise:

Stufe 1

Sanierung / Ersatzneubau / Ersatzstandorte für bereits vorhandene Anlagen

Stufe 2

Prüfung und Umsetzung der unter Gruppe A priorisierten Standorte

Stufe 3

Prüfung der unter Gruppe B und C priorisierten Standorte

Die geschätzten Investitionskosten zur Umsetzung der Stufen 1 und 2 liegen bei rund 4,6 Mio. Euro. Die stufenweise Umsetzung kann frühestens ab dem Jahr 2025 erfolgen. Die Finanzierung erfolgt direkt über den städtischen Haushalt oder bei Bedarf durch Investitionskostenzuschüsse der Stadt Mainz.

Matz: „Wollen und werden Toilettensituation verbessern“ „Mit der gesamtstädtischen Toilettenkonzeption können wir dieses wichtige Thema, das völlig zu Recht viele Menschen bewegt, jetzt ganz gezielt angehen. Bis zur Umsetzung dauert es zwar noch ein wenig, aber wir wollen und werden die Toilettensituation in unserer Stadt verbessern. Das ist absolut notwendig“, erklärt Wirtschafts- und Liegenschaftsdezernentin Manuela Matz.