Artikel aus der Allgemeinen Zeitung von Dennis Rink
Am Ende seines Rechenschaftsberichtes äußerte sich Harald Strutz zu seinen persönlichen Plänen. „Ich sehe mich künftig nicht in der Hauptamtlichkeit des Präsidenten oder Vorstandsvorsitzenden. Ich beabsichtige aber, als gewählter Präsident zu kandidieren“, sagte er vor 763 stimmberechtigten Anwesenden bei der Mitgliederversammlung des 1. FSV Mainz 05 In der Lounge der Opel Arena.
Er wolle mitverantwortlich für die Zukunft des Vereins sein, aber strebe nicht in das operative Geschäft. „Ich sehe mich nicht in der Rolle, acht Stunden am Tag im Büro zu sitzen“, sagte Strutz. Gleichwohl wolle er in der neuen Struktur kein „Grüßgott-August“ sein. „Ich habe diesen Verein geprägt. Das ist mein Lebenswerk“, betonte der 65-Jährige. Dennoch kündigte er seinen Abschied an, „und zwar in drei Jahren“. Danach soll dann wohl Schluss sein. Generell lege er sein Schicksal in die Hände seiner Mitglieder.
Und Harald Strutz gab noch weitere Einblicke. So habe er stets Christian Heidel als künftigen Präsidenten oder Vorstandsvorsitzenden gesehen, „dann bin ich aber von seinen Wechselgedanken überrascht worden“, sagte er. Nach dieser Nachricht hätte er erst einmal „klarkommen“ müssen. Seine Vorstandskollegen habe er viele Monate nicht informiert, „weil ich nicht wollte, dass am nächsten Tag etwas in den sozialen Netzwerken steht“.
Auch Fehler eingeräumt
Zuvor hatte Strutz in seinem Rechenschaftsbericht Stellung zu den Diskussionen rund um seine Person und die Kritik an der Arbeit des Vorstandes bezogen. Der Präsident räumte ein, im Zusammenhang mit der Dotierung seines Beratervertrages Fehler gemacht zu haben, weil der Vorstand diesen Vorgang nicht transparent genug gestaltet habe. In seinem Bericht begründete der 65-Jährige die Höhe seines Beratervertrages von 14.000 Euro mit dem Umfang seiner juristischen Tätigkeit und dem Ende der Beteiligung an seiner Kanzlei. Aufgrund des hohen Zeitaufwandes „hatte meine Kanzlei Einbußen in Höhe von 80 Prozent“. Es seien keine Mandanten mehr gekommen. „Also musste ich eine Regelung finden.“
Ursprünglich habe er sogar geplant, neben dem hauptamtlichen Manager Christian Heidel im Jahr 2005 auch als hauptamtlicher Präsident für den Verein tätig zu sein. „Wir wussten aber nicht, ob die finanzielle Tragkraft des Vereins dafür ausreicht.“ Deshalb habe er darauf verzichtet – und sich für eine Aufwandsentschädigung und den Beratervertrag entschieden. Das Honorar für seine juristische Beratung habe zu Beginn 6000 Euro betragen und sei im Laufe der Jahre immer weiter auf 14000 Euro erhöht worden. Die Höhe der Aufwandsentschädigung rechtfertigte er mit den enormen Präsenzpflichten bei verschiedenen Veranstaltungen und den Bundesligaspielen. „Das ist nicht immer nur Scampi-Essen, sondern auch absolutes Kalkül. Man ist einfach gebunden als Mensch.“
„Verletzt und erschüttert“
Auf vereinzelte kritische Nachfragen der Mitglieder im Rahmen der Aussprache reagierte Strutz teilweise unwirsch. Vor allem bei der Begründung, warum er sich erst bei der Mitgliederversammlung und nicht schon vorher geäußert hat. „Im Januar etwa war es für mich nicht die Zeit, mich zu äußern.“
Dafür äußerte sich Strutz zu seiner Person. Die mediale Berichterstattung habe ihn verletzt und erschüttert. „Es hat mich sehr erstaunt, dass die Presseberichterstattung mit einer solchen Wucht und ohne Vorwarnung losgetreten wurde“, sagte er. „Und was mich wirklich erschüttert hat ist, dass das viele Mainzer auch geglaubt haben.“ Er habe niemals ein Gehalt von einer Million Euro gefordert. Teile der Berichterstattung seien gelogen. „Verloren hat da nicht nur der Präsident, nicht nur der Vorstand, sondern der gesamte Verein.“
In der Diskussion um die neue Struktur des Vereins sprach sich Strutz für einen starken Aufsichtsrat und einen starken Vorstand aus. „Über die Personen werden wir im November diskutieren.“ Und auch über die Zukunft von Harald Strutz.