von Michael Jacobs (Artikel aus der Allgemeinen Zeitung)
MAINZ – Das KUZ nimmt neuen Kurs. Nachdem sich die Kauf-Pläne der Geschäftsführer wegen immenser Sanierungskosten zerschlagen haben, soll nun ein gemeinsam von KUZ-Förderverein und Stadtspitze erarbeitetes Positionspapier der Traditions-Kulturstätte an der Dagobertstraße den Weg in die Zukunft ebnen. Ziel sei es, das KUZ als breite Kulturbasis in Mainz zu etablieren und die kulturelle Vielfalt zu bündeln, sagte die Fördervereinsvorsitzende Eva Grimm-Süß bei der Vorstellung der Ideensammlung. In ein zukunftsfähiges Konzept sollen neben den derzeitigen Geschäftsführern auch kulturelle Interessengruppen und lokale Initiativen eingebunden werden.
Als erster Schritt einer Neuausrichtung wurde der Mietvertrag mit der Stadt zum 31. Dezember 2014 gekündigt, der KUZ GmbH bleibt allerdings eine Übergangsfrist bis Ende 2015. Noch in diesem Jahr soll das Eigentum an KUZ und Beamtenhaus von der Stadt an die Zentrale Beteiligungsgesellschaft (ZBM) selbst oder eine ihrer Gesellschaften übertragen werden, um die Basis für ein Sanierungskonzept (für den Lärmschutz werden zirka eine Million veranschlagt) zu schaffen.
Ebling sieht KUZ dauerhaft gesichert
Die vorgelegten Gelder, da sind Oberbürgermeister Michael Ebling, Finanzdezernent Günter Beck und Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte zuversichtlich, spiele der künftige Betrieb wieder ein. Perspektivisch könne das Haus ohne Subventionen eine schwarze Null schreiben, sagte Ebling, der mit den neuen Rahmenbedingungen das KUZ dauerhaft am traditionellen Standort gesichert sieht. „Das KUZ soll KUZ bleiben – gerade auch als Kontrast zu den Glas- und Betonfassaden des Winterhafens“.
Wie ein Neubeginn unter dem Dach der ZBM inhaltlich, organisatorisch und personell genau aussehen soll, blieb noch weitgehend offen. Dies solle nach Vorstellungen des Fördervereins „skuzessive und nachsichtig“ erfolgen. Denkbar wäre die Einrichtung einer Projektgruppe oder eines runden Tisches, an dem die die unterschiedlichen Kulturgruppen ein gemeinsames Konzept erarbeiten könnten, meint Grimm-Süß.
Feststeht , dass die die drei Geschäftsführer einvernehmlich Ende 2015 ausscheiden. Unbestritten sei die Lebensleistung des altgedienten KUZ-Trios, das den historischen Backsteinbau in den 1980er zur Keimzelle der Alternativbewegung gemacht und damit auch Stadtgeschichte geschrieben habe, sagte Beck. Auch die Förderveinsvorsitzende zollte den Noch-Geschäftsführern Respekt. Es bestehe weiterhin die Option, über 2015 hinaus auf freiwilliger Basis mit befristen Verträgen in ihrer jeweilige Sparte weiterzuarbeiten.
KUZ 2.0-Kosmos
„Das KUZ steht auf neuen Beinen“, sagte Sitte. Mit welchem Betreibermodell es in die Zukunft marschiert, müsse jetzt im Detail diskutiert und erarbeitet werden. Der Förderverein jedenfalls hat ein ganzes Paket an Vorschlägen parat, wie man unter Einbeziehung lokaler Kulturinitiativen weiter am Profil feilen kann. Über die Beteiligung der Initiativen an einer Ausweitung des Angebots könnte ein KUZ-Kulturbeirat entscheiden. Auf der Agenda stehen neben den Klassikern wie Rock-, Kleinkunst- oder Tanzveranstaltungen auch Familienfestivals, kulturelle Bildungsangebote für Jugendliche, ein wöchentlicher Erzeugermarkt oder Open-Air-Programmkino.
Nach einer umfassenden Sanierung könnten Räume der ehemaligen Garnisionswäscherei zudem als Kulturquartier genutzt werden mit gezielter Vermietung an Kreative oder Vereine. Im künftigen KUZ 2.0-Kosmos gibt es aber auch Platz für Gastronomie, Messefläche, Jung-Designer oder Ausstellungsräume für Kunstschaffende. Mit der Idee eines offenen Wohnzimmers zwecks gegenseitigem Austausch der Initiativen rannte Grimm-Süß bei Beck allerdings offene Türen ein: Das habe es schon in den ersten KUZ-Tagen gegeben. Bestes „Back to the Roots“.
Foto: Sascha Knopp