Direkt zum Inhalt wechseln
|

Dr. Treznok kann die Welt nicht retten!


„1 Packung = 1 Impfdosis“ habe ich gestern gelesen. Im Waschraum unseres Wohnbau-Hauses lugte das obere Drittel eines unbekannten Behältnisses aus dem Abfalleimer heraus, und dort stand dieser merkwürdige Text. Im Haus wohnen viele Mitarbeiter der nahe gelegenen Uni-Klinik, aber medizinische Produkte bei den Waschmaschinen sind ungewöhnlich, dachte ich und zog den leeren Behälter aus dem Eimer. Unvorstellbar, dass diese 1-Liter-Plastikflasche eine Impfdosis enthalten sollte!

Erst jetzt las ich den Schriftzug einer bekannten Waschmittelmarke und begriff, dass es sich nicht um Abfall aus dem Krankenhaus handelte. Es ging darum, dass man mit dem Kauf dieses Flüssig-Waschmittels eine Impfung durch irgendeine Hilfsorganisation mitbezahlt. Irgendwie war ich irritiert und nahm die leere Flasche erstmal mit.

Das erinnert mich an das Bier und den Regenwald. Wenn man genug Bier einer bestimmten Marke kauft, dann pflanzt man damit automatisch Bäume. Ein guter Freund hat mal ausgerechnet, wie viele Kisten Bier man trinken muss, um den ganzen Amazonas zu retten. Als er mir das Ergebnis mitteilen wollte, war er allerdings so betrunken, dass ich ihn nicht mehr verstehen konnte. Da ich grundsätzlich kein Bier trinke, kann ich dem Regenwald sowieso nicht helfen. Das ist zwar traurig, aber bei Bier mache ich keine Kompromisse.

Die Werbung verspricht uns, dass wir unbeschwert genießen und damit die Welt ein bisschen besser machen können. Indem wir Markenprodukte kaufen, retten wir Eisbären und stoppen den Klimawandel. Leider mag ich Eisbären genauso wenig wie Bier, sodass diese Werbestrategien bei mir ins Leere laufen. Mit Impfungen allerdings kenne ich mich zu wenig aus. Es wäre wunderbar, wenn wir keine Polioerkrankungen mehr hätten und die schwarze Pest uns in Ruhe ließe. Andererseits könnte man auch irgendeine Schweinegrippe erfinden, damit uns die Transhumanisten Nanoroboter unter die Haut spritzen, um uns in willenlose Sklaven zu verwandeln. Auf der Waschmittelflasche stand darüber zwar nichts, aber das muss nichts heißen.
Unabhängig von der Art der Impfung müssen sieben Milliarden Flaschen Waschmittel gekauft werden, wenn man alle Menschen mit Impfungen versorgen will. Ich habe schon überlegt, den Freund anzurufen, der das mit den Bierkästen ausgerechnet hat. Vielleicht kann er herausfinden, wie viel Wäsche gewaschen werden muss, damit alle Menschen gesund und glücklich werden. Ich möchte mir das aber lieber gar nicht erst vorstellen. Außerdem ist mir die Waschmittelmarke zu teuer, und ein klein wenig schiele ich ja auch misstrauisch auf die Zwangsimpfungen der Transhumanisten.

Also habe ich heute früh die leere Plastikflasche wieder in den Müll geworfen und beschlossen, mich an den Waschmittel-Impfungen nicht zu beteiligen. Vielleicht werde ich eines Tages, wenn die Krankenkasse außer Sterbehilfe nichts mehr finanziert, dringend eine Impfung benötigen und dann keine bekommen, weil ich zu wenig Wäsche gewaschen habe. Dieses Risiko gehe ich jedoch ein. Es ist zwar schön, den Regenwald zu bewahren oder weltweit Polio auszurotten, aber es sieht so aus, als wäre ich dafür nicht der Richtige, weil ich die falschen Produkte kaufe. Eigentlich schade, denn ich möchte natürlich auch gern jeden Tag ein bisschen besser werden, aber unter diesen Bedingungen kann ich zur Rettung der Welt nicht viel beitragen. Ich hoffe, meine Leser sind nicht allzu enttäuscht von mir …

www.texthoelle.de