Artikel aus der Allgemeinen Zeitung von Maike Hessedenz
Die wichtigsten Fakten zum Einstieg. Erstens: Die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) hat im neuen Liniennetzplan ab Dezember nach den Protesten aus einigen Stadtteilen diverse Details nachgebessert. Zweitens: Die Mainzelbahn wird am 11. Dezember rollen. Daran gibt es laut MVG-Chef Jochen Erlhof nichts zu rütteln. Und drittens: Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember wird auch eine Preiserhöhung um 1,86 Prozent einhergehen. Hier sei man an den Beschluss des RMV gebunden, der um 1,9 Prozent erhöhe. In Mainz kostet eine Einzelfahrt statt bislang 2,75 Euro dann 2,80 Euro.
Es gab viel zu besprechen und zu erklären für Jochen Erlhof bei der Präsentation des neuen Linienkonzeptes 2017. Denn, so betont er, die MVG habe sich die Vorschläge und die Kritik aus den Stadtteilen an dem neuen Konzept zu Herzen genommen und an einigen Stellen nachgebessert. Aber: „Nicht alle Forderungen sind im Gesamtnetz abbildbar“, es müssten Prioritäten wirtschaftlicher Art gesetzt werden, auch die Nachfrage auf bestimmten Strecken spiele eine Rolle.
Zugeständnisse an die Stadtteile
In folgenden Punkten kommt die MVG den Forderungen aus den Stadtteilen entgegen: In Marienborn soll der Beschluss des Ortsbeirats, als Endhaltestelle der Linie 70 die Haltestelle „Pfarrer-Dorn-Straße“ zu installieren, umgesetzt werden. In Bretzenheim soll die Hans-Böckler-Straße mit der Linie 70 erschlossen werden, die Linie 71 soll über den Südring führen; damit komme die MVG dem Wunsch der Ortsbeiräte Marienborn und Bretzenheim entgegen; zunächst war die umgekehrte Lösung vorgesehen gewesen. Wie der Nachtverkehr in Bretzenheim geregelt werden soll, stehe noch nicht fest; hier hatte sich Ortsvorsteherin Claudia Siebner gegen einen Nachtbus durch die Albert-Stohr-Straße gewehrt. „Wir wollen eine einvernehmliche Lösung“, so Erlhof.
Auf dem Lerchenberg werden die Haltestellen „Menzelstraße“ und „Hebbelstraße“ im Nachtverkehr weiter bedient. Ursprünglich war nur von einem nächtlichen Straßenbahnverkehr die Rede gewesen. In Gonsenheimwird die Linie 6 vorläufig auf der Route der Linie 57, direkt von der Weserstraße in die Straße Am Sportfeld fahren. Die Buslinien 64 und 65 werden in Hartenberg/Münchfeld entgegen der ursprünglichen Planung identisch zur heutigen Linienführung der 65 geführt. Damit wird die Haltestelle „Am Judensand“ beibehalten. Zudem wird die Mombacher Straße bis zum ORN-Betriebshof erschlossen – das hatte der Ortsbeirat gefordert, um der neuen Bebauung der Straße mit Unternehmen, Hotel und Studentenwohnheim gerecht zu werden.
Neue Haltestelle?
Dann die Frage nach der Anbindung des Münchfelds ans Höfchen: Grundsätzlich, so Jochen Erlhof, sei es denkbar, eine weitere Haltestelle für die Linie 6 an der Quintinskirche/Ecke Flachsmarktstraße einzurichten. „Dann hätten wir auch eine attraktive Haltestelle für die Umleitungen bei gesperrter Ludwigsstraße“, sagt er. Allerdings müsste die dort vorhandene Wartehaltestelle auf der Brand-Seite neu gebaut werden, da diese nicht die Vorschriften in Sachen Barrierefreiheit entspreche. Auf der gegenüberliegenden Seite würden die Parkplätze vor der Kirche für die Haltestelle weichen müssen.
Alles in allem könnte die Maßnahme etwa 200.000 Euro kosten. Hinzu käme die Abwägung, welche Kröte man lieber schlucken möchte: Fahre nämlich die 6 über Flachsmarktstraße/Schusterstraße, falle der Halt am Landtag, in der Nähe vieler Schulen, weg. Zudem werde der Knoten- und Staupunkt Quintinsstraße/Rheinstraße mit etwa 200 Bussen am Tag weiter belastet, auch sei die Fahrzeit der Linie insgesamt länger. Das weitere Vorgehen solle mit der Stadt besprochen werden; eine bauliche Realisierung wäre, für den Fall, dass die Entscheidung für diese Variante fällt, frühestens Ende 2017 denkbar.
Höherer Takt
Die Finther Schüler werden, so Erlhof, wie bislang auch, durch Zusatzbusse, die direkt in die Kaiserstraße fahren, eine Direktverbindung in die Nähe der Schulen haben. Und für den Kisselberg gibt es eine Übergangslösung: Zum einen werde der Weg von der Saarstraße zum Kisselberg ertüchtigt und beleuchtet, zum anderen werde, bis die geplante Brücke 2018 realisiert ist, nachmittags eine Schleife aus Richtung Finthen zur Haltestelle Isaac-Fulda-Allee geführt.
Generell, das betonten Erlhof und MVG-Fahrplan-Planer Günther Bogner, werde das Netz verbessert – auch, wenn damit für einzelne Gebiete und Kunden zunächst Nachteile verbunden seien. Die Unimedizin sei mit fünf Linien im Fünf-Minuten-Takt zu erreichen, die neue Straßenbahn sorge auf ihren Strecken für einen siebeneinhalb-Minuten-Takt, 300 Fahrten am Tag gehen bis zur Wendeschleife Hochschule, 270 zum Lerchenberg. Im Jahr 2009 habe man noch mit einem 20-Minuten-Takt für die Straßenbahn geplant; die Anpassung stehe sinnbildlich für die Erhöhung des Fahrgastaufkommens.