Viel wurde diskutiert zur großen Mainzer Shopping Mall auf der Ludwigsstraße. Der Hamburger ECE Konzern wollte groß um und in Karstadt bauen. Eine Bürgerinitiative aber auch die Stadt wehrte sich gegen zuviel Verkaufsfläche. Nun, nach vielen Monaten steigt ECE aus und verkauft den Großteil seiner Anteile an der Karstadt Immobilie an den Ingelheimer Projektentwickler Molitor (Gemünden Bau) plus die Sparkasse Rhein Nahe, die zusammen die Gesellschaft „Rhein Nahe Immobilien“ (RNI) führen. So kommt frischer Wind in die „Entwicklung“ der Ludwigsstraße, denn RNI gehört bereits die Deutsche Bank Immobilie rechts neben Karstadt. Wenn nun auch das Bistum Mainz seine Immobilie links neben Karstadt verkauft, kann und wird RNI das komplette Areal neu entwickeln. Alle Eigentümer und Akteure haben sich auf eine gemeinsame Absichtserklärung verständigt, die dem Stadtrat am 27. September vorgelegt wird:
Karstadt bleibt dazu bestehen, denn hier gilt noch ein Mietvertrag die nächsten 10 bis 15 Jahre. Karstadt Sport und vor allem die Pavillons sollen aber komplett abgerissen werden. (Außer der Pavillon wo Stadtbalkon drin ist. Dessen Eigentümer hat noch nicht verkauft).
Anstatt Karstadt Sport entstehe ein Wohn- und Geschäftshaus mitten in der Stadt, direkt neben McDonalds und Hans im Glück Burger.
Da wo die Pavillons stehen, sollen mehrere Geschäftsflächen/-gebäude (siehe blassrosa Gebäude) hochgezogen werden, die dann jedoch bis kurz an den Rand vor der Straße reichen. Dafür will die Stadt Mainz ihre Flächen zwischen den Pavillons abgeben. Es entsteht zusammen mit Karstadt (11.000 qm) schließlich eine Gesamtverkaufsfläche von 17.000qm. Das ist etwa die Hälfte der Fläche, die damals ECE haben wollte.
Karstadt und das Parkhaus bleiben also erst einmal erhalten. Auch die unschöne Überbauung der Fuststraße wird entfernt.
Das Deutsche Bank-Gebäude wird weiter genutzt, die Deutsche Bank bleibt Mieter auf einem stark reduzierten Flächenanteil vor Ort.
Die Foto Oehling / Gutleut-Immobilie auf der anderen Straßenseite ist nicht im Bebauungsplan enthalten, obwohl auch sie zum Teil RNI gehört.
Aus Sicht der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen eröffnen sich nun wieder Zukunftsperspektiven für den Standort Mainz. IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz ist zuversichtlich: „Die Einigung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Mainz sich als Einzelhandelsstandort mehr denn je gegen die Konkurrenz benachbarter Städte durchsetzen muss. Jetzt bietet sich die Möglichkeit, den Mainzer Einzelhandel wieder in eine führende Position im Rhein-Main-Gebiet und in Rheinhessen zu hieven.“
Der IHK-Hauptgeschäftsführer appelliert an den Stadtrat, die gemeinsame Absichtserklärung aller beteiligten Grundstückseigentümer wie geplant am 27. September zu verabschieden und damit den geplanten Kauf abzusichern: „Fünf Jahre nach dem Einstieg eines auswärtigen Investors sollten jetzt alle Innenstadt-Akteure den Erwerb durch ein regionales Unternehmen als Chance begreifen und gemeinsam nach vorne schauen.“
Das Investitionsvolumen für das Gesamtprojekt kann bis um die 100 Mio. Euro betragen.
Die ÖDP kritisiert: „Dass die Stadt als erstes ihre Grundstücke zwischen den Pavillons weggibt und dann eine Bebauung folgen soll, die den im LudwigsstraßenForum manifestierten Wunsch nach Kleingliedrigkeit nicht realisiert, ist schlicht rücksichtlos im Hinblick auf den bereits beschlossenen Konsens“ sagt ÖDP Stadtratsmitglied Dr. Prof. Felix Leinen.
Die schon 2013 entwickelten Leitlinien zur Bebauung der Ludwigsstraße sollen nun mit dem vom Investor vorgelegten Rahmenplan vereinbart werden. Dabei stellt sich für die ÖDP die Frage inwieweit die schon beschlossenen Leitlinien überhaupt verhandelbar sein dürfen. „Wir sind gegen die Veräußerung der öffentlichen Plätze und für mehr Transparenz in den Verhandlungen um die neuen Pläne“, fordert Dagmar Wolf-Rammensee, Sprecherin für Wirtschaft und Einzelhandel.
Die Kerninhalte der Absichtserklärung nochmal in Kurzform:
• Städtebauliche Aufwertung durch eine standortgerechte urbane Funktionsmischung mit Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie und Wohnnutzungen
• Gesamtverkaufsfläche von 17.000 m² (Ohne die Verkaufsflächen des Pavillons Gutenbergplatz 2)
• Erhaltung und ggf. Umbau des Karstadt-Kaufhauses
• Erhalt des Parkhauses
• Das ehemalige Gebäude Karstadt Sport wird zusammen mit dem Grundbesitz des Bistums am Bischofsplatz zu einem Wohn- und Geschäftshaus entwickelt, inkl. gefördertem Wohnungsbau
• Die Stadt bringt ihre Flächen zwischen den Pavillons in die gemeinsame Entwicklung ein
• Die Stadt betreibt ein Bebauungsplanverfahren für den Bereich zwischen Gutenbergplatz und Weißliliengasse, incl. des Pavillons Gutenbergplatz 2
• Im Zuge der Umsetzung werden Architekturwettbewerbe ausgelobt
• Die Entwicklung wird in städtebaulichen Verträgen fixiert
• Die Öffentlichkeit wird in geeigneter Form einbezogen
• Die weitere Planung soll auf dem vom Investor vorgelegten Rahmenplan (Faerber Architekten, 17.08.2017) sowie der o. a. Beschlusslage des Stadtrates aufbauen.
Die wesentlichen Inhalte dieses Rahmenplanes sind:
• Das ehemalige Deutsche Bank Gebäude wird im Bestand weitergenutzt; die Deutsche Bank selbst bleibt als Mieter auf einem stark reduzierten Flächenanteil vor Ort. Weitere Büroflächen sind an Dritte vermietet.
• Das Karstadt-Kaufhaus und das Parkhaus werden erhalten, insofern ist davon auszugehen, dass auch die über mehrere Etagen bestehende bauliche Verbindung zwischen beiden Gebäuden weiterhin bestehen bleibt. Eine mögliche Verbindung über die „Hintere Präsenzgasse“ wäre unter diesen Rahmenbedingungen somit himmelsoffen nicht möglich.
• Die bestehende Andienung soll nach den aktuellen Vorstellungen des Vorhabenträgers erhalten bleiben – die Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radfahrer ist daher im weiteren Planungsprozess zu prüfen.
• Die Pavillons entlang der LU werden auf die abgestimmte Höhe von 12,50 m gebracht. Die Pavillonzwischenräume sollen wie in den bisherigen planerischen Vorstellungen bebaut werden – sobald die Stadt hier ihre Grundstücke eingebracht hat. Einen Bebauung zwischen Fuststraße und Weißlilienengasse bzw. nordöstlich der Fuststraße darf nur in einem Zug realisiert werden; eine bauliche Veränderung lediglich einzelner Pavillons ist nicht zulässig.
• Die bestehende Überbauung der Fuststraße wird weggenommen.
• Das ehemalige Gebäude Karstadt Sport wird vermutlich zusammen mit dem Grundbesitz des Bistums am Bischofsplatz zu einem Wohn- und Geschäftshaus inkl. geförderten Wohnungsbaus entwickelt.
• Der Pavillon Gutenbergplatz 2 wird aktuell nicht Teil der Planung der PGW sein können – befindet sich jedoch im räumlichen Geltungsbereich eines zukünftigen Bebauungsplanes.