Das „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz“ (HdE) ist jetzt auch „(Erinnerungs-)Ort der Demokratiegeschichte“ – ausgezeichnet von der Bundesstiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“!
Wie der Direktor der Bundesstiftung mit Sitz in Frankfurt am Main, Dr. Kai-Michael Sprenger, in seiner Begrüßung und Einführung darlegte, gehört das HdE damit zu den rund 100 Orten, die seit dem Projektstart der Stiftung im April 2020 mit der Plakette „Ort der Demokratiegeschichte“ ausgezeichnet wurden. Es befindet sich, wie die von Kai-Michael Sprenger präsentierte Deutschlandkarte der Bundesstiftung zeigt, damit in illustrer Gemeinschaft mit prominenten und bisher fast gänzlich unbekannten Orten. Dazu gehören
das Abgeordnetenhaus von Berlin, die Nikolaikirche in Leipzig und sogar die deutsche Botschaft in Prag, aber auch die weithin unbekannte Kultur- und Erinnerungsstätte „Der Salmen“ in Offenburg, wo 1847 radikale Demokraten um Gustav Struve und Friedrich Hecker den ersten Grundrechtekatalog in deutscher Sprache proklamierten. Auch in Rheinland-Pfalz befindet sich das HdE in guter Gesellschaft z. B. mit dem Alten Rathaus Bergzabern (Bergzaberner Republik vom November 1792), dem Bauernkriegsmuseum
Landau-Nußdorf, dem Hambacher Schloss und dem nur wenige Meter entfernten Platz der Mainzer Republik mit dem Deutschhaus, dem Sitz des heutigen Landtags Rheinland-Pfalz.
So finden sich auf der Karte der Bundesstiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ seit dem 16. Juni,
verbunden mit der bekannten Außenansicht das „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz“, bereits Texte
und weitere Fotos des HdE, in denen dessen „Alleinstellungsmerkmal“ deutlich wird: ein Erinnerungs- UND Lernort,
in dem die Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur mit dem Engagement für Demokratie und
Akzeptanz in einer vielfältigen Stadtgesellschaft verbunden werden: „Um die Brücke zwischen Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft zu schlagen, wird in diesem Haus der Blick in die lange Geschichte der Demokratie dazu
genutzt, um über aktuelle gesellschaftliche Phänomene ins Gespräch zu kommen. Das „Haus des Erinnerns – für
Demokratie und Akzeptanz“ ist daher vor allem auch ein Ort der Begegnung und der Gespräche, insbesondere über
Demokratie und Akzeptanz.“
Beginnend mit dem kurzlebigen Demokratieversuch der Mainzer Republik (1792/1793) und endend in der
Märzrevolution 1848/49, war Mainz eine Hochburg der frühen Demokratiebewegung im deutschen Südwesten. Das
HdE zeigt diese Tradition schon mit den in einem Glaspavillon präsentierten „Gesichtern der Demokratie“ auf. Mit
diesem „Schaufenster” mit Persönlichkeiten wie Georg Forster, Hedwig Dohm, Willy Brandt, Christian Führer oder
Navid Kermani, die sich für Demokratie und Freiheitsrechte eingesetzt haben, werde dieses besondere Angebot – so
Kai-Michael Sprenger – schon im Eingangsbereich der mitten im Stadtzentrum gelegenen Einrichtung deutlich.
Ein Audioguide „Auf den Spuren der Demokratie durch Mainz“, basierend auf dem gemeinsam mit dem Verein für
Sozialgeschichte Mainz erarbeiteten und gedruckten Stadtführer, führt an sechs Stationen durch zwei Jahrhunderte
der städtischen Demokratiegeschichte. Darin werden der Kampf für Grund- und Freiheitsrechte, aber auch die
Rückschritte und Einschnitte auf dem Weg zur heutigen demokratischen Gesellschaft beleuchtet. Und mit vielen
Ausstellungen, Filmvorführungen, Vorträgen und Diskussionen sowie literarischen und musikalischen
Veranstaltungen ist das HdE ein nicht mehr wegzudenkender Ort des Austauschs und Diskurses der Gesellschaft in
Mainz und Rheinhessen.
So lässt es sich auch der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase – trotz der aus organisatorischen Gründen sehr
kurzfristig noch vor der Sommerpause terminierten Auszeichnung – nicht nehmen, dem gesamten HdE-Team zu
dieser prominenten Auszeichnung persönlich zu gratulieren: „Mitten in Mainz ist eine Lernstätte für Demokratie
entstanden. Gerade jetzt sind solche Orte wichtig, in denen Demokratie und ihre wechselvolle Geschichte erlebt
werden können. Wie kaum eine zweite Stadt ist Mainz reich an Orten, die die Entstehung der Demokratie in
Deutschland beflügelt haben: Angefangen bei Gutenbergs Medienrevolution über die Mainzer Republik bis ins 19.
und 20. Jahrhundert. Ich freue mich, dass nun das „Haus des Erinnerns“ als Ort der deutschen Demokratiegeschichte
geehrt wird. Dies ist ein Zeichen, wie lebendig die Demokratie auch heute in Mainz ist.“
Er sei dem HdE sehr dankbar, so der OB in seinem Grußwort weiter, für die zahlreichen Ausstellungen und
Veranstaltungen, für die Aufrechterhaltung einer kritischen Erinnerungskultur und den Einsatz für unsere heutige
Demokratie und vor allem, dass es zugleich ein landesweit ausstrahlender Ort des Lernens für Jugendliche,
insbesondere Schüler*innengruppen, aber auch für Erwachsene sei. Dies sei ganz im Interesse der Landeshauptstadt
Mainz, die sich zum Ziel gesetzt habe, Dialog und Offenheit zu fördern und Bürgerbeteiligung zu stärken.
Vielfalt sei eine Stärke der Stadt, in der 160 Nationen friedlich zusammenlebten und auch in der Stadtverwaltung fast
5.000 Mitarbeiter aus 51 Ländern zusammenarbeiteten. Das Gestalten unserer Demokratie sei die wichtigste
Aufgabe der Stadt: „Das Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz ist unverzichtbar für Mainz und die
Region!“, so OB Nino Haase.
Diese Auffassung unterstrichen in der anschließenden Diskussion auch die zahlreich teilnehmenden Vertreter*innen
aus fast allen demokratischen Stadtratsfraktionen von CDU, SPD, BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN, FDP, ÖDP und VOLT
sowie der Mitglieder des Vorstands und des Stiftungsrats des HdE, die alle die notwendige Sicherung der Existenz
und der so wichtigen weiteren Arbeit der Einrichtung unterstützten. So konnte Oberbürgermeister Haase für
Stadtvorstand und Stadtverwaltung noch einmal öffentlich zusichern, sollte die bisher über das Bundesprogramm
„Demokratie leben!“ geleistete Förderung (in Höhe von gerade einmal jährlich 140.000 €) im kommenden Jahr
ausbleiben, dass die Landeshauptstadt Mainz hier die entsprechenden finanziellen Mittel bereitstellen werde.
Mit der Übergabe der Plakette „Ort der deutschen Demokratiegeschichte“ fand die Veranstaltung vor dem Eingang
des HdE im Kreis aller Teilnehmer*innen einen schönen und Mut machenden Abschluss.