von Monika Nellessen (Interview aus der Allgemeinen Zeitung)
Mit einer AZ-Kolumne hat der Mainzer Kabarettist Lars Reichow eine breite Bürgerbewegung für das Gutenberg-Museum in Gang gebracht. Doch was unternimmt die Stadt, damit das Weltmuseum der Druckkunst seinem Anspruch gerecht wird? Dazu ein Interview mit Oberbürgermeister Michael Ebling. (Bild: A. Coerper)
Herr Ebling, Sie sind neu im Amt, und auch das Gutenberg-Museum hat an vielen Stellen Erneuerungsbedarf. Stellen Sie sich an die Spitze der Bewegung für ein modernes Museum?
Ja, ich bin froh, dass hier durch die AZ ein Stein ins Rollen gebracht worden ist. Schließlich ist Johannes Gutenberg der größte Sohn dieser Stadt. Er steht gleichermaßen für die Historie wie für die Moderne. Es ist an der Zeit, dass wir auch im Museum diesen Brückenschlag von der Erfindung der Druckkunst zur Medienstadt Mainz nachvollziehen.
Was wollen Sie als Oberbürgermeister konkret für das Gutenberg-Museum tun?
Das Gutenberg-Museum muss modernisiert werden. Dazu muss es zunächst einen Masterplan geben, welche räumliche und inhaltliche Neukonzeption sinnvoll ist. Ich bin sehr dankbar, dass es ein breites bürgerschaftliches Engagement dafür gibt und damit entsprechende Fachleute für diesen Masterplan hinzugezogen werden können. Dann ist es Sache der Stadt, möglichst bald eine Neukonzeption auf den Tisch zu legen.
Wann rechnen Sie damit?
Ich gehe davon aus, dass wir voraussichtlich im Spätsommer einen ersten Aufschlag haben werden.
Es gab schon früher Überlegungen und sogar konkrete Pläne, das Gutenberg-Museum zu modernisieren und zu erweitern. Die Umsetzung scheiterte an fehlenden Haushaltsmitteln der Stadt. Wie wollen Sie diesmal dafür sorgen, dass es nicht bei der guten Absicht bleibt?
An der Haushaltslage der Stadt hat sich nichts geändert. Trotzdem habe ich das Zutrauen, dass sich unser aller Vision Schritt für Schritt umsetzen lässt. Wenn erst einmal auf dem Tisch liegt, was wir gemeinsam konkret erreichen wollen, werden wir neben den Bürgern auch Unternehmen als Sponsoren für das Projekt begeistern können. Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse hat bereits eine Stabsstelle eingerichtet, um alle Anstrengungen von Stadt, Unternehmen, Initiativen und Bürgerschaft zu bündeln.
Ein Beitrag von Ihnen als Personaldezernent könnte sein, die desolate Personallage im Gutenberg-Museum zu verbessern, welche die engagierte Arbeit der Museumsdirektorin Dr. Annette Ludwig erschwert: Eine Kuratorenstelle ist seit langem unbesetzt. Auch wird fachfremdes Personal eingesetzt…
Die personellen Probleme sind erkannt. Wir arbeiten an Nachbesserungen, um die Museumsdirektorin zu unterstützen. Denn Frau Dr. Ludwig macht eine außerordentlich gute Arbeit: Sie ist die richtige Frau an der Spitze.
Welche weitere Idee gibt es, um Spenden zu sammeln?
Wir wollen die Johannisnacht, die uns Karl Delorme in Erinnerung an Johannes Gutenberg geschenkt hat, dazu nutzen. Viele, die über die Festmeile laufen, wissen gar nicht, dass das zweitgrößte Mainzer Volksfest dem Erfinder der Druckkunst gewidmet ist. Um das zu ändern, wird die Internationale Gutenberg-Gesellschaft, deren Präsident ich jetzt bin, mit der Mainzer Volksbank (MVB), den Mainzer Winzern und der AZ als Medienpartner aktiv. „Ihr Pfand für Gutenberg“ lautet das Motto: Wir bitten die Festbesucher, das Glaspfand, das sie an den Ständen zurückbekommen, für das Gutenberg-Museum zu spenden.
Dazu wird die MVB 30 Sammelbehälter aus Plexiglas auf dem Festgelände aufstellen, beispielsweise auf dem Markt oder am Leichhof. Und Johannes Gutenberg mit Weinglas in der Hand, gezeichnet von Michael Apitz, soll die Johannisnacht-Besucher zum freiwilligen Obolus animieren. Ich bin sicher, dass wir sehr viele Spenden zusammenbekommen werden.
Daneben freue ich mich über jeden, der sich dazu entschließt, der Gutenberg-Gesellschaft beizutreten. Mit 60 Euro Jahresbeitrag lässt sich auch hier wertvolle Unterstützung leisten.