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Mainzer Fachberatungsstelle für Frauen in der Prostitution gestartet

Grußworte von Dr. Heike Jung (links), daneben Miriam Toursel (in Lila) und Dr. Maria Decker (in Rosa).

Die Frauenrechtsorganisation SOLWODI feierte am Montag, den 22. Mai, mit 40 geladenen Gästen den Start der neuen Fachstelle selma in Mainz. Vertreter des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Familie, Frauen, Kultur und Integration, der Stadt Mainz, des Gesundheitsamtes Mainz-Bingen, verschiedener sozialer Einrichtungen aus der Landeshauptstadt und viele andere kamen in der Heringsbrunnengasse 6 zusammen, um selma kennenzulernen und ihre Glückwünsche für die weitere Arbeit zu überbringen.

„Wir freuen uns sehr über eine so breite Unterstützung für unsere neue Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution.“, so die Vorsitzende von SOLWODI Deutschland e. V., Dr. Maria Decker. Die Aktualität des Themas aufgrund der anstehenden Evaluierung des Prostituiertenschutzgesetzes unterstrich sie in Ihrer Begrüßung und wies darauf hin, dass viele Frauen auch weiterhin nicht angemeldet sind und keine Krankenversicherung haben. Sie sind trotz des Gesetzes vielfältigen Belastungen ausgesetzt und darum ist der Bedarf an entsprechenden Unterstützungsangeboten groß.

Auch Dr. Heike Jung, Leiterin der Abteilung Frauen im Ministerium, drückte in ihrem Grußwort ihre große Freude über die neue Beratungsstelle aus. Mit selma finanziert das Land Rheinland-Pfalz einen zentral gelegenen und niederschwelligen Anlaufpunkt für Frauen in Mainz. Neben ara in Trier, Luna Lu in Ludwigshafen und Roxanne in Koblenz kann nun dank SOLWODI eine große Beratungslücke im Land geschlossen werden. Auf die Bedeutung solcher Angebote wies auch Eva Weickart hin und überbrachte als Leiterin des städtischen Frauenbüros Grüße und Dank des Mainzer Stadtvorstands. Mit Blick auf die Stigmatisierung der Frauen betonte sie den Vorteil nichtstaatlicher Unterstützungsmöglichkeiten, die ohne behördliche Erfassung in Anspruch genommen werden können. Daher stellt selma eine große Bereicherung für die Stadt Mainz dar.

Miriam Toursel, Leiterin der neuen Fachberatungsstelle, führte im Anschluss das Beratungs- und Unterstützungsangebot näher aus. „In den offenen Sprechstunden bei selma finden ratsuchende Frauen unverbindlich und niederschwellig Kontakt zu den Mitarbeiterinnen oder können eine geschützte Auszeit nehmen. Wir beraten und unterstützen sie professionell in allen Lebensfragen – kostenlos, anonym und ganz individuell.“ Auch im Rahmen der aufsuchenden Arbeit machen die drei Sozialarbeiterinnen regelmäßig auf selma aufmerksam und stehen für die Kontaktaufnahme und Gespräche zur Verfügung. Die offene Form der Angebote soll Hemmungen abbauen und auch den sozialen Anschluss fördern.

Dieser ist bei vielen Frauen in der Prostitution sehr eingeschränkt, berichtete anschließend Sabine Klein aus ihrer Arbeit in der Gesundheitsberatung des Gesundheitsamtes Mainz-Bingen. Dort trifft sie immer wieder auf alleinerziehende Frauen, die ihre Kinder im Herkunftsland bei den Großeltern zurücklassen mussten und nun in Deutschland versuchen, durch Prostitution die Familie zu finanzieren. Wenige haben überhaupt soziale Kontakte im Mainzer Umfeld. Zusätzlich zu der Trennung von Kindern und Familie stellt diese Isolation eine zusätzliche psychische Belastung dar. In der Möglichkeit, bei selma andere Frauen kennenzulernen und sich untereinander auszutauschen, liegt ein großes Potential der Fachberatungsstelle. Daher kündigte Frau Klein an, selma beim Ausbau des Angebots durch Beratungsstunden weiter zu unterstützen.

Sozialarbeiterinnen bei selma (von links nach rechts): Luisa Wertheim, Miriam Toursel, Isabel Pöhl

Bei Fingerfood bestand im Anschluss die Gelegenheit zu guten Gesprächen, in denen Miriam Toursel gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen die unterschiedlichsten Fragen zu selma beantworteten. „Solche Gelegenheit nutzen wir natürlich auch, um das für unsere Arbeit so wichtige Netzwerk in Mainz zu festigen und weiter auszubauen. Denn nur so können wir für die Frauen das im Namen selma versteckte Ziel erreichen: Selbstermächtigt leben in Mainz.“

SOLWODI ist auch auf private Spenden angewiesen, um Frauen wirksam helfen zu können. Spenden können Sie hier: DE02 5605 1790 0001 1270 00.

 

Über SOLWODI

SOLWODI setzt sich für Frauen mit Migrations- oder Fluchtkontext in Deutschland ein, die Not und Gewalt erfahren haben: Betroffene von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, Prostitution, Zwangsverheiratung oder sonstiger Formen von Gewalt. Die Frauen werden von erfahrenen Sozialarbeiterinnen begleitet. SOLWODI bietet psychosoziale Betreuung, organisiert medizinische oder juristische Unterstützung, hilft bei der Arbeitssuche oder vermittelt in Deutschkurse und berufsqualifizierende Maßnahmen. Die Unterstützung ist immer auf die spezifischen Bedarfe und die individuelle Situation der jeweiligen Frau und ihrer Kinder ausgerichtet.

SOLWODI steht für SOLidarity with WOmen in DIstress (Solidarität mit Frauen in Not). Der Verein ist in Deutschland als gemeinnützig anerkannt und arbeitet unabhängig und überkonfessionell. SOLWODI ist in 18 Städten in Deutschland mit insgesamt 21 Fachberatungsstellen sowie 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten für Frauen und Kinder in Not vertreten. Neben der Dachorganisation SOLWODI Deutschland e.V. gibt es SOLWODI Landesvereine in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Berlin sowie die SOLWODI Stiftung.

Fotos: Sabine Meinen für SOLWODI

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