
Die Mainzer Stadtwerke AG (MSW) hat die Bedeutung von Wasserstoff (H2) als Bestandteil zur Erreichung der Energiewende bereits vor mehr als zehn Jahren erkannt. In den vergangenen Jahren hat die Unternehmensgruppe sich an mehreren Forschungsvorhaben beteiligt und in kommerzielle Projekte investiert – nicht zuletzt beim Energiepark in Hechtsheim. Im Rahmen eines neuen Projektes „H2-Initialnetz Mainz“ plant die Stadtwerke-Tochter Mainzer Netze GmbH mit dem Partner Hy2gen Deutschland GmbH aus Wiesbaden (Hy2gen) jetzt den Aufbau eines initialen Wasserstoffnetzes im Industriegebiet Neustadt und Mombach.
Dabei ist auch der Bau eines Elektrolyseurs zur Versorgung einer H2-Tankstelle und lokaler Industrieunternehmen mit grünem Wasserstoff vorgesehen. Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium unterstützt das mehr als zehn Millionen Euro teure Leitungsnetzprojekt mit insgesamt rund 7,2 Millionen Euro. Ministerin Daniela Schmitt übergab heute einen entsprechenden Förderbescheid an die Stadtwerke-Vorständin Kerstin Stumpf sowie den Geschäftsführer der Mainzer Netze GmbH, Michael Worch sowie einen weiteren Förderbescheid an Bernd Hübner, Finanzvorstand von Hy2gen.
Wie wird das neue Mainzer Wasserstoffnetz aussehen? Geplant ist zum einen eine rund 2,6 Kilometer lange neue Leitung, die in die Erde verlegt wird und durch die nach der Inbetriebnahme Wasserstoff geleitet werden kann. Diese Leitung startet am Gelände des Wirtschaftsbetriebs Mainz am Mombacher Kreisel und führt vom Klärwerk entlang der Rheinallee bis auf Höhe des Hauptsitzes der Schott AG.
„Gemeinsam mit unseren Unternehmen, den Kommunen sowie den Forschungsinstituten bringen wir als Landesregierung den Wasserstoff im Land voran. Ich freue mich, dass wir das Mainzer Projekt im Rahmen unseres KIPKI-Förderwettbewerbs Wasserstoff mit insgesamt rund neun Millionen Euro unterstützen können. „Im Rahmen einer technologieoffenen Herangehensweise an die Transformation von Industrie und Verkehr, kommt dem Wasserstoff eine hohe Bedeutung!“, sagt Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt. „Mit der Pipeline und dem Elektrolyseur, die auch eine Wasserstoff-Tankstelle versorgen werden, schaffen die Mainzer Stadtwerke und das Unternehmen Hy2gen weitere wichtige Bausteine für ein ganzheitliches Wasserstoffökosystem von der Erzeugung, über die Verteilung bis hin zur Anwendung in der Industrie und im Verkehr. Gerade die Industrie- und Gewerbeunternehmen nahe des Industrie-Zollhafens sowie schwere Nutzfahrzeuge wie Busse oder Müllfahrzeuge können über das neue Wasserinfrastrukturnetz zukünftig versorgt werden“, so die Ministerin.
Das H2-Initialnetz wurde bewusst so geplant, dass industrielle Großabnehmer wie beispielsweise Schott, aber auch die Mainzer Mobilität sowie verschiedene Industrie- und Logistikunternehmen mit geringem Aufwand an diese Leitung angeschlossen werden können. Etwa, wenn sie ihre Produktionsprozesse oder Fahrzeugflotten auf Wasserstoff umgestellt haben. In dem Einzugsgebiet der neuen Leitung liegt somit ein Großteil der perspektivischen H2-Großabnehmer in Mainz.
Ebenfalls an das Initialnetz angeschlossen werden soll die Wasserstofftankstelle, die bisher auf dem Gelände der ESWE Verkehr in Wiesbaden stand. Die Tankstelle wird in den kommenden Monaten auf das Areal des Mombacher Klärwerks umgesiedelt. An dieser Tankstelle werden nach der Inbetriebnahme die sechs vorhandene Brennstoffzellenbusse der Mainzer Verkehrsgesellschaft betankt. Außerdem wird die Tankstelle der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Michael Worch, Geschäftsführer der Mainzer Netze GmbH, dankt dem Land für die finanzielle Unterstützung, ohne die das Projekt nicht umgesetzt werden könnte. „Als regionaler Strom- und Gasnetzbetreiber befinden wir uns mitten in der Energie-, Verkehrs- und Wärmewende. Wenn wir die Klimaschutzziele wirklich ernst nehmen, dann braucht es solche Leuchtturmprojekte, um den Umstieg in eine klimafreundliche Wasserstoffwirtschaft voranzubringen.“
Wo kommt der Wasserstoff her, um das neue Leitungsnetz sowie die Tankstelle zu versorgen? Auf einem vorhandenen Grundstück der Mainzer Netze in der Rheinallee ist dazu der Bau eines Elektrolyseurs vorgesehen – der Partner „Hy2gen“ wird dabei die Errichtung des Elektrolyseurs sowie den operativen Betrieb der Wasserstofftankstelle übernehmen. Die Mainzer Netze plant die Wasserstoff-Hochdruckleitung und baut diese auch.
„Als Meenzer Bub ist es mir eine besondere Freude dieses zukunftsweisende Projekt an der Seite der Mainzer Stadtwerke zu realisieren. Schulkinder – und damit auch meine Kinder – werden mit erneuerbarem Wasserstoff aus Mainz Bus fahren können und die Zukunft der Mobilität im Alltag erleben. Der Industrie entlang der Rheinallee machen wir darüber hinaus ein nachhaltiges, aber dennoch niedrigschwelliges Angebot auf Wasserstoff setzen zu können“, freut sich Matthias Lisson, Geschäftsführer bei Hy2gen und künftiger Betreiber der Produktionsstätte.
Die Mainzer Netze gehen bei dem Leitungsprojekt von Gesamtkosten von etwas mehr als 10 Millionen Euro aus. Eine finale Investitionsentscheidung soll nach Vorliegen der Vorplanung und detaillierter Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen Ende 2025 erfolgen.
Hintergrund
Mainzer Wasserstoffprojekte
Bereits seit 2015 betreibt die Mainzer Stadtwerke AG gemeinsam mit Linde den Energiepark Mainz, in dem aus erneuerbarem Strom grüner Wasserstoff hergestellt wird. Dem Erdgasnetz der Mainzer Netze für die Versorgung von Privathaushalten des Stadtteils Ebersheim wurden bis zu zehn Prozent „grüner“ Wasserstoff beigemischt – produziert im Energiepark Mainz. Aktuell steht eine Ertüchtigung und Modernisierung des Energieparks an, da wichtige Anlagenteile wie beispielsweise die Elektrolyseure altersbedingt ersetzt werden müssen.
2022 und 2023 haben die Stadtwerke in Kooperation mit den Unternehmen Schott und Essity die Nutzung von Wasserstoff in industriellen Prozessen der Glas- und Papierproduktion erfolgreich getestet. Wasserstoff wird von der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) überdies für den Betrieb von sechs Brennstoffzellenbussen genutzt. Im Jahr 2025 soll die gemeinsam mit der ESWE Verkehr GmbH in Wiesbaden betriebene H2-Tankstelle zum Wirtschaftsbetrieb Mainz (WBM) nach Mombach umgezogen werden.