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Neuer Chef vom Naturhistorischen Museum Mainz kommt vom Senckenberg

Aus der Allgemeinen Zeitung von Michael Jacobs:

Vom Frankfurter „Jurassic Park“ ins Mainzer Urzeiten-Biotop. Es ist der erste Arbeitstag von Dr. Bernd Herkner ohne Dinos im Rücken. Statt dessen muss er erst einmal den Laptop im leer geräumten Büro seines Vorgängers Michael Schmitz in die IT-Bahnen der neuen Wirkungsstätte einnorden.

Seit dem ersten Juni ist der promovierte Biologe, Paläoanthropologe und langjährige Leiter des Naturmuseums des Senckenberg-Museums neuer Chef des Mainzer Naturhistorischen Museums.

Die letzten 19 Jahre arbeitete der ausgewiesene Dinosaurierexperte im Frankfurter Naturkunde-Tempel, seit 2006 als Leiter der Museumsabteilung sowie der Senckenberg-Schule. Davor war der 59-Jährige im Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe tätig.
Saurier hat das 1834 von der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft gegründete Mainzer Haus mit seinen über 1,5 Millionen Exponaten zwar nicht zu bieten. Dafür kann der „Neue“ seine museumsdidaktischen Vorstellungen nahezu in Idealumgebung verwirklichen, wenn das in acht Jahren für knapp acht Millionen Euro sanierte Museum im Herbst wieder seine Pforten öffnet.
Um den Abschiedsschmerz von seinen skelettierten Lieblingen zu mildern, will Herkner künftig auf einem Ablageboard eine kleine Spielfiguren-Saurier-Herde aufmarschieren lassen.
Das rundum erneuerte Gebäude mit seinem markanten Lichthof sei das modernste Museum der Stadt, sagt Oberbürgermeister Michael Ebling. Was aber auch an der thematischen Grundausrichtung des Hauses liegt, das tief in die Geschichte des Planeten blickt, um die aktuellen Gefahren, die der Erde durch den Raubbau des Menschen drohen, um so deutlicher zu machen. Seien es Ressourcenverschwendung, Klimaerwärmung oder der zunehmende Verlust an Biodiversität, wie Herkner betont. Angesichts der erdgeschichtlich sehr langen Zeiträume, die die Natur brauche, um sich wieder einzupendeln, sei das Schwinden der Artenvielfalt, etwa durch die industrialisierte Landwirtschaft, heute von hoher Relevanz. Möglicherweise ein Thema für künftige Sonderausstellungen, die es neben der neu konzipierten Dauerausstellung natürlich weiter geben wird. Er wolle das Naturhistorische Museum „sichtbarer“ machen, sagt Herkner. Durch Kooperationen mit anderen Museen, Kultureinrichtungen oder den Hochschulen fachübergreifend Themen setzen, die die Erdgeschichte etwa mit Kunst zusammenbringen könnte.

Ein Augenmerk gelte auch– soweit finanzierbar – dem stärkeren Einsatz digitaler Medien, um die Jahrmillionen alten Schätze der Sammlung zeitgemäß zu präsentieren. Im Vordergrund müssten aber stets die Originale stehen, sagt Herkner: „Die digitale Technik soll die Exponate erläutern, nicht ersetzen.“

Bis zur Wiedereröffnung des Museums am 28. September dürfte das Direktorenbüro final bestückt sein – mit Dinos und vielen frischen Ideen.
Foto: Sascha Kopp