Ein Kaninchen schnuppert scheinbar an einer leuchtend himmelblauen Hortensie, große Regale mit Sammlungsgläsern voller himmelblauer Objekte und Schaukästen mit Nashornkäfern – auch in himmelblau. Das alles könnten die Gäste des Naturhistorischen Museums bestaunen – wenn das Museum denn geöffnet wäre. (Foto: Naturhistorisches Museum)
Dass das Ausstellungsprojekt „Artenreich“ der Künstlerin Anja Schindler trotz Museumsschließungen im Lockdown stattfindet, scheint auf den ersten Blick verwunderlich. Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) dazu: „Die Museen können aktuell keine Gäste empfangen, aber das bedeutet nicht, dass seit November hier nichts passiert ist. Wir wissen nicht, wie lang der Lockdown bestehen wird, aber es wird eine Zeit danach geben. Dann steht mit ‚Artenreich‘ für die Gäste schon ein tolles Ausstellungsprojekt bereit.“ Das Konzept umfasst auch eine filmische Darstellung. Zumindest auf digitalem Weg ist daher die Ausstellung auch während der Schließung des Museums schon bald unter www.mainz.de/nhm zu sehen.
Bernd Herkner, Direktor des Naturhistorischen Museums Mainz, ergänzt: „Gerade in der aktuellen Situation mit verschärftem Lockdown sind wir froh, die letzten Wochen – mit allem gebotenen Abstand – gut genutzt zu haben. Wir befürworten die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung und haben unseren Arbeitsalltag schon lange darauf eingerichtet. Aber natürlich vermissen wir unsere Gäste, für die wir auch weiter da sein möchten.“
Anja Schindler, die als freischaffende Künstlerin in Klotten an der Mosel lebt und arbeitet, stellt mit ihrer Kunst einen neuen Blick auf die Welt der Sammlungen her. In Installationen, die an die Wunderkammern des 17. und 18. Jahrhunderts erinnern, erschafft Schindler eine eigene Welt, die nach geheimen Ordnungssystemen funktioniert und dabei die Prozesse des Sammelns und Kategorisierens beleuchtet. Nicht das Einzelstück steht im Vordergrund, sondern die Gesamtkomposition, die alles vom Sammlungsgegenstand bis zum Ausstellungsmobiliar einbezieht. Ob Naturalien oder Artefakte, sie überlässt es dem Betrachter, die Wertigkeit der Dinge herzustellen.
In ihrer Künstlerischen Forschungsarbeit beobachtet, hinterfragt, erforscht und kommentiert sie die Exponate, um durch Ihre Interventionen neue Zusammenhänge zu schaffen und die Besucher anzuregen, sich einzulassen auf das Unerwartete und auf das Wundervolle der Natur.
Auch aufgrund dieser besonderen inhaltlichen Ausrichtung liegt Herkner das Projekt „Artenreich“ am Herzen: „Sammlungen sind die Basis jedes Museums und gleichzeitig Gegenstand zukunftsweisender Forschungen. Leider findet dies in der Öffentlichkeit oft zu wenig Beachtung. Die Arbeit von Frau Schindler hilft uns diesen Aspekt sichtbar zu machen, denn Schätze gibt es in Museen vor und hinter den Kulissen!“