Am Sonntag lief der neue (alte) Tatort und uns schliefen bei der schauspielerischen Leistung von Roland Kaiser alias Roman König die Füße ein. Kein Wunder, dass unserem OB Michael Ebling sofort der Gedanke kam, es müsse auch mal wieder einen Mainzer Tatort geben. Bei uns geht doch schließlich die Post ab. Und so setzte er sich an seinen Nachttisch und verfasste sogleich einen offenen Brief an den senorigen Oberboss vom SWR Peter Boudgoust. Als „schmerzlich“ empfinde er es, „dass Mainz als Drehort das letzte Mal im Jahre 1980 und insgesamt nur bescheidene drei Mal Eingang in die Drehbücher der Krimiautoren finden durfte“.
Auch die Tatsache, dass ein Großteil der Sendeanstalten der ARD ihre Ermittler in ihre jeweiligen Landeshauptstädte schicken, empfindet Ebling angesichts der beiden Ausnahmen – WDR und SWR – als unausgewogenes Verhältnis. „Sie dürften nicht überrascht sein, dass wir diesen Missstand nur schwer mit unserem Selbstverständnis als stolze Landeshauptstadt in Einklang bringen können“, so Ebling in dem Schreiben an Boudgoust .
Weiterhin wirbt er für Mainz als Drehort: „Als wachsende und pulsierende, zugleich auch als eine der ältesten Städte der Republik, eingebettet im dynamischen und umtriebigen Rhein-Main-Gebiet, haben wir den Anspruch, auch medial in der ersten Liga der Schwarmstädte zu spielen. Dieser Umstand sollte sich auch auf den Fernsehschirmen der Republik wiederspiegeln. Vor allem aber können wir mit Charme und Charisma punkten: Landschaft, Kulturgüter, Bauwerke und Idiom bringen den einzigartigen Charakter von Rheinland-Pfalz in Mainz auf den Punkt – hier schlägt das Herz der Landespolitik, dank ARD (SWR) und ZDF tragen wir das Label der Medienstadt mit Stolz.“
Ebling erinnert abschließend an den ideellen Wert der Krimi-Reihe: „Der Tatort am Sonntagabend gehört zum deutschen Kulturgut wie der Schwarzwald, Udo Lindenberg oder das Weißbier. Bis zu zehn Millionen Menschen fiebern mit, wenn die Kommissare der ARD auf Spurensuche sind. Sehr geehrter Herr Boudgoust, ich würde mich freuen, wenn ich Sie mit diesem Schreiben für Mainz als Schauplatz fesselnder Tatort-Folgen begeistern konnte.“
Wir warten derweil die Reaktion des SWR Intendanten ab. Wird er uns als größte aller Landeshauptstädte eine Chance geben? Und wenn ja, wo wird der Mainzer Tatort spielen? Vielleicht in der neuen Phönixhalle oder dem Allianzgebäude? Mord im Flüchtlingslager oder Wasserleichen im Rhein? Wird Sascha Hehn nun auch als Komissar aktiv? Wir können es kaum noch erwarten. Ein weiterer Meilenstein für unsere Stadt, gleich nach dem Bretzenheimer Bretzelfest.