Direkt zum Inhalt wechseln
|

Im sensor Test: Grillen & Metzger in Mainz

Grillen in Mainz Volkspark Afghanische Lammspiesse 002 für SENSOR Mai 2014_web
von Andreas Coerper

Pünktlich zum Wonnemonat Mai sind wir losgezogen, uns einen Überblick über das Mainzer Angebot an Grillgut und -plätzen zu verschaffen. Was Grillplätze betrifft, sind die Möglichkeiten überschaubar. Familiengeführte Metzgereifachbetriebe gibt es dagegen reichlich, mit einer internationalen Auswahl für jeden Geschmack und Geldbeutel.

Mainzer Grillplätze

Innenstadtnah können im Hartenbergpark durch einen Anruf beim Minigolfclub Mainz, Tel. 387073, Grillhütten zu 10 Euro, Plätze zu 7,50 reserviert werden. Als Kaution für einen Grillrost müssen 50 Euro hinterlegt werden. Die Saison beginnt zu den Osterferien und endet im Oktober. Man kann auch einfach so hinten im Park grillen. Tolle Aussicht und Ambiente im Sommer.

Der vom Grünamt verwaltete Grillplatz im Volkspark ist mietfrei. Unter der Kontaktadresse volker.klein@ stadt.mainz.de können dennoch Termine angefragt und reserviert werden. Als Kaution für einen Grillrost sind 100 Euro fällig.

Für Schweigsame attraktiv ist der für 25 Personen und maximal sechs Stunden Grilldauer für eine Verwaltungsgebühr von 20 Euro zu mietende Draiser Grillplatz. Verboten sind laute Musik, Notstromaggregate, Musikanlagen. Um 22 Uhr muss der Platz sauber verlassen sein, da sonst die Kaution von 40 Euro einbehalten wird.

„An der Lochsteig“ in Ebersheim kann für 15 Euro und eine Kaution von 100 Euro ebenfalls ein Grillplatz gemietet werden. In einem Vertrag mag die Nutzung von Musikwiedergabegeräten erlaubt werden… Müll muss ebenfalls mitgenommen werden, Säcke werden gestellt. Wird der Platz verdreckt verlassen, ist die Kaution futsch, außerdem droht eine Vertragsstrafe. Kosten für Säuberung und Herrichtung werden dem Mieter in Rechnung gestellt.

Revierleiter Stefan Dorschel vom Forstrevier Lenneberg vermietet ganzjährig für 50 Euro eine Hütte für bis zu 35 Personen, eine Schubkarre Buchenholz inklusive. Zur warmen Jahreszeit gibt’s Wasser und eine Toilette, im Winter nur Donnerbalken, Strom nie. Unter www.lennebergwald. de stehen übersichtlich alle Details, Belegungsplan eingeschlossen. Bis November ist die Hütte ausgebucht. Außerdem ist auf der Seite eine Liste weiterer Plätze veröffentlicht, auch in Hessen.

Der Schwenkgrill in dem schönen mit Sitzbänken, Schirmen, Kinderspielplatz, Toiletten ausgerüsteten Vereinsgarten der Mombacher Maletengarde (www.mcg-maletengarde. de) am Landschaftsschutzgebiet Gonsbachtal ist für 1 Euro pro Person unter der Telefonnummer 686836, bei Fr. Heucher, Mittwoch- Sonntag (wenn verfügbar) schnell reserviert. Der Grill wird selbst, mit vorhandenen Reinigungsbesen, gereinigt. Wen das stört, zahlt 20 Euro für den Service. Alle Lebensmittel müssen, Teller und Besteck sollten mitgebracht werden. Günstige kalte und warme Getränke verkaufen und servieren Gardemitglieder ohne Uniform. Pappteller wie Plastikbesteck kosten 1,20 Euro pro Set. Ab 22 Uhr ist Ruhe, gegen 23 Uhr Schluss.

So klein das Angebot, ist Spontaneität nahezu ausgeschlossen. Was also tun? Im Jahr 2007 erzwangen olfaktorisch hochbegabte Bewohner der Taunusstraße, ein von der Stadt verhängtes, absolutes Grillverbot am dortigen Rheinufer. Kurz darauf wies Mainz zwei offizielle Grillplätze rechts und links der Theodor-Heuss Brücke aus: einer direkt an der Straße, der andere in der Alten Holzschleiframpe am Ufer. Beide Orte stehen in krassem Gegensatz zur angestrebten Attraktivität der Landeshauptstadt. Zum Glück ist Grillen am Winterhafen weiterhin von der Verwaltung geduldet. Es ist eine Lust, an dem von alten Bäumen beschatteten, parkähnlichen Ufer in der Sonne zu liegen, auf einer Slackline der Schwerkraft zu trotzen, während Frachtschiffe auf der größten Schifffahrtsstraße Europas gemächlich stampfend vorbei ziehen. Man trifft sich mit Freunden um gemütlich, fast in der Altstadt zu grillen. Manche wollen den Verlauf des Abends nicht durch den Rücktransport des Grills beeinträchtigen. Auch der Verpackungsmüll des im allerletzten Moment erstandenen Grillguts ist eher lästig. So beschäftigt sich das Grünamt nach jedem sonnigen Tag damit, bis zu drei Kubikmeter Müll aufzusammeln; Kronkorken, Glassplitter aus der durch Einweggrills schachbrettartig verbrannten Rasenfläche zu picken. Wie lange die Stadtverantwortlichen das witzig finden, steht in den Sternen. Die Duldung kann jederzeit ohne großartigen Verwaltungsakt widerrufen werden, ganz ohne dass die Bewohner der schicken neuen Wohnungen am Winterhafen übermenschliche Fähigkeiten entwickeln. Warten wir es ab.

Mainzer Metzger (unsere Empfehlungen)

 „Jeder Verbraucher hat die Möglichkeit zu überlegen, was möchte ich. Wenn ich von vornherein sage ich will billig, mir isses egal wo es eigentlich herkommt. Mir wolle heut Abend irgendwas uff de Grill haue, sind wir als Fachgeschäfte der falsche Ansprechpartner. Wenn Sie allerdings sagen, ok, ich brauche nicht jeden Tag Fleisch, ich möcht aber wisse, dass das Fleisch was ich esse aus der Region kommt, dass das von kleinen Bauernhöfen kommt, wo die Tiere als Geschöpf groß geworden sind. Ohne Wachstumsbeschleuniger, Zusätze, Antibiotika und was es da gibt, garantieren wir als Fachgeschäft.“ sagt Peter Walz von der Metzgerei Walz in Mombach. In dem als einem der 400 besten Metzgereien in Deutschland ausgezeichneten Betrieb kostet das Kilo Schwenksteaks (5 Stk.) um 10 Euro, ein Kilo Bratwurst um 8 Euro. Selbstverständlich sind auch Dryaged Beef, vorgegarte Rinderrippen, Spareribs, oder auf Bestellung ganze Schweine im Angebot. Von der Schönbergstraße im Vorort ziehen wir weiter in die Innenstadt. Was deutsche Familienbetriebe betrifft, ist das Grillangebot ähnlich: Schwenksteaks, Bratwurst, Bauchfleisch, Rindersteak. Gewürzt wird verschieden.

Bei Riechardt in der Klarastrasse geht Wurst in Thüringer und Nürnberger Originalzubereitung unter anderem Namen über den Tresen. Ebenfalls in der Klarastraße, Ecke Emmeransstraße, verkauft Herr Soudani im RIF-Oriental Market leckere Merguez-Würstchen, das Kilo zu 8,90 Euro. Merguez sind etwas schärfer, aus einem Teig aus Rind- und Lammfleisch. Im täglichen Angebot sind die Würstchen auf deutsche Geschmackspapillen kalibriert. Auf Bestellung erhält man feurig marokkanisch gewürzte. Das Kilo entspricht einer Menge von mindestens 20 Stück. Oliven, Schafskäse und Frischgemüse runden das Angebot ab.

Ein Katzensprung westlich in der Mittleren Bleiche 11 eröffnete in ehemals von einem Discounter genutzten Räumen der familiengeführte, türkische GÜNAY-Supermarkt. An der fünf Meter langen Frischfleischtheke hat man die Qual der Wahl. Gewürztes Rinder- und Lammhackfleisch für Köfte und Adana-Sis, Lammkoteletts- und rücken, Lammkeule, Lammrippchen, Kalbsschnitzel. In einem eigenen Raum liegen frische Süß- und Salzwasserfische auf Eisschneebergen in überwältigender Auswahl. Alle Mitarbeiter beraten freundlich und qualifiziert. Ein Kilo Lammkoteletts kostet 15 Euro, das Kilo Lammkeule 8 Euro, Fisch zu Tagespreisen. Besonders groß ist die Grillauswahl Freitag und Samstag. Es lohnt früh einzukaufen, da türkische Familien gerne viel und in großen Gruppen grillen. Im Gemüsesortiment liegen Kochbananen, die in Schale befeuert als leckeres Dessert, oder mit Chili gewürzt, gebratenes Fleisch ersetzen können. Bananenblätter, um Fisch schonend zu grillen, gibt’s beim Asiaten des Vertrauens.

Den kürzesten Weg vom Einkauf zum Grillvergnügen legt man vom sensationellen Mainzer Wochenmarkt zurück. Dienstag, Freitag und Samstag hat man mit wenigen Schritten alles zusammen. Neben klassischen Metzgern steht am Markt auch ein Wagen von Geflügel-Wagner. Der kennt seine Vögel zwar nicht persönlich, weiß aber von deren tiergerechter, Genfutter- freien Aufzucht. Kaninchenkeulen liegen ebenfalls in der Theke, ein früher Einkauf ist ratsam. Der Wagen nebenan ist mit „Delikat-Essen“ beschrieben. Würste und Braten vom lockigen Odenwälder Wollschwein, lecker. Sind die dort angebotenen Bioprodukte ausverkauft, wählt einige Meter weiter die Bio-Landmetzgerei Korschelt. Korschelts sind seit 1998 Mitglied im Bioland-Verband. Die Preise für ökologisch produzierte Fleischprodukte liegen ungefähr 20 Prozent über denen aus konventioneller Aufzucht. Kurzum: Es ist unnötig, Discountware billigst in Massen zu erstehen. Neben unverantwortlichen Mengen anfallenden Verpackungsmülls, schnurrt das Fleisch von Turbotieren auf einen Bruchteil des Kaufgewichts zusammen. Der Einkauf im Fachgeschäft ist teurer, durch die hohe Qualität bleibt am Ende von weniger mehr. Für Mensch, Tier und Umwelt.