von Wolfgang Wenzel (Artikel aus der Allgemeinen Zeitung)
Neuer Ärger um die Gestaltung der Rheinpromenade. „Weltweit werden Mauern abgerissen, doch wir bauen welche hin“, sagte Richard Schneider (SPD) bei der Sitzung des Ortsbeirats. Die Kritik machte sich daran fest, dass ein auf 40 Zentimeter bemessenes Mäuerchen dreimal so hoch werden soll, um Radfahrern einen Schutz vor Absturz zu bieten. Um die Ästhetik zu wahren, will die Stadt die letzten 20 Zentimeter mit einem Handlauf aus Metall kaschieren. (Foto: hbz / Harald Linneman)
Vorschriften hier – eine Fülle von Alternativen dort
Die Richtlinien ließen keine andere Wahl, sagte Ralf Gunkel vom Tiefbauamt. Mehrere Ortsbeiratsmitglieder stellten das Konzept des Umbaus in Frage. Er wolle das Wort Planungsfehler nicht in den Mund nehmen, sagte Ralf Allmannsdörfer (CDU). Was dem Gremium vorgestellt werde, sei eine Katastrophe, sagte Josef Kübler (SPD). Überall werde barrierefrei gebaut, nur am Rheinufer nicht, monierte Jutta Deusser-Bettin (FDP).
Er sei bestürzt, sagte Andre Weck (CDU). Wenn es Vorschriften gebe, müsse sich die Stadt jedoch daran halten, ob es dem Beirat gefalle oder nicht.
In der Kontroverse machten Beiratsmitglieder eine Fülle von Vorschlägen, die von einer niedrigeren Mauer und aufgesetzte Plexiglaswänden bis zu Blumenkästen reichten. Angeregt wurde außerdem, eine Fahrradspur auf der dem Ufer abgewandten Seite des Promenadenwegs anzulegen. Plexiglas sehe etwas sonderbar aus, sagte Hartmut Bohrer (AUF).
Der Mainzer Landschaftsarchitekt Klaus Bierbaum, Autor des preisgekrönten Entwurfs für die Rheinpromenade, verwahrte sich gegen Änderungen. Die Kasteler sollten sich nicht lächerlich machen mit Lösungen, die weder Hand noch Fuß hätten, sondern lieber nach seinem von einer „großen Geste“ geleiteten Entwurf verfahren und etwas Kraftvolles bauen, das die nächsten 100 Jahre Bestand habe. Eine Extraspur für Radfahrer würde alles „verschlimmbessern“, was der Entwurf habe ermöglichen wollen – nämlich ein großzügiges Nebeneinander von Joggern, Radfahrern und Spaziergängern auf einem breiten Promenadenweg. In Kastel solle etwas Würdiges entstehen, sagte der Landschaftsarchitekt.
Geplant sei keine „Wahnsinnsmauer“. Wenn im Sommer die Liegestühle am Strand belegt seien, werde die Mauer als Sitzgelegenheit bestimmt zu einem Szenetreff. Sie sei kein Hindernis: „Junge Leute wollen hoch“, warb der Landchaftsarchitekt für sein Konzept. „Was ist mit den Älteren“, hielt Richard Schneider (SPD) entgegen, der aus seiner Kritik keinen Hehl machte. Bei Ortsterminen habe die Stadt dem Beirat versichert, dass das Konzept in Beziehung zu den Plänen „eins zu eins“ umgesetzt werde. Die Mauer sei zu wuchtig angelegt. es werde einen Aufstand in Kastel geben, wenn die Stadt eine Mauer mit solchen Dimensionen errichte.
Andere Redner gaben dem Sicherheitsgedanken mehr Gewicht. Was nun überarbeitet werden solle, decke sich mit dem, was bei dem von Kritikern angeführten Ortstermin vorgestellt worden sei, sagte Stadtrat Rainer Schuster (SPD). Der Strandbetrieb unterhalb der Promenade müsse abgesichert sein.
Die Stadt habe eine Verkehrssicherungs- und Fürsorgepflicht, fügte Lorenz Grebner (CDU). Man brauche es sich nicht auszumalen, was passiere, wenn ein Zwei-Zentner-Mann auf die Gäste des Strandes stürze, die eine aus ihrer Warte 2,30 Meter hohe Mauer im Rücken hätten. Der Ortsbeirat solle nicht über Planungsfehler diskutieren, sondern die Richtlinien für Ingenieursbauten akzeptieren.
Zum Nachbessern des Entwurfs hatte Landschaftarchitekt Bierbaum drei Varianten vorgestellt: massive Mauer, Handlauf oder ein aufgesetzter Zaun, um die letzten Zentimeter bis zu den Vorgaben in der Richtlinie zu überbrücken. Alle Varianten seien inakzeptabel, sagte Jutta Beusser Bettin (FDP). Die Mehrheit des Ortsbeirats nahm das Konzept zur kenntnis, vier Beiratsmitglieder stimmten mit Nein.
Eine Lösung scheint es auch für die Verankerung des Restaurantschiffs Pieter van Aemstel zu geben, dessen quer über Strand laufende Taue gekappt werden sollen. Befestigt werden solle das Schiff auf Kosten der Stadt mit Hilfe von Stangen an Bug und Heck, die fest mit dem Ufer verbunden, aber beweglich gelagert sind. Ein Genehmigungsbescheid für die Änderung der Schiffsstatik werde in Kürze vorliegen.