Wie ein leckerer Weihnachtskalender spannt uns die OB-Wahl auf die Folter. Ein Türchen nach dem anderen öffnet sich: Zuerst kandidiert der unabhängige Nino Haase wieder. Alsbald dazu kommt Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU). Fast zwei Wochen später stellte sich heute Abend die Mainzer SPD-Parteichefin Mareike von Jungenfeld zur Wahl, am Freitag Vormittag wird die FDP ihren Kandidaten bekannt geben und am Samstag die Grünen.
Nachdem der anvisierte Wahl-Termin vom 8. Januar auf den 12. Februar verschoben wurde (Papiermangel für die Wahlzettel heißt es), ist nun länger Zeit für Kandidatur und Wahlkampf und so überrascht es auch nicht mehr über die Maßen, dass die Grünen das letzte (große) Türchen im Kalender öffnen werden – zumindest vermutlich.
Wir haben damit einen starken aussichtsreichen Kandidaten Haase, der schon vor drei Jahren Michael Ebling fast geschlagen hätte – es kam zu einer knappen Stichwahl. Schicksalshaft: Mit seinem Abgang hat Ebling ihm nun die Türen geöffnet.
Wir haben ebenso Manuela Matz von der CDU, die als Seiteneinsteigerin aufgrund des Fehlens von Ampel-Kandidaten in das Amt gekommen ist, und zwar eine gewisse Bekanntheit besitzt, aber eben auch nur die Chancen einer CDU in Mainz hat.
Und wir haben mit der 41-jährigen von Jungenfeld eine bisher noch relativ unbekannte Kandidatin (was es nun gilt, in den nächsten 3-4 Monaten aufzuholen) und wir werden auch bei den Grünen nicht den Riesen-Wurf erleben, weil alle großen Fische entweder nicht wollen oder können.
Dies wird somit eine ungewöhnliche Wahl. Keiner der Kandidaten kann mit einer überwältigenden Mehrheit, Fanbase oder Bekanntheit punkten. Nino Haase hat Pfiff und wo er auftaucht sind ihm die Diskussionen sicher. Matz hat CDU. Von Jungenfeld hat das SPD-Klientel, und die Grünen werden auch auf ihre Stimmen kommen. Entscheidend ist aber, was am Ende hinten rauskommt. Wird im Fahrtwind der Tübinger ein überparteilicher Kandidat Mainz gut tun und auf Anhieb über 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können? Werden SPD oder die Grünen eine absolute Mehrheit erreichen? Es wird nicht einfach für niemanden im 1. Wahlgang durchzumarschieren. Was wiederum heißt, dass die Stichwahl am 5. März die Entscheidende sein könnte. Und welche Mehrheiten sich wiederum bis dahin politisch bilden (etwa CDU+Haase vs. SPD+Grüne etc.), das könnte am Ende dieser Wahl den oder die neue OB von Mainz ausmachen.
Bis dahin liegen fast 20 Wochen Wahlkampf vor uns – bis dahin ist Weihnachten und selbst die Fastnacht längst vorbei und es beginnt beinahe schon wieder der Frühling.
David Gutsche