Direkt zum Inhalt wechseln
|

Landtag kehrt ins Deutschaus zurück – Eröffnung am 8. September

Luftbilder Deutschhaus, Foto: Torsten Silz

Nach knapp sechs Jahren umfangreicher Sanierungsarbeiten wird der rheinland-pfälzische Landtag wieder in das Deutschhaus am Rhein zurückkehren. Am 8. September soll das Gebäude mit einer parlamentarischen Eröffnungsveranstaltung sowie einem parlamentarischen Abend und am Freitag, 10. September mit einem „Tag des offenen Landtags“ eingeweiht werden. Im Anschluss finden regelmäßige Führungen für die Öffentlichkeit statt und auch das Restaurant ist wieder für Besucher geöffnet.
Wermutstropfen sind die erneut gestiegenen Kosten. Sie beziffern sich nun auf 73 Mio. Euro. Vor sechs Jahren war man noch von 55 Mio. Euro ausgegangen … Zu den Überraschungen zählt auch ein neu entdeckter unterirdische Kriechgang zwischen den beiden Kavaliershäusern an der Hofeinfahrt. Die Folge: Ein anderes Fundament musste eingebaut werden. 

Das historische Deutschhaus wurde seit Anfang 2016 unter dem Motto „Bauen für die Demokratie“ nachhaltig saniert. Während dieser Zeit tagte das Landesparlament in der Steinhalle des Landesmuseums und pandemiebedingt in der Rheingoldhalle. Gründe für die Sanierung des in die Jahre gekommenen Deutschhauses waren insbesondere die nicht vorhandene Barrierefreiheit, Mängel beim Brandschutz, bei Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sowie eine veraltete Technik und marode Leitungen. Nachdem das Deutschhaus im Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstört wurde, war es 1951 nach nur 153 Tagen wiedererrichtet worden. Erbaut wurde das Gebäude für den Mainzer Erzbischof und Kurfürsten Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg. Als Hochmeister des Deutschen Ordens ließ er eine seinem Stand angemessene Repräsentationsstätte errichten. Zwischen 1729 und 1740 entstand am Rhein der moderne Barockbau, der bis heute Deutschhaus genannt wird.

Während der jetzigen Sanierungsphase wurde das Gebäude bis auf die Außenmauern komplett entkernt und neu errichtet. Vor allem wurde das Gebäude mit moderner Medientechnik ausgestattet und schafft für Besucher ein neues Raumerlebnis. Durch die hufeisenförmige Konstruktion der Tribüne für Besucher und Medienschaffende wurde eine verstärkte Nähe zum parlamentarischen Geschehen geschaffen. Bei der Sanierung wurden rund 13 Kilometer Kabel verlegt, rund 47 000 Kubikmeter Rauminhalt wurden saniert beziehungsweise neu gebaut und rund 100 Bauarbeiter waren im Schnitt pro Tag im Einsatz.

Transparenz, Moderne, Offenheit

„Mit dem sanierten Deutschhaus ist ein attraktiver, moderner und zeitgemäßer Ort der Demokratie entstanden, in dem sich Geschichte, Gegenwart und Zukunft verbinden“, freute sich Landtagspräsident Hendrik Hering. Ein Leitmotiv der Sanierung sei laut dem aus der Pfalz stammenden Architekten Professor Linus Hofrichter gewesen, das Gebäude und den Plenarsaal mit nur wenigen unterschiedlichen Materialien transparent und zeitlos zu gestalten, die Historie zu würdigen und ein neues modernes Ambiente zu schaffen.

Landtagspräsident Hendrik Hering zeigte sich zufrieden, dass  – ungeachtet der komplexen Schwierigkeiten des Bauens in einem historischen Bestand, Anforderungen des Denkmalschutzes und der Archäologie sowie der besonderen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Bau –  sich der Zeit- und Kostenplan in einem vertretbaren Rahmen bewege. Die Sanierung des Landtags sei in die größte und längste Hochkonjunktur in der Bauindustrie seit dem Zweiten Weltkrieg mit enormen Preissteigerungen sowie Fachkräfte- und Rohstoffmängeln und Unterbrechungen von internationalen Lieferketten gefallen. Vor diesem Hintergrund dankte Landtagspräsident Hendrik Hering dem bauausführenden Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung Rheinland-Pfalz sowie dem Architekten Professor Linus Hofrichter und seinem Team, dass sie dieses besondere Großbauprojekt trotz der erheblichen Widrigkeiten engagiert, kompetent und erfolgreich gemeistert hätten. Die Gesamtkosten der Landtagssanierung belaufen sich laut aktuellen Berechnungen auf 73 Mio. Euro. Die reinen Baukosten liegen gegenwärtig bei rund 58 Mio. Euro.

Derzeit laufen im und um das Gebäude noch Restarbeiten, technische Fertigstellungen und verschiedene Inbetriebnahmen. Gegen Ende der Sommerferien wird das Gebäude von der Landtagsverwaltung mit dem Landtagspräsidenten und der Direktorin beim Landtag an der Spitze wieder bezogen werden. Die Hambacher Fahne wird Anfang September in den Plenarsaal des Deutschhauses zurückkehren und auch das Kunstwerk „Drei Fahnen“ des Berliner Künstlers Michael Sailstorfer soll vor der offiziellen Gebäudeöffnung am Mittag des 8. September eingeweiht werden.

Erste Plenarsitzung Ende September

„Wenn uns die Corona-Pandemie keinen Strich durch die Rechnung macht, sollen dann am 22. und 23. September die ersten beiden Landtagssitzungen im sanierten Deutschhaus stattfinden“, sagte Hendrik Hering. Ab September wird das neue Landtagsrestaurant wieder seine Türen öffnen und auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. „Der Landtag will vor allem ein offenes Haus sein, und wir freuen uns schon sehr auf viele Besucher, sei es bei Plenarsitzungen, im Rahmen unserer vielfältigen Besuchs- und Bildungsprogramme oder einfach nur als Gäste in unserem Landtagsrestaurant“, sagte der Landtagspräsident.

Bildnachweis: Landtag Rheinland-Pfalz/Torsten Silz