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Kippt das Zentrenkonzept? – Fortführung der Diskussion um die „Einkaufsstadt Mainz“

Neue Impulse für die Diskussion um die Zukunft der Innenstadt – das erwarten die Stadt , die Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen (IHK) und der Einzelhandelsverband Mittelrhein-Rheinhessen-Pfalz von einem neuen Gutachten. Die Untersuchung, die Prof. Dr. Jörg Funder im Auftrag der IHK erstellt hat, will das Augenmerk vor allem darauf lenken, dass der Online-Handel und ein verstärkter Standortwettbewerb die bestehenden Stadtentwicklungskonzepte auf den Prüfstand stellen.
Das Gutachten attestiert der Innenstadt eine attraktive Ausgangssituation, registriert aber auch einen Kaufkraftabfluss in den vergangenen 15 Jahren. Sprich: Die Mainzer haben Geld, um einzukaufen, aber sie geben es nicht in Mainz aus. Wiesbaden und Frankfurt werden zunehmend attraktiv, aber natürlich vor allem der online-Handel.
Mögliche Ansätze zur Verbesserung sieht Prof. Funder unter anderem in der Lockerung des Zentrenkonzepts und der Entwicklung eines Mobilitätskonzepts, das den motorisierten Individualverkehr stärker berücksichtigt.Der Einzelhandelsverband der Innenstadt sieht das jedoch kritisch und auch andere Städte wie Wiesbaden beneiden Mainz darum.

Einen besonderen Akzent legt Prof. Funders IHK-Gutachten auf mangelnde Erreichbarkeit der Innenstadt. Darüber klagen nicht nur mehrheitlich die 25 Prozent Besucher aus dem Umland, sondern auch zunehmend Bewohner aus den Stadtteilen. Im Brennpunkt der Kritik stehen Umfragen Funders zufolge die Parkgebühren, denn noch nutzen zwei Drittel der Umlandbesucher das Auto, um Besorgungen in der Stadt zu machen. Für 59,2 Prozent der Befragten waren zu hohe Parkgebühren ein Haupthemmnis, um sich für einen Mainz-Bummel zu entscheiden.

Die Vollversammlung der IHK hatte die politischen Entscheidungsträger der Stadt im April 2017 aufgefordert, die Initiative zu ergreifen. IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster erinnert: „Nach dem Rückzug des Großinvestors ECE kam es großen Teilen der Wirtschaft darauf an, die gewünschte Modernisierung der Ludwigsstraße möglichst schnell umzusetzen. Zugleich sollte für die Stadt ein zeitgemäßes und ausgewogenes Verkehrskonzept für den fließenden und ruhenden Verkehr entwickelt werden.“

Als einen Beitrag zur Debatte hatte die Kammer das Gutachten bei Prof. Funder beauftragt. IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz blickt voraus: „Wir wollen jetzt mit der Stadt und dem Einzelhandel an einem Runden Tisch konstruktiv die Ergebnisse des Gutachtens bewerten und Perspektiven der Umsetzung erarbeiten. Nur gemeinsam können wir die Einkaufsstadt Mainz voranbringen.“

Oberbürgermeister Michael Ebling: „Ich bin froh, dass wir im vergangenen Jahr den Dialog mit der IHK über die Zukunft des innerstädtischen Einzelhandels und das Zentrenkonzept begonnen haben. Das vorgelegte Gutachten ist eine wichtige Diskussionsgrundlage für die weiteren Gespräche mit allen Beteiligten am Runden Tisch und für die Beratungen in den städtischen Gremien. Der Zeitpunkt ist genau richtig: Die Innenstadt wird durch die umfangreichen Investitionen in die Neugestaltung der Bahnhofstraße und den Umbau der Großen Langgasse eine deutliche Stärkung erfahren und mit dem Eigentümerwechsel des Karstadtgebäudes ist in die Entwicklung der Ludwigsstraße wieder eine große Dynamik eingekehrt.“

Jan Sebastian, Präsident des Einzelhandelsverbandes Mittelrhein-Rheinhessen-Pfalz, sagt: „Wir haben alle das gleiche Anliegen, eine attraktive Innenstadt. Durch die Bündelung und Auswertung aller Studien der Stadt, der IHK und des Einzelhandelsverbandes hat Professor Funder uns mit seinem Gutachten eine perfekte Basis für weitere Gespräche geschaffen.“

Prof. Dr. Jörg Funder ist Dozent für Unternehmensführung im Handel und geschäftsführender Direktor des Instituts für Internationales Handels- und Distributionsmanagement (IIHD) an der Hochschule Worms.