In einem gemeinsamen Positionspapier weist der Landesmusikrat Rheinland-Pfalz, der Bundesverband Musikunterricht Landesverband Rheinland-Pfalz und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz auf die desolaten Zustände bzgl. Musikunterricht an rheinland-pfälzischen Schulen hin. Die Inhalte:
Das Fach Musik steht in Rheinland-Pfalz derzeit vor erheblichen Problemen, die dazu führen, dass Schüler:innen in den genannten Bildungszweigen eine (frühe) musikalische Grundbildung, die der Grundstein für musikalisch-kulturelle Teilhabe in der gesamten Bildungsbiographie ist, verwehrt wird, was zu zunehmender Bildungsungleichheit führt.
Die Wiedereinführung der oben genannten Studiengänge mit dem Ziel der Qualifikation künstlerisch, fachlich und pädagogisch kompetenter und engagierter Lehrer:innen stellt einen zentralen Baustein für die Lösung der folgenden Probleme dar:
Die rheinland-pfälzischen Grundschulen leiden unter einem erheblichen Mangel an ausgebildeten Musiklehrkräften.
Musikunterricht wird an den Grundschulen des Landes häufig fachfremd erteilt. Darauf macht unter anderem eine Studie des Deutschen Musikrats und der Bertelsmann-Stiftung aufmerksam, die den Anteil des fachfremd erteilten Musikunterrichts an Grundschulen auf 60,6 Prozent schätzt – in Wahrheit dürfte er noch deutlich höher liegen. Mit der Schließung des Studiengangs
in Landau ist die Zahl der Studierenden für das Lehramt Musik deutlich zurückgegangen; die Absolvent:innen fehlen nun vor allem im Süden von Rheinland-Pfalz. Deutlich wird dies unter anderem anhand der Tatsache, dass die Fachleiter:innen an den Studienseminaren
hier seit einigen Jahren nahezu keine Lehramtsanwärter:innen mehr ausbilden (nachweisbar durch entsprechende Befragungen des BMU) und dass in der Folge fast keine Musiklehrer:innen den Schuldienst aufnehmen. Die Einstellung vollständig ausgebildeter Musiklehrer:innen an Grundschulen ist unverzichtbar, wenn die fachspezifische Unterrichtsqualität im Fach Musik gesteigert werden soll und die Bildungsziele, die der Teilrahmenplan Musik Grundschule formuliert, in unserem Bundesland flächendeckend erreicht werden sollen. Alle Kinder sollten von der Chance profitieren können, bereits in der Grundschulzeit Zugang zu kultureller bzw.
musikalischer Bildung und Teilhabe zu erlangen, was nicht möglich ist, wenn die personelle Ausstattung einen qualitätsvollen Musikunterricht nicht zulässt. Auch die Qualität des fachfremd erteilten Unterrichts profitiert nachweislich, wenn wenigstens eine ausgebildete Musiklehrkraft als Teil des Kollegiums für entsprechende Support-Strukturen sorgen kann. An zahlreichen Grundschulen in Rheinland-Pfalz unterrichtet allerdings keine einzige grundständig ausgebildete Musikfachkraft. In der Grundschule werden wichtige Grundlagen für das Fach Musik in allen weiterführenden Schulen gelegt, zudem bereichern breit aufgestellte musikalische
Aktivitäten auch das Schulleben.
An Realschulen plus besteht ein besonders hoher Bedarf an Musiklehrer:innen.
Das Bildungsministerium sieht an Grundschulen, Realschulen plus und an Gymnasien einen mittel- bis längerfristigen Bedarf an ausgebildeten Musiklehrkräften; an Realschulen plus ist im Fach Musik auch der Quereinstieg möglich. Dies zeigt, dass auch hier ein erheblicher Bedarf an Lehrer:innen besteht, die das Fach schulformspezifisch für die Sekundarstufe I entwickeln, sodass Jugendliche hier eine musikalische Bildung erhalten, die jener an anderen weiterführenden Schulen gleichkommt.
Es findet landesweit keine Ausbildung von Musiklehrkräften für das Lehramt an Förderschulen mehr statt.
Da in Koblenz kein Studium der Sonderpädagogik möglich ist und der Fachstudiengang Musik in Landau auslief, werden gegenwärtig in ganz Rheinland-Pfalz keine Musiklehrkräfte für das Lehramt an Förderschulen mehr ausgebildet. Gerade das Fach Musik bietet aber nachweislich besondere Möglichkeiten der Vermittlung integrativ-ganzheitlichen Erlebens und der Entwicklungsförderung.
1 Auch im Bereich der Inklusion eröffnen sich hier besondere Perspektiven, und zwar vor allem an den rheinland-pfälzischen Schwerpunktschulen (Grundschulen, Realschulen plus und Integrierten Gesamtschulen), an denen beeinträchtigte und nicht beeinträchtigte Schüler:innen gemeinsam lernen. Dass das Fach Musik an keinem Standort in Rheinland-Pfalz als Schwerpunkt im Sonderpädagogik-Studium belegt werden kann, stellt einen entscheidenden Standortnachteil für das gesamte Bundesland dar, denn es gehen interessierte und qualifizierte Studienbewerber:innen an benachbarte Standorte wie Köln, Frankfurt oder Heidelberg verloren. In Anbetracht insgesamt sinkender Einschreibungen in allen Studienfächern besteht hier eine Möglichkeit des Gegensteuerns.
Die Einstellung ausgebildeter Musiklehrer:innen trägt generell dazu bei, die Arbeit der fachfremd unterrichtenden Kolleg:innen zu unterstützen, sie ermöglicht aber auch die Realisierung von Kooperationen mit außerschulischen Partnern wie z.B. Musikverbänden und Musikschulen, insbesondere mit Blick auf das etablierte Ganztagsschulwesen. Eine Wiedereinrichtung dieser dringend benötigten Studiengänge würde sich dementsprechend auch fruchtbar auf das Laienmusizieren auswirken und für viele Kinder, die sonst keinen Zugang zu Musik haben, Teilhabechancen eröffnen und die Teilhabegerechtigkeit steigern.
Im Rahmen des Studienangebots zur Grundschulpädagogik sind in Landau noch Dozent:innen des früheren Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik tätig. Die Ausbildung von Fachlehrkräften erfordert allerdings zusätzlich die Einrichtung einer entsprechenden Professur. Aus den genannten Gründen setzen wird uns nachdrücklich für die Wiederaufnahme der Ausbildung von Musiklehrkräften in Landau ein und sind gerne zu weiterführenden fachlichen Gesprächen bereit.