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Doch keine offene Treppe vom Rheinufer zum Rathaus?

Schon länger steht eine Öffnung der Rathaus-Mauer zum Rheinufer in der Diskussion, nämlich durch eine Treppe. Mit der könnte man direkt vom Ufer hoch auf den Rathausplatz, statt wie bisher umständlich an der Seite entlang. Im Zuge der Rathaus-Sanierung könnte das Projekt verwirklicht werden, doch nun lehnt die Denkmalfachbehörde der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) dies ab und unterbreitet einen Gegenvorschlag: Statt einer große Treppe soll die Mauer erhalten bleiben. Rechts die kleine Treppe könnte man verbreitern und links ebenfalls einen Zugang schaffen. Doch dagegen laufen so manche Sturm. Auf Anfrage der Allgemeinen Zeitung sagte der OB, eine solche Treppenanlage böte die große Chance, den Jockel-Fuchs-Platz endlich mit mehr Leben zu füllen. „Bislang ist der Platz ein Ort, an dem man keine Lust hat zu verweilen.“ Mit einer großen Freitreppe, ähnlich wie am Malakoff-Park, könnte der Platz ein Treffpunkt auch für junge Leute werden, andere Uferbereiche würden etwas entlastet. „Der Standort ist ideal, da es hier keine Anwohner gibt, die gestört werden können“. Außerdem wäre es möglich, eine schräg zu den Stufen verlaufende, barrierefreie Verbindung zwischen der Platz- und der Promenaden-Ebene zu schaffen – „ähnlich wie bei den Treppen vorm Staatstheater.“ Der OB setzt auf weitere Gespräche zwischen den Beteiligten – und die Parteien nehmen schon einmal vorsorglich Stellung:

Die Mainzer SPD-Stadtratsfraktion erachtet die neuesten Einwände der Denkmalfachbehörde gegen eine sogenannte Freitreppe hin zum Rheinufer als wenig bürgernah, sondern vielmehr als recht realitätsfern. „Der Jockel-Fuchs-Platz mit seiner exponierten Lage als Verbindungsstück zwischen Rhein, Rathaus und Domplatz ist in seiner derzeitigen Form weder für Touristen noch für die Mainzerinnen und Mainzer selbst einladend. Viele Einzelheiten dieses großen öden Betonareals waren bereits in der Vergangenheit, und damit vor allem gerade auch in Anbetracht des Klimawandels heutzutage, wenig praktikabel. Es ist den Menschen kaum noch vermittelbar, warum alles so bleiben soll wie es ist“, kommentieren die Fraktionsvorsitzende Alexandra Gill-Gers und die baupolitische Sprecherin Christine Zimmer die Sperrhaltung der Denkmalfachbehörde. „Es mag sein, dass Arne Jacobsen damals vielleicht tatsächlich eine Art Bastionscharakter für den Bereich im Sinn hatte, doch ist dieser besagte Charakter des Ensembles im Alltag höchstens für Expert*innen und das eher nur von der anderen Rheinseite aus erkennbar. Für alle anderen wirkt der Bereich aus der Nähe einfach nur lieblos mit wenig Aufenthaltscharakter bzw. für manch eine*n sogar stark befremdlich mit einigen Angsträumen gespickt“, erklären die beiden SPD-Stadtratsmitglieder weiter. „Genau diese negativen Aspekte gilt es jetzt durch die historische Chance im Zuge der Rathaus- und Parkhaussanierung sowie der gesamten Rheinuferneugestaltung zu nehmen. Daher ist die SPD-Stadtratsfraktion auch weiterhin ganz klar für eine Aufwertung des Areals, verbunden mit einer für alle ersichtlichen und insbesondere zugänglichen Freitreppe.“ Für die Zeit der Rathaussanierung wünscht sich die SPD-Fraktion eine Baustelleninformation, wie bei der Sanierung des rheinland-pfälzischen Landtages geschehen, um das Rathaus und den Platz davor den Menschen (historisch) zu erklären und gleichzeitig näher zu bringen. „Wir schätzen die fachliche Arbeit der Expert*innen der Denkmalfachbehörde sehr, die oftmals wichtige Impulse zum Erhalt unseres Kulturerbes und des Stadtcharakters beigetragen hat und freuen uns über den weiteren Meinungsaustausch mit ihnen. Doch in der Frage über die zukünftige (Aus-)Gestaltung des Jockel-Fuchs-Platzes endet unserer Meinung nach ihr Verantwortungsbereich an den Eingangstüren des Rathauses, weswegen wir nochmals sehr darum bitten möchten, sich einer Neugestaltung des Areals nicht weiter zu versperren“, appellieren Gill-Gers und Zimmer abschließend.

Freitreppe am Rathaus muss kommen!
Die FDP Stadtratsfraktion hält an ihrer Forderung nach einer Freitreppe vom Jockel-Fuchs-Platz zum Rheinufer fest, obwohl sich die Denkmalfachbehörde GDKE gegen eine mögliche weiträumige Öffnung ausgesprochen hat. Peter Strokowsky, baupolitischer Sprecher der Mainzer Freidemokraten begründet die Notwendigkeit der Freitreppe: „Eine großzügige Freitreppe muss kommen. Die gefühlt fast vollständige Abschottung des Rathausplateaus und die Kappung der wichtigen Wegebeziehung zwischen Brandzentrum und Rheinufer muss überwunden werden. Dies ist nicht nur weitverbreiteter Wunsch in der Bürgerschaft, dies ist auch aus städtebaulicher Sicht notwendig, um die triste Ödnis des Rathausvorplatzes zu beseitigen.“ Dem Ansinnen des Denkmalschutzes, den Bastionscharakter der Rheinfront zu bewahren, müsse aus unserer Sicht entschieden widersprochen werden. Der Vorschlag der Behörde, die vorhandene Treppe am bisherigen Standort geringfügig zu erweitern, sei in keiner Weise geeignet, den Zugang vom Rathaus und den Rheingoldhallen zum Rhein großzügig zu öffnen. „Den Denkmalbehörden zu entsprechen, hieße, die große Chance zu verspielen, einen weiteren Schritt der Öffnung der Altstadt zum Rhein hin zu schaffen. Nachdem bereits die Planungen zur Rathaussanierung ganz erheblich von den – auch kostentreibenden – Belangen des Denkmalschutzes beeinflusst werden, erwarten wir, dass sich die Behörden bei der Neugestaltung der Treppenanlagen zurücknehmen“, betont Strokowsky. „Es wäre niemandem zu vermitteln, würde das Ergebnis des damaligen architektonischen Zeitgeschmacks der siebziger Jahren jetzt nicht korrigiert werden, zumal bereits seit einigen Jahren ein gelungener Gestaltungsvorschlag als Ergebnis eines Wettbewerbs zu diesem Thema vorliegt“. Auch der Fraktionsvorsitzende, David Dietz, kann dem Ansinnen der GDKE nichts abgewinnen. „Der Jockel-Fuchs-Platz führt ein trostloses Nischendasein und könnte aufgrund seiner Lage doch einer der aufregendsten Plätze als Verbindung der Altstadt zum Rheinufer werden. Der Wunsch, den Rathausvorplatz derart abgeschottet zu blassen passt in graue Vorzeiten. Bei allem Verständnis für den Denkmalschutz, darf sich gerade an der Stelle keine Verhinderungspolitik durch die GDKE einschleifen.“