von Michael Jacobs (Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung vom 29. September)
Wenige Tage bevor Staatstheater-Ballettchef Pascal Touzeau mit „Schwanensee“ in die neue Spielzeit startet, schickt sich ein ehemaliges Mitglied seiner Compagnie an, die Mainzer Tanztheater-Welt zu erobern. Am letzten Freitag hat der Tänzer und Choreograph Stéphen Delattre offiziell die Gründung seiner „Delattre Dance Company“ bekannt gegeben. Das neue Ballettensemble ist bei den Mainzer Kammerspielen beheimatet, für die Delattre schon 2011 das Erfolgsstück „Poetry takes Form“ choreographiert hat. Geprobt wird im „Tanzraum“ in der Wallaustraße, der seit vielen Jahren mit den Kammerspielen zusammenarbeitet. (Foto: Thomas Sing)
Der 30-jährige Franzose ist in der Ballettszene beileibe kein ungeschriebenes Blatt. Im Alter von 13 Jahren begann er mit dem Choreographieren, entwickelte in zwölf Jahren unter anderem Stücke für die Staatstheater Saarbrücken, Hannover, Augsburg und Stuttgart. 2008 wurde er zum besten Nachwuchs-Choreographen nominiert, 2010 erhielt er in Hannover den Kritikerpreis des „International Chorographers Contest“. Nach zuletzt drei Jahren im Ensemble von Ballett Mainz und wohl auch persönlicher Differenzen mit Pascal Touzeau will Delattre nun zusammen mit seinem Geschäftsführer Martin Opelt neue Wege gehen und auf der Bühne eine eigene Körpersprache entwickeln.
Mit Prêle Mainfroy und Mana Miyagawa hat er zwei weitere ehemalige Tänzerinnen des Staatstheaters in seiner achtköpfigen, international bestückten Compagnie.
Natürlich habe er auf seinen vielen Ballettstationen vieles von Choreographen und Tänzern gelernt, meint Delattre. Nun aber wolle er seine eigenen Visionen entwerfen, basierend auf den klassischen Techniken, aber mit einem speziellen Delattre-Twist, der der Natur, dem Gefühl und der existentiellen Beziehung der Körper zueinander in Zeit und Raum Ausdruck verleiht.
Vor den Spiegelwänden des „Tanzraums“ nimmt derweil die erste Produktion der „Delattre Dance Company“ unter den Spitzenschritten und Hebefiguren seines Ensembles künstlerische Gestalt an. „Exchange“, eine dreigeteilte Choreographie, die den wechselseitigen, zwischenmenschlichen Austausch verkörpern soll, feiert am 17. Januar in den Kammerspielen Premiere. Mit dem etwa 65-minütigen Tanzabend will Delattre aber auch augenzwinkernd das Verhältnis von Tanz und Kritik umkurven. Als letztes Stück ist seine Kritikerpreis-Choreographie zu sehen.
Insgesamt sind bis 2013 zwanzig Ballettabende in den Kammerspielen geplant. Und Stephen Delattre hat auch schon seine zweite Premiere mit einem wunderbar vieldeutigen Titel im Visier: „Zärtlicher Verrat“.
Das klingt ja super. Bitte bewegt was in der Tanzszene in Rheinland-Pfalz / Mainz!!!