Der Name täuscht ein wenig. Denn „Die Waffel“ in der Augustinergasse bietet zwar süße Waffeln mit Toppings, legt ihren Schwerpunkt aber auf afghanische Küche. Inhaber Mujib Arash erklärt: „Der ursprüngliche Plan war, nur Waffeln zu verkaufen.“ Die Idee kam aus einem Urlaub in Ostfriesland, wo es ein solches Restaurant gibt. In Wiesbaden kam das aber überhaupt nicht gut an, weswegen Mujib sich entschloss, das Angebot auf afghanisches Essen auszuweiten, das Land aus dem er und seine Familie stammen: „Die Rezepte kommen alle von meiner Mutter. Ich habe die in Wiesbaden noch selbst gekocht.“ Als das Restaurant erfolgreicher wird, gibt er das Kochen an einen Angestellten ab, auch um zu expandieren. Heute gehören ihm drei Restaurants: „Die Waffel“ am Wiesbadener Michelsberg, „Das Gegenüber“ an gleicher Stelle und seit vergangenem Jahr „Die Waffel“ in Mainz. Mujib springt immer noch als Kellner ein, wenn einmal einer seiner 12 Mitarbeiter ausfällt.
Preiswert, schnell und lecker
Seit der Eröffnung im vergangenen Jahr scheint „Die Waffel“ bei den Mainzern gut anzukommen. Mujib setzt auf „preiswert, schnell und lecker“. Während die Waffeln zwischen zwei und vier Euro kosten, kann man Eintöpfe, Kumpir und gefüllte Naan für unter sechs Euro verzehren. „Ich will, dass es einem Familienvater nicht weh tut, seine Kinder zum Essen einzuladen“, sagt Mujib, der weiß wovon er spricht. Sein viertes Kind ist gerade unterwegs. Auch eine schnelle Bedienung und Zubereitung gehört dazu. Das Geheimnis liegt darin, dass die afghanische Küche aus vielen Eintöpfen und Soßen bestehe, die man gut warmhalten kann. Auch die Kartoffeln für das Kumpir, die von einem Bauern aus Erbenheim kommen, werden den Tag im speziellen Ofen erwärmt. Trotzdem werde alles frisch zubereitet, verspricht Mujib. „Bei uns gibt es keine Fertigprodukte oder Gewürzmischungen.“ Und auch die Portionen können sich sehen lassen.
Schlichtes, gemütliches Ambiente
„Die anderen Läden in der Stadt, die versuchen eine Mischung aus hip und schick zu finden, werden für mich immer mehr zum Einheitsbrei“, sagt Mujib. Bei seiner Einrichtung setzt er daher auf einfach, klassisch und bequem. Man soll sich wohlfühlen, wie zuhause. Mujib redet gerne mit den Gästen, ist immer höflich und freundlich. „Wer kein Menschenfreund ist, ist auch kein guter Gastronom“, ist seine Meinung. Mit Menschen hat Mujib schon immer gerne gearbeitet. Er, der ursprünglich eine Lehre im Einzelhandel gemacht hat und bei der Post und in einem Hotel arbeitete. Nur früh aufstehen sei nie sein Ding gewesen. Nach Deutschland kam er 1986 mit sechs Jahren. „Mir wurde nichts geschenkt im Leben. Wenn man mit seinem eigenen Restaurant erfolgreich werden will, muss man sich stark zurücknehmen.“ Als er 2003 seinen ersten Laden in Wiesbaden eröffnete, hat er zur Finanzierung sein Auto verkauft und war sogar wieder bei seiner Mutter eingezogen. Die ersten beiden Jahre habe er nichts verdient. Doch nun liebt er es sein eigener Chef zu sein und bereut bis heute nichts. Die drei Lokale laufen gut und gelten gerade unter jungen Leuten als Insider- Tipp. „Die Waffel“ lockt dabei auch mit „To-Go“-Angeboten. Einfach mal ausprobieren!
Rezept: Kumpir
Den Ofen auf 180° vorheizen. Dann die Kartoffeln für etwa 40 Minuten in den Ofen geben, bis sie innen schön weich sind. Die Kartoffeln aus dem Ofen holen und vorsichtig so in der Mitte durchschneiden, dass sie an der unteren Hälfte noch zusammenhalten. Das Kartoffelinnere vorsichtig mit einem Löffel herausschaben und mit einer Handvoll Goudakäse, einem Teelöffel Butter und einer Prise Salz vermengen. Nach Belieben Mais, rote Bohnen, Rotkohl, Oliven oder Hirtenkäse dazugeben und wieder auf die geschnittene Kartoffel geben. Am besten mit Crême Fraiche und frischem Koriander anrichten.
Text Nora Cremille Fotos Daniel Rettig