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Neue Variobahn fährt bereits ab 15. Dezember


Heute um 10.30 Uhr hat die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) die ersten von neun „Variobahnen“ präsentiert. Die neue Variobahn wird bereits am 15. Dezember im normalen Fahrgastbetrieb eingesetzt. Ursprünglich war bei der Erstellung des Terminplans damit gerechnet worden, dass aufgrund der anstehenden umfangreichen Tests die Inbetriebnahme erst Ende Februar 2012 zum Abschluss kommen wird. (Foto: Andreas Coerper)

„Wir freuen uns, dass die Mainzer bereits früher in den Genuss der modernen und umweltfreundlichen Niederflurstraßenbahnen kommen können“, waren sich Oberbürgermeister Jens Beutel und Verkehrsdezernentin Katrin Eder einig. Und auch für die MVG-Geschäftsführer Gunter Rebahl sowie Jochen Erlhof stellt die Inbetriebnahme ein Meilenstein für das Verkehrsunternehmen dar. Insgesamt hat die MVG neun Fahrzeuge bei der Firma Stadler Pankow bestellt. Zug um Zug werden bis Herbst 2012 die weiteren Fahrzeuge ausgeliefert. Die Mainzer Verkehrsgesellschaft wird insgesamt 20 Millionen Euro in die neuen Niederflurbahnen investieren. „Die positive Fahrgast- und Erlösentwicklung der MVG in den letzten Jahren und die starke Finanzkraft der Stadtwerke Mainz AG haben diese Anschaffung erst möglich gemacht“, wies Stadtwerke-Vorstand Detlev Höhne auf die Tatsache hin, dass die Stadtwerke-Unternehmensgruppe die 20 Millionen Euro alleine schultern muss, da es keine öffentlichen Zuschüsse für die Fahrzeugbeschaffung mehr gibt.

Alle neuen Mainzer Niederflurstraßenbahnen verfügen über vier Einstiegstüren und sind erstmals mit Klimaanlagen ausgestattet. Es sind Einrichtungsfahrzeuge die konsequent die Belange mobilitätseingeschränkter Fahrgäste berücksichtigen, erläuterte Rebahl. Für ihn gibt es heute übrigens doppelt Grund zur Freude: Der MVG-Geschäftsführer, der seit mehr als zehn Jahren mit an der Spitze des Verkehrsunternehmens steht, feiert seinen 60. Geburtstag.

Die Innenraumgestaltung der neuen Variobahn wurde farblich und in  der Anordnung der Sitze auf die Mainzer Bedürfnisse abgestimmt. Die Niederflurstraßenbahn verfügt über maximal 73 Sitzplätze (einschließlich Klappsitze) und bis zu 112 Stehplätze. Sie ist mit 30 Metern rund drei Meter länger als die 16 Niederflurstraßenbahnen, die seit 1996 in Mainz fahren. Michael Daum, Geschäftsführer der Herstellerfirma Stadler Pankow GmbH, beglückwünschte die MVG für die Entscheidung zum Kauf der Variobahn: „Wir sind stolz darauf, Ihnen heute das erste Fahrzeug feierlich übergeben zu können. Die individuelle Gestaltung der Variobahn macht sie so erfolgreich – die Bedürfnisse eines jeden Betreibers und der vorhandenen Infrastruktur werden konsequent umgesetzt. Unterschiedliche Innenraumgestaltung, Spurweiten und Längen sind nur einige Punkte, die die Modularität in sich verbirgt.“

Die Variobahn 217 war vor gut drei Monaten vom Auslieferungswerk nach Mainz gekommen. Seit sie im Kaiser-Karl-Ring am Straßenbahndepot vom Lastwagen geladen wurde, arbeiten Experten der MVG, von Stadler Pankow und externe Fachleute an der Inbetriebnahme des Fahrzeugs. Zu Beginn wurden zunächst alle technischen Funktionen überprüft und MVG-spezifische Systeme wie zum Beispiel die Weichensteuerung, die eingebaute Videoanlage oder das Fahrgastinformationssystem ITCS eingebaut und in Betrieb genommen. Bevor die Variobahn dann mit den Testfahrten im Stadtgebiet startete, bekam sie noch ein neues Gewand verpasst um als „Erlkönig“ verkleidet durch Mainz zu fahren und für Aufmerksamkeit zu sorgen.
Zu den Testfahrten zählten so genannte Lichtraumfahrten bei denen geprüft wurde, ob das neue Fahrzeug ausreichend Sicherheitsabstand zu festen Bauwerken entlang der Streckenführung sowie zu entgegenkommenden Straßenbahnen einhält. Ebenfalls unerlässlich: Bremstest. Besonders geeignet dafür ist der eingleisige Streckenabschnitt „Am Schinnergraben“ in Hechtsheim. Dabei war zunächst Schwerstarbeit angesagt: Mehr als 750 Sandsäcke wurden in die Variobahn geschafft, damit das Fahrzeug auch unter Maximalbeladung die Bremsprobe bestehen konnte. Die Testfahrten überzeugten auch die TÜV Süd Rail GmbH, die den Inbetriebnahmeprozess begleitet. „Somit ist auch die Betriebssicherheit für den Fahrgastbetrieb gewährleistet“, versicherte der MVG-Betriebsleiter Reiner Unnerstall.
Und natürlich musste die neue Tram auch die Mainzer Besonderheit Gaustraße bewältigen. An der steilsten Straßenbahnstrecke Deutschlands wurden daher umfangreiche Anfahrts- und Bremsversuche durchgeführt. Die neue Niederflurstraßenbahn musste sogar testweise ein älteres Fahrzeug in der Gaustraße abschleppen.
Parallel dazu liefern in den vergangene Wochen die Schulungen für das MVG-Personal an. Dabei ging es nicht nur um erste praktische Fahrstunden, sondern auch um so genannte Wiedereingleisübungen. Dabei probten die MVG-Mitarbeiter, wie die Variobahn im Fall der Fälle wieder aufs Gleis gesetzt werden kann. Auch hier die Bilanz: Alle Tests erfolgreich bestanden, die ersten Passagiere können kommen.