Nachdem der 1. FSV Mainz 05 den 28-jährigen Niederländer Anwar El Ghazi wegen eines Instagram-Posts pro Palästina vor zwei Wochen abgemahnt und freigestellt hat (wir berichteten), darf dieser nun wieder ins Training zurückkehren. Der Verein ist offenbar überzeugt, damit, durch die in ihm „verankerte Kultur im Umgang mit Fehlern, dem Spieler eine Chance zur Rehabilitation einzuräumen“. Dazu hat Mainz 05 aber auch aktuell ein enormes Spielerdefizit und kann jeden Mann im Abstiegskampf gebrauchen.
El Ghazi habe sich in mehreren Gesprächen mit dem Vereinsvorstand von seinem Post auf seinem Instagram-Kanal distanziert, den er selbst bereits nach wenigen Minuten wieder gelöscht hatte. Er bedauere die Veröffentlichung des Beitrages und auch dessen negative Wirkung, gerade auch für den gesamten Verein.
Gegenüber dem Vorstand distanzierte sich El Ghazi in diesem Kontext auch deutlich von terroristischen Akten wie jenem der Hamas, der vor zwei Wochen zu einer erneuten Eskalation der Gewalt im Nahen Osten geführt hatte. Er betonte sein Mitgefühl mit den Opfern dieses Angriffs wie auch mit allen Opfern dieses Konflikts. Er verdeutlichte glaubhaft, dass er auch das Existenzrecht Israels nicht in Frage stellt.
Der Vereinsvorstand betonte gegenüber Anwar El Ghazi in den Gesprächen unmissverständlich, dass er das Bekenntnis seiner Angestellten zum Wertekanon des Vereins voraussetzt. Dies impliziert eine besondere Verantwortung gegenüber dem Staat Israel und dem jüdischen Volk, welche sich aus der deutschen Geschichte, aber auch der Vereinsgeschichte mit seinem jüdischen Vereinsmitbegründer Eugen Salomon herleitet.
Wirtschaftliche Stabilität und lebenslange Mitgliedschaft
Der 1. FSV Mainz 05 ist ansonsten bisher wirtschaftlich stabil. Sein Geschäftsjahr 2022/23 hat der Verein bei einem Rekord-Gesamtaufwand von 127,9 Mio. Euro mit einem Minus von 2,5 Mio. Euro nach Abzug der Steuern abgeschlossen, die vor allem aus den sportlichen Nachverpflichtungen in der Winter-Transferperiode resultieren.
Diese Zahlen präsentierte der Verein im Rahmen seiner turnusgemäßen Mitgliederversammlung in der MEWA ARENA. Die größten Erträge stammen dabei aus der Medienverwertung (53,7 Mio. Euro) sowie den Transferaktivitäten (29,8 Mio. Euro), dem gegenüber stand der größte Aufwand für das Personal der Lizenzspielerabteilung (43,6 Mio. Euro, inkl. sportliche Leitung, Staff etc.).
Bei einer Bilanzsumme von 68,7 Mio. Euro und einem Eigenkapital von 38 Mio. Euro lag die Eigenkapitalquote bei 55,3 Prozent.
Die rund 600 in Präsenz und digital teilnehmenden Vereinsmitglieder stimmten in der hybriden Versammlung zudem für die Einführung einer lebenslangen Mitgliedschaft, die vom Verein derzeit geplant wird und die 1905 Euro kosten soll. Darüber hinaus stimmten die Mitglieder für die beantragten Satzungsänderungen. Wichtigste Anpassung dabei: Der Verein kann seine turnusgemäße Mitgliederversammlung künftig bis Ende November abhalten und gewinnt damit mehr Luft für deren Vorbereitung und zeitliche Flexibilität.