Mitte November wurde bekannt, dass der Publizist und Autor Navid Kermani den Thomas-Mann-Preis 2024 für sein erzählerisches und essayistisches Werk erhalten wird, „das mit analytischer Brillanz und mitfühlender Anteilnahme Zeitgenossenschaft auf eine Ebene gehoben hat, die in der Gegenwartsliteratur ihresgleichen sucht“, so die Preisstifter. Am 11. Dezember liest er im Großen Haus des Staatstheaters aus seinem neuesten Roman „Das Alphabet bis S“ über eine iranischstämmige Schriftstellerin, die sich als weibliches Alter Ego von Kermani lesen lässt, auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs und zugleich am Tiefpunkt ihres Lebens. Ihre Ehe ist gescheitert, die Mutter gestorben, und plötzlich ist auch der Lebensentwurf als Intellektuelle in Frage gestellt. Denn der sah vor, dass der Mann sich um Kind und Haushalt kümmert, während sie sich um das Elend der Welt sorgt. Halt bieten die Bücher, aber auch einzelne, noch so unscheinbare Augenblicke, die gegen den Schrecken, die Trauer und die Scham bestehen. Virtuos verknüpft Kermani die Grundfragen unserer Existenz, Geschlecht, Krieg und Vergänglichkeit, mit dem Alltäglichsten. So wie seine Heldin ist auch sein Buch ein Solitär: Roman und Journal, ein Fest der Literatur.