von Kirsten Strasser (Artikel aus der Allgemeinen Zeitung)
In dem eisigen Wind, der übers Rathausplateau fegt, steht Henry und schlottert demonstrativ am ganzen Körper. Doch immerhin – er friert für die gute Sache. Für das Fünf-Kilo-Hündchen soll Frauchen künftig 186 Euro im Jahr zahlen. Während der Stadtrat im warmen Rathaus sitzt und irgendwann die Erhöhung der Hundesteuer beschließen wird, stehen 20, 30 Leute und etwa ein Dutzend Hunde vorm Rathaus im Freien, um noch einmal ihren Unmut gegen die Steuererhöhung kundzutun. Verhindern werden sie sie nicht mehr. „Aber wir wollen noch mal Flagge zeigen“, sagt Katrin Prang, die schon mehrere Demos gegen die Hundesteuererhöhung organisiert hat. (Foto: Andreas Coerper)
Silke Kirschbaum ist eine der Demonstrantinnen. Sie wird bald „Balou“ aus dem Tierheim holen und zu sich nehmen – davon bringt sie auch die erhöhte Steuer nicht ab. Warum sie auf die Straße geht? „Weniger aus Mitleid mit den Hundehaltern, die jetzt mehr zahlen müssen“, sagt die Mainzerin. „Aber die Hunde, die im Tierheim sitzen und jetzt weniger Chancen auf Vermittlung haben, tun mir leid.“
„Sehr ungerecht“
Sabine Rüdiger hat derweil ihren Henry in einen Wollschal eingewickelt und Tochter Louisa in den Arm gedrückt. Auch sie findet die neuen Steuersätze „Sehr ungerecht“. Besonders leid tun ihr Rentner, die sowieso schon jeden Cent umdrehen müssen. „Für die ist es wirklich hart.“ Richtig tief in die Tasche müssen künftig die „Kampfhunde“-Halter greifen, für sie gilt eine Sondersteuer.
Ruth Göppert vom Verein „Soka Run“macht schon mal Werbung für eine Demo am 7. April auf dem Gutenbergplatz, auf der die Abschaffung der „Rasselisten“ gefordert werden soll – auf diesen ist aufgeführt, welche Hunderassen „gefährlich“ sind.
Stadtrat beschließt Erhöhung
„Im Grunde wollen wir, dass Mainz nicht nur für Hundebesitzer, sondern für alle Menschen attraktiver wird“, sagt Kathrin Prang in ihrer Ansprache. Das beinhalte nicht nur Rechte (wie die geforderten Auslaufflächen und Kotbeutelstationen), sondern auch Pflichten für die Hundehalter: Chipregistrierung des Hundes, verpflichtende Haftplichtversicherung und Mitnahme von Kotbeuteln. Die Überwachung sollen nach Vorstellung Prangs die Kräfte des Ordnungsamts übernehmen. „Während sie den ruhenden Verkehr überwachen, können sie ein Auge darauf haben, ob Hundehalter Kotbeutel dabei haben und auch von ihnen Gebrauch machen – und ob der Hund überhaupt angemeldet ist.“
Zukunftsmusik. Am Mittwoch beschloss der Stadtrat erst einmal die Erhöhung der Hundesteuer auf 186 Euro für den ersten und auf 216 für jeden weiteren Hund. Besitzer „gefährlicher Hunde“ zahlen die Sondersteuer in Höhe von 600 Euro. Die Beratung über Freilaufflächen wurde in die Ausschüsse verwiesen.