von Monika Nellessen (Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung vom 23. Juni)
„Wir sollten uns darauf konzentrieren, dass wir dieses Einkaufszentrum brauchen.“ Oberbürgermeister Michael Ebling schont als Mainzer SPD-Vorsitzender auch einzelne Genossen nicht, die Fundamentalopposition gegen das Projekt in der Ludwigsstraße betreiben. „Wer sich an ECE abarbeitet, weil er hier die hässliche Fratze des Kapitalismus zu erkennen glaubt, greift zu kurz“, sagt Ebling an die Adresse von Dr. Gerhard Heck aus der Altstadt-SPD, der in einem Rundumschlag nicht nur ECE, sondern auch die katholische Kirche angegriffen hatte, weil sie einen Verkauf des Hauses Fuststraße 2 nicht definitiv ausschließt.
Er habe Verständnis, so Ebling, dass die Altstadt-SPD aus Sicht der Altstadt-Bewohner manche Positionen etwas pointierter oder sogar konträr zur Mainzer SPD formuliere. Dies habe er einst als Mombacher SPD-Chef auch getan, als es um das Thema Müllheizkraftwerk ging. Trotzdem dürfe die politische Auseinandersetzung ein gewisses Niveau nicht verlassen. Seine Kritik richte sich nicht gegen Altstadt-SPD-Chef Andreas Behringer, der „in vernünftiger Weise“ seine Meinung kundtue, sagte Ebling.
OB: Nicht immer von Risiken reden
Der Oberbürgermeister appellierte, nicht immer nur von möglichen Risiken des ECE-Projekts zu reden. „Die Chance ist eine städtebauliche Aufwertung, und ich möchte, dass wir diese Chance ergreifen. Denn aus städtischen Mitteln werden wir bis zu meinem Lebensende nicht dazu in der Lage sein, eine solche Aufwertung zu finanzieren“, so Ebling weiter wörtlich.
Wer daran zweifele, dass Mainz ein neues Angebot in der Lu brauche, solle einfach „mal samstags nach Frankfurt fahren und sich die Nummernschilder in der Tiefgarage anschauen“. Ebling: „Die Leute suchen bestimmte Angebote und Marken, und wenn sie die nicht in der Mainzer Innenstadt finden, dann begnügen sie sich nicht mit was Anderem, sondern dann fahren sie weg.“ Das Rhein-Main-Gebiet sei heute so vernetzt, dass Shopping für Mainzer in der Main-Metropole, in Darmstadt oder in Wiesbaden heutzutage nichts mehr Ungewöhnliches sei.
Grundstücke als „Faustpfand
Natürlich habe die Stadt ihre Grundstücke und das Baurecht als „Faustpfand“, um ihre städtebaulichen Wünsche gegenüber ECE durchzusetzen. Damit könne ECE bis zu 28.000 Quadratmeter Verkaufsfläche zwischen Lu und Weißliliengasse verplanen, ohne die Eppichmauergasse zu überbauen.
Falls der Investor sich in diesem Rahmen dazu bereit erkläre, das gewünschte kleinteilige, maßstäblich passende Konzept zu verwirklichen, verböten sich weitere unsinnige Diskussionen beispielsweise über die Gesamtzahl der Läden, betonte Ebling. „Wir brauchen das neue Einkaufszentrum in der Lu, um die Attraktivität der Mainzer Innenstadt zu steigern. Denn wenn uns das nicht gelingt, werden wir auch bei den jetzt noch vorhandenen Läden einen viel größeren Leerstand haben.“