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Heute TV Duell Beck – Glöckner

aus der Allgemeinen Zeitung Mainz

Von Markus Lachmann

Vor rund 50 Jahren läuteten John F. Kennedy und Richard Nixon in den USA die Ära der TV-Duelle ein. Nixon fiel vor allem durch sein starkes Schwitzen auf – und Kennedy gewann haushoch. Zwar geht es nicht um den US-Präsidentenposten, sondern „nur“ um das Ministerpräsidentenamt in Rheinland-Pfalz. Spannend er dürfte es aber dennoch werden: Erstmals treffen am Mittwochabend Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und Julia Klöckner (CDU) im Fernsehen direkt aufeinander (SWR-Fernsehen, 16. März, 20.15 bis 21.15 Uhr).

Das Duell, moderiert von SWR-Chefredakteur Fritz Frey, verspricht Unterhaltung, auch wegen des ungleichen „Paars“: Der erfahrene, ausgebuffte Sozialdemokrat tritt gegen die junge, moderne Konservative an, der Landesvater gegen die Ex-Weinkönigin.

Die Atompolitik dürfte das dominierende Thema im TV-Duell sein

Es geht um viel, anderthalb Wochen vor der Landtagswahl: Lange sahen die Umfragen das rot-grüne Lager vorne, doch dann holte Schwarz-Gelb auf. Das war allerdings vor der Katastrophe in Japan und der anschließenden Atomdebatte in Deutschland. Die CDU ist in die Defensive geraten und kaum einer glaubt, dass Klöckner, Ex-Mitglied der Bundesregierung, das Ruder noch herumreißen kann.

Die Atompolitik dürfte deshalb das dominierende Thema im TV-Duell sein. Weitere Punkte werden Bildungspolitik, Brückenprojekte und Bürgerbeteiligung, Finanzen und Skandale sein. Affären haben beide großen politischen Lager vorzuweisen: Die SPD den Nürburgring, das Schlosshotel und den Richterstreit, die CDU die illegale Wahlkampffinanzierung und das Dauersorgenkind Michael Billen. Es bedarf keiner hellseherischen Künste, um vorherzusagen, dass Klöckner den Ministerpräsidenten wegen der Skandale scharf angreifen wird. „Sie wird versuchen, ihn zu provozieren“, heißt es im Lager der Sozialdemokraten. Ob Beck, ähnlich wie beim Forum von IHK und Handwerkskammern vor zwei Tagen, dabei leicht die Contenance verlieren wird, ist eher nicht zu erwarten, zumal das Duell ohne Publikum stattfindet.

Von Beck wiederum erwarten politische Beobachter, dass er Klöckner beim Thema Atomkraftwerk-Laufzeiten stellen wird – hat doch die Union unter dem Eindruck von Japan einen geradezu atemberaubenden Schwenk hingelegt.

Beck darf die erste Frage des Moderators beantworten, Klöckner die letzte

Jedes Detail beim TV-Duell muss stimmen. Das Klöckner-Lager legte im Vorfeld großen Wert darauf, dass die CDU-Kandidatin rechts steht – womöglich wegen der Schokoladenseite, vermuten die Genossen. Klöckner wird von der Mainzer Modedesignerin Anja Gockel eingekleidet.
Beck, so wurde es ausgehandelt, darf die erste Frage des Moderators beantworten, dafür Klöckner die letzte Frage. Eine Stoppuhr läuft jeweils mit, sodass beide Politiker exakt die gleiche Zeit zum Antworten haben. Spickzettel sind nicht erlaubt, allerdings dürfen sich die Kontrahenten Notizen machen.

Spannend wird es auch nach der Sendung: Dann beginnt der Kampf um die Deutungshoheit – es ist bereits jetzt vorherzusehen, dass beide politischen Lager das Duell als gewonnen ansehen.